Renault Mégane R.S.: Verlockender als Sirenen

Sportliche Kompaktklasse aus Frankreich

Renault Mégane R.S.: Verlockender als Sirenen
Renault bringt die dritte Generation des Mégane R.S. © AG/Flehmer

Renault Sport bringt die dritte Generation des sportlichen Mégane auf den Markt. Die Speerspitze der kompakten Baureihe lockt den Fahrer stets zu fahrerischen Hochgenüssen.

Die Steigerungsraten erinnern stark an das SUV-Segment. Die trendigen Geländegänger haben in den letzten zehn Jahren ihren Absatz mehr als verdreifacht. Ebenso im Trend liegen die High Performance-Modelle in der Golfklasse. Also die sportlichen Speerspitzen im C-Segment, die allein in Deutschland von 25.800 Einheiten im Jahr 2012 auf 106.500 neu zugelassene Modelle im vergangenen Jahr anstiegen.

Als bereits gesetzter Vertreter gilt der Renault Mégane R.S, der zum Marktstart im Jahr 2004 noch fast allein war auf weiter Flur. Die ab April erhältliche dritte Generation muss sich dagegen mit einer Vielzahl von Mitbewerbern auseinandersetzen. Die Attribute, die die sportliche Abteilung der Franzosen dem neuen Kompaktsportler mitgegeben hat, wappnen den Mégane R.S. für das Rennen um Marktanteile.

Breitere Kotflügel für den passenden Auftritt

Auch in diesem Segment ist der optische Auftritt dabei von besonderer Wichtigkeit. Renault lässt deshalb designerische Elemente aus der Formel 1 in die sportliche Kompaktklasse fließen. So ist der geteilte Kühlergrill mit der Rhombe in der Mitte und angedeutetem Diffusor aus der Königsklasse des Motorsports entnommen. Die Nebelscheinwerfer im Zielflaggen-Design sorgen ebenso für eine eigenständige Lichtsignatur wie die lang gezogenen Frontscheinwerfer.

Im Vergleich zum normalen Serien-Mégane verstärkt der Mégane R.S. dank um sechs Zentimeter ausgestellter Kotflügel vorn sowie um 45 Millimeter breiterer Flügel hinten den dynamischen Anspruch. Die um fünf Millimeter tiefer gelegte Karosserie wird von einem speziellen Felgendesign eingerahmt. Luftauslässe hinter den vorderen Kotflügeln runden die sportliche Seitenlinie ab. Das Heck dominiert ein großes Endrohr, das in den Heckdiffusor integriert wurde. Die Lichtsignatur folgt dabei der neuen Design-DNA der Franzosen, die mit dem Talisman vor zwei Jahren gelegt wurde.

Fehleranalyse per Monitor

Das Cockpit des Renault Mégane R.S. Foto: AG/Flehmer
Sportlich geht es auch im Renault Mégane R.S. zu. Foto: AG/Flehmer

Innen setzt sich der sportliche Charakter fort. Alu-Pedalerie, rote Ziernähte, Schaltwippen hinter dem Lenkrad, das per roten Band die Nullstellung anzeigt, unterstreichen den Unterschied zum gemeinen Mégane. Die Schalensitze, die auch etwas breiter gebaute Personen ohne Probleme aufnehmen, schmiegen sich optional mit Alcantara-Leder an den jeweiligen Körper heran.

Den Monitor in der Mitte des Armaturenbretts hingegen gibt es auch im Serien-Mégane, allerdings verfügt das System über bestimmte Spezifikationen hinsichtlich der sportlichen Ambitionen des Topmodells. Neben der Einstellung bestimmter Fahrmodi bis hin zum Race-Modus mit ausgeschaltetem ESP kann auch eine Fahranalyse über das Display angezeigt und in den öffentlichen Netzwerken gepostet werden. Wer seinen Fahrstil verbessern möchte, kann die verschiedenen Daten zunächst aber auch privatim behandeln.

Renault Mégane R.S. als ständige Verlockung

Die Seitenansicht des Renault Mégane R.S. Foto: AG/Flehmer
Dickes Endrohr und Heckdifusor dürfen beim Renault Mégane R.S. nicht fehlen. Foto: AG/Flehmer

Die Analyse verstärkt den Appetit auf die Rennstrecke, wenn der 1,8 Liter große Turbo-Benziner seine 279 Pferde loslassen kann. Das auch schon in der Alpine A110 eingesetzte Aggregat muss im Mégane R.S. knappe 1,5 Tonnen vorantreiben. 390 Newtonmeter, die bei 2400 Umdrehungen anliegen, verschaffen dem Kompaktsportler eine Sprintfähigkeit von 5,9 Sekunden. Bei 255 km/h endet der Spaß.

Doch die Höchstgeschwindigkeit ist nicht das Ziel der Gefühle. Die Beschleunigung in Verbindung mit der direkten Lenkung und einem gut eingestellten Fahrwerk zaubert dem Fahrer mehr als ein Lächeln auf das Gesicht. Während auf dem Rennkurs die physikalischen Grenzen mit dem zehn Prozent strafferen Cup-Chassis ausgetestet werden, fällt es auf der Landstraße schwer, die vorgeschriebenen Tempolimits mit der normalen Sport-Version einzuhalten. Denn der Twin-Scroll-Turbo fordert und fordert immerzu, das Gaspedal doch herunterzudrücken, um sportlich die nächste Kurve anzugehen. Und der Fahrer erliegt schneller den Forderungen des Motors als Odysseus den Klängen der Sirenen.

Genauer Preis fehlt noch

Die Allradlenkung 4Control unterstützt die Kurvenhatz des Fünftürers. Spaß bereitet dabei sowohl das manuelle Sechsgang-Getriebe als auch die optionale Doppelkupplung. Die Stoßdämpfer mit hydraulischem Endanschlag schützen auch die Knochen älterer Mitbürger. Denn der Mégane R.S. ist sportlich straff, aber nicht zu hart eingestellt. Selbst in den sportlichen Modi werden Unebenheiten der Straße zwar wahr, aber nicht übel genommen. Und das Blubbern beim Herunterschalten des Motors sowie die künstlich hergeleiteten Fehlzündungen sorgen für die stimmige akustische Untermalung.

Dass der Verbrauch dabei den niedrigen zweistelligen Bereich erreicht, sollte nicht verwundern. Die auf der Rolle erzielten 7,2 Liter können jedenfalls nur von denen erreicht werden, für die der Mégane R.S. die falsche Wahl ist. Die anderen sollten etwa 35.000 Euro parat halten. Die genauen Preise stehen noch nicht fest und werden derzeit noch in einer Spanne zwischen 33.000 und 36.000 Euro angegeben. Angesichts der neuen Ausstattung – auch mit Fahrsicherheitsassistenten – wird der Mégane R.S. eher die obere Grenze ansteuern. Was in diesem Segment aber weiterhin ebenso wenig ein Argument ist wie bei den noch stärker wachsenden SUV.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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