Land Rover hat den neuen Range Rover Evoque nach vier Jahren aufgepäppelt. An dem polarisierenden Design wurde aber kaum etwas verändert.
Wer zuweilen vom ehelich-ehrlichen Pfad abzuweichen pflegt, sollte tunlichst um den neuen Range Rover Evoque einen großen Bogen machen. Auf einer Smartphone-App, die mit dem kleinsten und erfolgreichsten SUV der Traditionsmarke Land Rover vernetzt ist, können die letzten Touren nämlich abgerufen werden - mit Uhrzeiten und Adressen. Argwöhnische Daheimgebliebene können sich den Privatdetektiv also sparen. Ein durchaus spannendes Detail der Neuauflage des Evoque, das dennoch eine Randnotiz bleibt. Beim Update des in nur vier Jahren gut 450.000-mal verkauften Lifestyle-Mobils hat sich Wesentlicheres getan. Vor allem im Motorraum.
Im Schnitt 55.000 für Range Rover Evoque
Als der Evoque 2011 seinen Platz als Kleinster in der Range-Rover-Familie einnahm, gerieten die Fans der kompakten Allrounder in Verzückung. Das flache, nach hinten deutlich abfallende Dach, die schmucke Frontpartie, die gut gefüllten Radhäuser gefielen auf Anhieb. Dazu noch das perfekte Verhalten selbst im unwegsamen Gelände.
Die Kunden, die meist von anderen Marken kamen, bedrängten die Händler und gaben im Schnitt 55.000 Euro für ihren Evoque aus, dessen Basispreis bei gerademal knapp über 30.000 Euro lag. Zwei der Gründe: 95 Prozent der deutschen Käufer entschieden sich für die teureren Versionen mit Allradantrieb und fünf Türen. Insofern werden die Interessenten sich kaum daran stören, dass sich die Engländer die Verjüngungskur mit einem um gut 1000 Euro höheren Preis bezahlen lassen.
Behutsame optische Veränderungen am Range Rover Evoque
Dabei wurde der Evoque rein äußerlich nur sehr behutsam auf den neuesten Stand gebracht. Am Auffallendsten sind die größeren Lufteinlässe zu beiden Seiten der Frontpartie, die dem bislang eher braven Designerstück eine Prise Grimmigkeit verleihen. Zudem wanderten die Nebelleuchten an den oberen Rand dieser Atmungsorgane. Gegen Mehrpreis können jetzt Voll-LED-Scheinwerfer bestellt werden. Der Kühlergrill, bisher silbern glänzend, fällt nunmehr durch ein mattschwarzes Maschengitter auf.
Das Heck trägt einen leicht veränderten Unterfahrschutz, eine breitere dritte Bremsleuchte und jetzt viereckige anstatt runder Endrohre. Zudem wurde hinten am Dach eine Empfangsanlage mit zwei Finnen montiert, mit der man sich besser ins Handynetz einloggen kann. Damit war das Tagwerk der Designer auch getan. Zu erwähnen sind noch neue Farben und eine größere Auswahl an Alu-Rädern.
Zwei neue Diesel für den Range Rover Evoque
Erlebbarer sind die Veränderungen im Innenraum, der zwar recht gut gelungen war, aber einige Schwächen offenbarte. Vor allem Navigationssystem und Infotainment entsprachen nicht den Ansprüchen einer Premiummarke. Jetzt wurde das acht Zoll breite, bereits aus dem neuen Jaguar XE bekannte „InControl-Touch“ eingebaut, das ähnlich wie ein iPad bedient werden kann. Neben der Navi-Karte zeigt es auch diverse Smartphone-Apps. Bis auf die doch recht mäßige Auflösung des Bildschirms ist der Evoque damit „en vogue“, also zeitgemäß. Je nach Version wurden auch die im Innenraum verwendeten Materialien aufgewertet, fühlen sich jetzt durchweg edler an. Die Aufpreisliste wurde z.B. um ein Head-up-Display und um Massagesitze erweitert.
Da sich in Deutschland gut 90 Prozent für einen Diesel entscheiden, ist die wichtigste Änderung unter der Motorhaube versteckt. Die neuen Triebwerke aus dem erst im letzten Jahr von der Queen höchstpersönlich eröffneten Motorwerk halten Einzug in den Evoque. Zwei Liter Hubraum, mit 110 oder 132 kW (150 bzw.180 PS), verblüffend durchzugsstark und dennoch genügsam. Im Test-Range werkelte die stärkere Version, kombiniert mit der bekannten Automatik, die sich seidenweich unter ihren neun Gängen den jeweils passenden sucht. Ob sportlich engagiert oder gelassen gleitend, der erfreulich leise Briten-Diesel hat mit dem immerhin 1,7 Tonnen schweren Allradler keine Mühe.
Range Rover Evoque ohne Angst vor dem Gelände
Auf den Serpentinen im Bergland rund um Barcelona zeigt sich aber, dass so ein Hochbein-SUV trotz recht straffem Fahrwerk kein Sportwagen sein will und kann. Die Lenkung zum Beispiel könnte gerne etwas zielgenauer sein, auch wenn das nur beim Kurvenwedeln auffällt, was dem Evoque im Alltag wohl kein normaler Kunde zumuten wird. Der freut sich eher über die Fähigkeit seines besten Stücks, gefahrlos ins Gelände abbiegen zu können.
Und hier macht dem kleinen Range Rover keiner was vor. Ein Wasserloch von einem halben Meter Tiefe meistert er ebenso gelassen wie abenteuerliche Schrägfahrten oder das Krabbeln über diverse natürliche Hindernisse. Dafür ist das aus dem großen Range bekannte System bestellbar, dass je nach Terrain justiert werden kann. Dann muss man z.B. bei einer steilen Bergabfahrt nur noch lenken. Der Evoque übernimmt das Bremsen. Hilfreich sind diverse Kameras rund ums Auto, mit denen man sein Umfeld stets im Blick hat.
Range Rover Evoque Cabrio kommt im Frühjahr 2016
In Summe ist es der Mutterfirma Land Rover gelungen, die Begehrlichkeit ihres Shootingstars weiter zu steigern, auch wenn so ein Evoque ein teurer Spaß wird, da die Preisliste zu Mehrausgaben verleitet. Sie bietet verschiedene Assistenzsysteme, die in Summe auf gut 2500 Euro kommen können, eine mit Fußwedeln zu öffnende Heckklappe oder diverse Pakete von denen das „Luxuspaket“ mit 7200 Euro den Preisvogel abschießt, dafür aber viele Feinheiten zusammenfasst.
Der neue Evoque kann ab sofort bestellt werden. Noch bis zum nächsten Frühjahr müssen die Fans aber auf ein weiteres Modell warten. Das Cabrio auf Basis der zweitürigen Version bleibt solange noch unter Verschluss, ist nicht einmal auf der IAA zu sehen. (SP-X)