Erst die Limousine, nun der Kombi: Porsche bietet beim Taycan den Sport Turismo nun auch als GTS-Variante an.
„Elf Freunde müsst ihr sein“. Dieses Sepp Herberger zugesprochene Zitat, toppen die Sportfreunde von Porsche ganz locker. Wenn sie alle Kameraden mit dem Sportabzeichen GTS aufs Feld schicken, kann sogar noch ein Ersatzspieler auf der Bank Platz nehmen. Bereits zwölf GTS-Modelle hat Porsche in seinem Kader.
Ab der Saison 2022 bekommt der Zuffenhausener FC nun noch einmal Verstärkung. Für den Sturm verpflichten sie erstmals zwei GTS-Spieler mit Stromanschluss. Nach dem Taycan GTS ab 131.834 Euro kommt jetzt der Taycan GTS Sport Turismo ab 132.786 Euro.
Aufpreis liegt bei unter 1000 Euro
Für den Aufpreis von 952 Euro gibt es beim Sport Turismo das freizeitorientierte, variable Heck mit üppigem Ladevolumen. Während der Kofferraum der Taycan Limousine 407 Liter fasst, sind es beim Sport Turismo 446, erweiterbar auf maximal 1.212 Liter. So kann auch mal ein Surfbrett oder ein Bike mitfahren. Dazu haben beide unter der vorderen Haube noch einen Stauraum von 84 Liter.
Porsche sortiert die GTS-Brüder im Taycan-Team oberhalb des Taycan 4S aber auch deutlich unterhalb des Superstars Taycan Turbo (680 PS) ein. Taktisch soll der GTS die Rolle des sportlichen Leaders übernehmen. Porsche nennt ihn kurz „The Drivers Car“. Und diesem Anspruch werden beide Varianten vollends gerecht.
Bei Aktivierung von Launch Control schnappt sich der vollelektrische GTS in 3,7 Sekunden die 100 km/h-Marke, erst bei 250 km/h werden die flotten Sturm-Partner elektronisch eingebremst. Mit Software-Update verbessert der GTS Sport Turismo seine Reichweite leicht auf maximal 490 Kilometer, die 500-Marke knackt er im Gegensatz zur GTS-Limousine aber nicht ganz.
Mehr Kopffreiheit im Fond
Das Trikot vom Taycan GTS Sport Turismo ist sportlich geschnitten und bietet auf der Rückbank 4,5 Zentimeter mehr Kopffreiheit im Vergleich zur Limousine. Viele Details sind schwarz abgesetzt. An der Front, den Außenspiegeln, den Seitenscheibenleisten. Die Logos ebenfalls. Das serienmäßige Sport Design-Paket mit Bug- und Seitenschwellern verleiht dem fast fünf Meter langen Sport-Kombi einen muskulösen Körper, die LED-Matrix-Scheinwerfer mit mattschwarzen Tagfahrlicht-Elementen blicken entschlossen. Dazu der Heckdiffusor vom Turbo und serienmäßige, schwarz lackierte 20-Zoll Räder im Turbo S Aero Design. Auf Offroad-Designelemente wie beim Cross Turismo verzichtet der Sport Turismo komplett. Speziell für den Taycan mit großer Heckklappe bietet Porsche einen Heckträger an, der drei Fahrräder transportieren kann, die Heckklappe lässt sich auch im beladenen Zustand öffnen.
Innen zeigt der GTS dann richtig Sportsgeist. Heißt: Reichlich nachtgraues Kunstwildleder (heißt bei Porsche Race-Tex) an Armaturenbrett, Dachhimmel, Lenkrad und Mittelkonsole. Das Sport-Chrono-Paket fährt ebenso serienmäßig mit wie 18-fach elektrisch verstellbaren Sportsitze Plus mit eingesticktem “GTS-Wappen” oder die gebürsteten, schwarzen Aluminium-Leisten.
Neues Panoramadach
Als Weltneuheit wirft Porsche mit dem Panoramadach “Sunshine Control” ein besonderes Licht in das Fitnessstudio. Das mega kluge Rooftop-Wunder mit elektrisch schaltbaren Folien aus Flüssigkristallen kann in Bruchteilen von Sekunden seine Durchlässigkeit wechseln. Von Klar, über semi bis undurchsichtig. Je nach Stromzufuhr ordnen sich dabei die Flüssigkristalle auch in neun definierten Mustern mit schmalen und breiten Segmenten an, selbst ein dynamischer Rollo-Lauf ist möglich. Die riesige Glasluke sieht nicht nur cool aus, sondern lässt auch nur 15 Prozent der Wärme durch. Die Innenraumtemperatur kann so bis zu zehn Grad reduziert werden. Preis für die innovative Erleuchtung: rund 5.000 Euro.
Was den GTS Sport Turismo zum “Drivers Car” der Familie macht, liegt im Untergeschoss verborgen. Alles weitgehend bekannte Taycan-Technik, wie die Performance-Batterie Plus mit 93,4 kWh, die dank 800 Volt-Technik und einer maximalen Ladeleistung von 270 kW mit Gleichstrom in nur 22,5 Minuten von 5 auf 80 Prozent auflädt. Oder die beiden E-Motoren, die denen der Turbomodelle entsprechen.
Alles ist aber auf den neuen Charakter abgestimmt. Unter anderem wurden die Stabis um etwa 20 Prozent massiver ausgelegt, was Steifigkeit und Wankstabilität spürbar verbessert. Alle Fahrwerksysteme – inklusive Lenkung und Bremsen – sind deutlich auf Sportlichkeit und Agilität konditioniert, der elektronisch geregelte Allradantrieb reagiert noch wacher und kommt aktiven Fahrern entgegen. Für den feinen Strich – auch gerne mal auf einer Rennstrecke – helfen die adaptive Luftfederung, die optionale Hinterachslenkung und die Hinterachse vom Turbo.
850 Nm Drehmoment
Denn wie schon die Limousine, hat es auch der Sport Turismo faustdick hinterm GTS-Schild. Wenn der Stromer seine 850 Newtonmeter direkt nach dem Anstoß aufs Spielfeld stempelt, geht jedem Fan das Herz auf. Die Kraftexplosion, mit der 2,3 Tonnen-Starkstrom Richtung Horizont geworfen werden, ist ebenso unglaublich wie erschreckend souverän. Komplett ohne Antriebsschlupf mutiert der eben noch zahme Sport-Kombi zum Raubtier.
Mit dem tiefen Schwerpunkt der Batterie und den hellwachen Regelsystemen wird aus kurvigen Landstraßen plötzlich die Nordschleife. Man könnte, wenn man wollte, aber darf natürlich nicht annähernd alles, was geht. Schon deshalb dürften künftige Eigner “The Drivers Car” regelmäßig zum Spielen mit auf die abgesperrte Rennpiste nehmen. Die Performance ist maximal Porsche-like, vor allem im modifizierten Sport-Modus, der die elektronischen Zügel mehr lockert als bei den anderen Taycan-Modellen. Bei engagierter Kurvenfahrt gelangen so bis zu 80 Prozent der Leistung an die Hinterräder und ermöglichen schon mal einen kleinen, kontrollierten Heckschwenk. Unterschiede zur Taycan-Limousine sind hier übrigens nicht spürbar.
Beide Spielkameraden tragen das GTS-Emblem zu Recht auf ihrem Trikot. Taktisch besser aufgestellt, scheint der Sports Turismo mit seinem variablen Laderaum. Aber das ist natürlich allein Sache des Trainers. (SP-X)