Renault Mégane E-Tech: Entspannt an die Ostsee

Renault Mégane E-Tech: Entspannt an die Ostsee
Renault verspricht für den Mégane E-Tech Electric eine Reichweite von 450 Kilometer. © Mertens

Eines kann man Renault mit Blick auf den Mégane E-Tech Electric nicht vorhalten: fehlenden Mut beim Design. Und auch sonst hinterlässt der Franzose einen stimmigen Eindruck.

Das Crossover-Modell der Franzosen ist attraktiv gestaltet – von Langeweile keine Spur. Dabei haben es die Designer nicht übertrieben. Der Mégane E-Tech ist modern gezeichnet, übertreibt es aber nicht mit dem Hang zur Modernität: Das Marken-Design bleibt auch bei der Elektrovariante des Kompaktklassemodells erhalten – und das ist gut so. Schließlich will man die Kundinnen und Kunden nicht mit einer zu expressiven Designsprache überfordern und damit verprellen.

Das Team um Designchef Laurens van den Acker hat hier – bis auf ein paar Details (dazu später mehr) – einen guten Job gemacht. Dass ist auch nötig, denn das Kompaktklassemodell tritt auch gegen den VW ID.3 an, der gerade früher als geplant ein Facelift erhalten hatte. Damit reagierte VW auf die Kritik seiner Kundschaft an der Verarbeitung, Software, aber auch dem Design. In keinem dieser Punkte muss sich Renault Gedanken machen, etwas falsch gemacht zu haben. Im Gegenteil: Der Innenraum ist qualitativ auf einem hohen Niveau, die Materialien sehen gut aus – und fühlen sich in unserem Testwagen mit der Ausstattungsvariante Techno auch so an.

Gute Sprachsteuerung und Navi

Das Cockpit des Renault Megane E-Tech mit dem großen Mitteldisplay. Foto: Renault

Der Fahrer fühlt sich hinter dem Lenkrad auf den straff, aber nicht unbequem gepolsterten Sitzen wohl. Hinter dem Lenkrad blickt er auf ein hochauflösendes Digitaldisplay. Neben dem Lenkrad befindet sich der 12 Zoll große Touchscreen des Infotainment- und Navigationssystems. Renault setzt dabei auf das Betriebssystem Android und schnelle Prozessoren. Besonders gut gefällt das Google-Maps-Navigationssystem. Es arbeitet nicht nur flott, sondern lässt sich auch intuitiv bedienen – und das gilt auch über die tadellos funktionierende Sprachsteuerung.

Bei der Eingabe des Ziels wird die Fahrerin oder der Fahrer gleich darüber informiert, ob es mit der derzeitigen Ladeleistung der Batterie erreichbar ist. Falls nein, kann man Ladestopps hinzufügen. Das Gute daran: Bei der Auswahl wird einem der Ladestand der Batterie beim Erreichen der Ladestation angegeben. Ein solcher Routenplaner ist bei vielen anderen Herstellern leider noch kein Standard.

Schlechte Rundumsicht

Wenn es denn im Innenraum etwas gibt, was störend ist, dann ist es die schlechte Rundumsicht. Der Blick nach hinten ist durch das minimalische Heckfenster kaum möglich: beim Einparken muss man sich auf die Rückfahrkamera und die 360 Grad-Kamera verlassen. Während Fahrer und Beifahrer ausreichend Platz vorfinden, geht es im Fond aufgrund der abfallenden Dachlinie etwas beengter zu. Zudem ist der Blick für die Fondpassagiere durch die kleinen Fenster. Und auch das Kofferraumvolumen von 389 Litern ist nur Durchschnitt.

Wenig zu kritisieren gibt es an den Fahrleistungen des Renault Mégane E-Tech Electric, den wir mit der 60 kWh starken Batterie mit einer Leistung von 218 PS gefahren sind. Dank seines niedrigen Schwerpunkts liegt der 4,20 Meter lange Mégane satt auf der Straße, selbst von schnellen Kurvenfahrten lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Das fühlt sich alles gut an, auch wenn die Lenkung feinfühliger reagieren könnte. Das Fahrwerk ist auf Komfort ausgelegt.

Kein Hang zur Sportlichkeit

Ladestopp mit dem Renault Mégane E-Tech Electric an der EnBW-Station in Kavelstorf. Foto: Mertens

Doch wer meint, dass sich der Mégane E-Tech Electric mit seinen 218 PS starken Frontmotor besonders sportlich bewegen lässt, irrt, auch wenn er den Sprint von 0 auf 100 km/h in flotten 7,6 Sekunden zurücklegt. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 160km/h.

Er ist nicht für die sportliche Gangart gemacht, sondern für das komfortable Reisen, wie wir auf unserer Tour von Berlin nach Ahrenshoop an der Ostsee getestet haben. Wobei wir bei der Reichweite sind. Bei der Abfahrt zeigte der Bordcomputer bei vollem Füllstand eine Reichweite von 343 Kilometer an. Eigentlich hätte das locker für die Strecke an die Ostsee reichen müssen, doch 40 Kilometer vor dem Ziel haben wir bei einem SOC von zehn Prozent doch noch sicherheitshalber einen Ladestopp an der neuen EnBW-Ladestation in Kavelstorf eingelegt. Bei einstelligen Außentemperaturen lag unser Verbrauch bis hierhin bei 21,4 kWh/100 km. Damit haben wir den angegebenen Verbrauch von 16,1 kWh/100 km deutlich verfehlt. Bei Stadtfahrten in Berlin, bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, lag der Verbrauch bei 17,7 kWh.

Reichweite leidet unter Kälte

Statt der versprochenen Reichweite von 450 Kilometer waren bei diesen Außentemperaturen 300 Kilometer möglich. Bei wärmeren Temperaturen dürften es so um die 360 Kilometer sein. Auch die Ladeleistung bis zu 130 kW haben wir bei unseren Ladestopps nicht erreicht – hier haben wir bei einem SOC von zehn Prozent mit 110 kW angefangen, um dann bereits nach fünf Minuten bei nur 85 kW zu landen. Das könnte ohne Frage besser sein.

Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann ist es das zu kleine Heckfenster des Renault Mégane E-Tech Electric. Foto: Mertens

Doch am Ende der Testfahrten hinterlässt der Mégane E-Tech Electric einen guten Eindruck. Das Gesamtpaket ist stimmig. Dafür muss man aber auch wie bei unserem Testwagen mindestens 44.700 Euro auf den Tisch des Händlers legen. Mit weiteren Nettigkeiten wie einer Wärmepumpe (1100 Euro), dem Augmented Vision und Advanced Driving Paket (2600 Euro) oder dem Infotainment-System (850 Euro) kommt man dann schnell auf über 50.000 Euro. Davon geht dann noch die Kaufprämie ab. Renault gibt Kunden dabei die Garantie auf die volle Kaufprämie in Höhe von 7200 Euro, wenn das Fahrzeug bis Ende April bestellt wird. Die volle Prämie wird auch dann ausgezahlt, wenn sich die Auslieferung soweit verspätet, dass dann nicht mehr die volle Innovationsprämie möglich ist.

Keine Beiträge vorhanden