Renault setzt auf Vollhybride – aber nicht nur. Mit dem Rafale E-Tech 300 4×4 bringen die Franzosen nun einen leistungsstarken Plug-in-Hybriden auf den Markt.
Renault verfolgt einen Multi-Path-Ansatz. Heißt: Die Franzosen wollen sich nicht auf eine Antriebsart festlegen und bieten den Kundinnen und Kunden eine ganze Bandbreite an Antrieben an. Neben den rein elektrischen Modellen wie beispielsweise dem R5, dem Megane oder Scenic hat man auch Vollhybride und Plug-in-Hybride im Angebot.
Angesichts der Nachfrageschwäche nach E-Autos spielen diese elektrifizieren Modelle für die Erreichung der CO2-Flottenziele im kommenden Jahr eine wichtige Rolle. Werden die Grenzwerte verpasst, drohen den Herstellern Strafen in Millionenhöhe. Diese wollen die Hersteller im Idealfall vermeiden bzw. zumindest deren Höhe reduzieren.
Rafale startet mit 200 PS bei rund 44.000 Euro
Damit die Kundschaft die elektrifizierten Modelle in die Kaufentscheidung mit einbeziehen, hat Renault mit dem Rafale ein interessantes Packet geschnürt. Er wir in zwei Versionen angeboten: einmal als Vollhybrid mit 200 PS (ab 43.800 Euro) und eben das von uns gefahrene SUV-Coupé mit 300 PS, Allrad und als Plug-in-Hybrid (ab 53.300 Euro als Esprit Alpine). Die von uns gefahrene Topvariante Atelier Alpine steht mit 57.800 Euro in der Preisliste. Das ist kein günstiger Preis. Im D-SUV-Segment befinden sich die Franzosen damit bei aber noch nicht am oberen Ende der Preisskala. Im Konkurrenzumfeld misst sich der Rafale beispielsweise mit einem BMW X2, einem Mazda CX-60 oder Volvo XC60, der beispielsweise als PHEV mit rund 69.000 Euro in der Preisliste steht. Der Rafale gehört zu den Modellen, mit denen Renault Group-Chef Luca de Meo den Hersteller auch in höheren Preissegmenten positionieren will.
Preislich gelingt das, was aber auch kein Problem darstellt. Doch gelingt das auch mit den Fahrleistungen und der Qualität? Die Frage kann ohne Umschweife mit Ja beantwortet werden. Die Anmutung des Innenraums ist optisch und haptisch ansprechend. Zwar findet sich auch auf der teils unterschäumten Mittelkonsole viel Kunststoff, aber das bemerkt man erst auf den zweiten Blick. Da gibt es nicht viel zu kritisieren.
Länge von 4,71 Meter
Fahrer und Beifahrer nehmen auf gut konturierten Sitzen Platz, die nicht nur ausreichend Beinauflage bieten, sondern auch guten Seitenhalt. Der Blick des Fahrers ist auf ein 12,3 Zoll großes Display gerichtet, mittig ist ein 12 Zoll großer Touchscreen angebracht. Beide Monitore bieten eine gestochen scharfe Darstellung. Das googlebasierte Navigationssystem ist unkompliziert per Sprachsteuerung (Hey Google) bedienbar. Natürlich lässt sich das Smartphone über Android Auto oder Apple CarPlay mit dem Bordsystem verbinden.
Nett ist das so genannte Solarbay. Das Panoramaglasdach hat eine Größe von 1.470 x 1.117 Millimeter, besteht aus neun Segmenten, die sich je nach Wunsch von undurchsichtig auf durchsichtig wechseln lassen (das geht per Tastendruck oder auch per Sprachbefehl). Im Fond kann man in dem 4,71 Meter langen Rafale auch als Erwachsener anständig sitzen. Es steht eine Kniefreiheit von 30,2 Zentimetern zur Verfügung. Der Kofferraum bietet übrigens Platz für 539 Liter Gepäck.
In 6,4 Sekunden auf Tempo 100
Doch kommen wir zu den Fahrleistungen des 300 PS starken Allradlers, dessen Antrieb speziell für dieses Modell entwickelt wurde. Im Rafale werkelt ein 1,2 Liter Dreizylindermotor mit einer Leistung von 150 PS und einem maximalen Drehmoment von 230 Nm. Der E-Motor an der Vorderachse bringt es auf 70 PS, der an der Hinterachse auf 136 PS: Der Startergenerator als dritter E-Antrieb stellt nochmals 34 PS parat. In Summe kommt der Franzose damit auf eine Gesamtleistung von 300 PS – und die zeigen sich auch bei der Beschleunigung mit dem gut abgestimmten Multi-Mode-Automatikgetriebe: 6,4 Sekunden vergehen bis Tempo 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist bei völlig ausreichenden 180 km/h erreicht.
Die mittig im Unterboden des Rafale verbaute Batterie bringt es auf eine Kapazität von 22 kWh und ermöglicht eine elektrische Reichweite von bis zu 105 Kilometer. Bei voller Batterie wird hier bei entsprechender Fahrweise ein Verbrauch von 0,6 Liter/100 km und eine Stromverbrauch von 22,7 kWh/100 km in Aussicht gestellt. Das ist die Idealwelt – und die trifft auf die harte Realität. So wie Verbrauchswert bei fast voller Batterie im Stadtverkehr von 0,4 Litern nach 20 Kilometern auf dem Bordcomputer angezeigt wird, sieht es nach mehr als 90 Kilometern durchs hügelige Hinterland von Monaco ganz anders aus. Hier wurden 4,7 Liter und ein Stromverbrauch von 18,8 kWh angezeigt. Das sind mehr als anständige Werte für ein Auto dieser Größe. Bei entladener Batterie soll übrigens nur ein Verbrauch von 6,2 Litern anfallen.
Radstand von 2,74 Meter
Anständig ist auch die Fahrdynamik des Allradlers, der es auf einen Radstand von, 2,74 Meter bringt. Mit seinem niedrigen Schwerpunkt liegt der Rafale satt auf der Straße, er lässt sich dank Allrad und der Allradlenkung ausgesprochen souverän und sportlich durch die kurvigen Straßen lenken. Der Dreizylinder erweist sich dabei für ein solches Aggregat bei der Beschleunigung zwar nicht gerade als Leisetreter, aber allzu laut wird er auch nicht. Da verhalten sich andere Dreizylinderaggregate bei Modellen von Fremdherstellern schon deutlich unkultivierter. Unser Testwagen war übrigens mit 21 Zoll Leichtmetallrädern unterwegs. Die sehen zwar optisch sehr ansprechend aus, sorgen indes auch dafür, dass man im Rafale trotz der adaptiven Dämpferreglung mit einem recht straffen Fahrwerk unterwegs ist. Das ist alles nicht unkomfortabel, aber dennoch bekommt man Straßenunebenheit doch sehr bewusst mit.
Wer den Rafale zum Laden an die Steckdose anschließt, der muss sich dabei indes in Geduld üben. Während andere Hersteller wie beispielsweise VW oder auch deren Marken Cupra und Skoda ihre PHEVs mittlerweile mit DC-Ladern mit einer Leistung von 50 kW ausstatten, gibt es im Rafale nur bescheidene 7,4 kWh. Bei Renault ist man der Auffassung, dass das für den Einsatzzweck dieses Modells ausreicht, sagt aber, dass man in der Lage sei, 11 kW anzubieten. Nun aber sind es nur 7,4 kWh – und damit braucht man 2:10 Stunden, um die Batterie von 0 auf 80 Prozent zu laden, bis 100 Prozent vergehen rund drei Stunden. Doch wer seinen Rafale zu Hause lädt, dem dürfte es ziemlich egal sein, ob der über Nacht eine Stunde oder drei Stunden an der Wallbox hängt.
In der Summe seiner Eigenschaften ist der Rafale E-Tech als PHEV ein überzeugendes Modell. Es bietet gute Fahrleistungen, gute Verbrauchswerte (wenn er denn geladen ist) und sieht zudem noch ansprechend aus. Man darf gespannt sein, wie die Kundinnen und Kunden auf das neue, ab sofort erhältliche Modell der Franzosen reagieren.