Der Renault Clio fährt in neuer Generation vor. Davon hat vor allem der Innenraum des erfolgreichen Kleinwagens der Franzosen profitiert.
Sein gutes Preis-Leistungsverhältnis hat den Renault Clio zu einem der beliebtesten Kleinwagen in ganz Europa werden lassen. In der neuen Generation kommt ein technisch und optisch kräftig modernisierter Innenraum dazu. Das Gesamtpaket wirkt nun extrem erwachsen – trotz einiger kleiner Schrullen.
Von außen ist der neueste Renault Clio von seinem direkten Vorgänger kaum zu unterscheiden. Die große optische Kontinuität liegt sicher nicht zuletzt an der hohen Beliebtheit des Vorgängers, streicht aber die Vorzüge der neuen Generation zumindest nicht heraus. Die fallen erst auf, wenn man sich auf dem Fahrersitz niederlässt. Herrschte im Vorgänger noch ein eher bieder-bemüht moderner Stil, zählt das Cockpit nun zu den am stärksten zeitgemäßen in seiner Klasse.
Tabletartiger Bildschirm ein Hingucker
Vor allem der optionale tablet-artige Bildschirm am Armaturenbrett ist ein Hingucker, den man bisher eher in größeren und teureren Fahrzeugen erwartet hätte. Dazu passt die gestochen scharfe und geschmackvoll-zurückhaltende Infotainment-Grafik, die zudem mit einer übersichtlichen und nachvollziehbaren Menüstruktur aufwartet. Flankiert wird das 9,3-Zoll-Dieplay von einem – ebenfalls optionalen – digitalen Kombiinstrument, das ebenfalls sowohl hübsch als auch praktisch ist.
Die kleinen Schwächen des neuen Systems, das künftig in alle Renault-Modelle einziehen soll, fallen erst im Alltag auf. Dort stört vor allem sein ausgeprägter Kommunikationsdrang. Ständig soll etwas durch Berühren des Bildschirms bestätigt oder abgelehnt werden, etwa die Aufforderung, zum Aufladen des Handys alle metallenen Gegenstände aus der Ablage zu entfernen oder das regelmäßige feierabendliche Angebot, die Zielführung zum Wohnort zu starten. Nett gemeint, aber vollkommen sinnlos: Wie jeden Tag wird man auch im Clio den Weg zwischen Büro und Heim wohl alleine finden.
Schwächen der Touchscreen-Bedienung
Die regelmäßigen Aufforderungen stören deswegen besonders, weil sie die prinzipiellen Schwächen der Touchscreen-Bedienung offen legen, die beim Clio auch noch besonders ausgeprägt sind: Während der Fahrt verlangt die Bedienung des rückmeldungslosen Displays viel zu viel Aufmerksamkeit. Vor allem, weil dem großen Bildschirm im Clio eine Abstütz-Möglichkeit für den Handballen fehlt und der Finger vor allem auf schlechten Straßen zittrig nach der winzigen „OK“-Schaltfläche suchen muss.
Ebenfalls Raum für Verbesserungen weist die Rückfahrkamera auf, die mit ruckeliger Darstellung und niedriger Bildrate die Gefahr von Parkremplern eher erhöht als verringert. Ärgerlich, denn die kleinen Mängel trüben den ansonsten sehr guten Gesamteindruck vom neuen Cockpit, das auch bei Materialauswahl und Verarbeitung glänzt. Auf den hinteren Plätzen sitzt es sich hingegen etwas weniger schön: Wie schon beim Vorgängermodell ist der Fond mit seinen kleinen Fenstern und der abfallenden Dachlinie eher eng geschnitten. Immerhin fällt der Kofferraum relativ groß aus.
Dreizylinder überzeugt
Gut schlägt sich auch der 1,0-Liter-Dreizylinderbenziner, den Renault in Kooperation mit Daimler entwickelt hat. Die typischen Schwächen dieser Downsizing-Bauart fallen hier kaum auf, das Geräuschniveau im Innenraum ist niedrig, Vibrationen werden ebenfalls nur schwach übertragen und beim Anfahren und Gasgeben reagiert der kleine Motor schnell genug, um ein temperamentvolles Fahrgefühl zu vermitteln. 100 PS und ein Drehmoment von 160 Nm belegen das auch in den technischen Daten.
Wer sich mit Zwischenspurts und Hochgeschwindigkeitsetappen zurückhält, drückt den Verbrauch in Richtung 5 Liter, bei weniger Disziplin werden es gut 6. Ein einigermaßen ordentliches Ergebnis – obwohl das Handschaltgetriebe mit lediglich fünf Gängen auskommen muss. Das stört vor allem im Stadtverkehr, wo die ständig notwendigen Gangwechsel ein entspanntes Mitschwimmen im Verkehr behindern.
Günstiger Einstiegspreis
Zu den Gründen für den Erfolg des Clio zählte immer auch der relativ günstige Preis. 13.000 Euro ruft Renault für die mager ausgestattete Einstiegsvariante „Life“ mit 65 PS auf, für Selbstnutzer interessant wird der Franzose aber erst ab der Ausstattungsstufe „Experience“, die unter anderem mit Klimaanlage, Audiosystem und 16-Zoll-Stahlfelgen im Sterndesign. In der 100-PS-Variante kommt der Clio dann auf 16.440 Euro.
Wer die volle Pracht des großformatigen Infotainment-Systems genießen will, zahlt 18.200 Euro für die Variante „Intens“ (plus Leichtmetallräder, Digital-Instrumente und Klimaautomatik). Ansonsten muss man mit einem wenig ansehnlichen Autoradio mit Mini-Display Vorlieb nehmen. Generell dürfte diese dritte Ausstattungsstufe die beliebteste sein, denn anders als bei den niedrigeren Niveaus lassen sich dort auch viele weitere Extras dazu buchen.
Ein Schnäppchen ist der Clio in seinen attraktiven Varianten also nicht. Der Hauptkonkurrent VW Polo ist aber in vergleichbarer Form noch einmal deutlich teurer. Und auch ein Ford Fiesta oder Opel Corsa sind nicht günstiger als der kleine Franzose. (SP-X)