Porsche Cayenne Turbo S: So schnell wie ein 911er

SUV mit 550 PS

Porsche Cayenne Turbo S: So schnell wie ein 911er
Fahrer eines Porsche Cayenne werden zur Kasse gebeten. © Porsche

Porsche hat dem Cayenne als Turbo S weitere 50 PS spendiert. Beim Sprint lässt sich der massige Geländewagen nicht von der hauseigenen Sportwagenikone abhängen.

Mit diesem Auto macht man sich bei den Nachbarn keine Freunde: Nicht nur, dass der Porsche Cayenne Turbo S beim Parken auf der Straße reichlich Platz braucht. Vor allem ist für den Rest der Siedlung die Nacht vorbei, sobald man den Wagen morgens startet. Der 4,8 Liter große V8 meldet sich mit einem derart lautstarken Grollen zu Wort, dass noch drei Häuser weiter die Bettdecke flattert, wenn der Porsche-Fahrer sonntags die Brötchen holt.

Stärkstes Porsche-Triebwerk für den Cayenne Turbo S

Doch der Turbo S macht den Krach nicht von ungefähr. Unter seiner Haube steckt schließlich das stärkste Triebwerk, das man bei den Schwaben aktuell mit Straßenzulassung bekommt. Mit mehr Ladedruck für die beiden Turbos und einer neuen Motorsteuerung holen die Entwickler noch einmal 50 PS und 50 Nm aus dem Achtzylinder, die wie eine weitere Trainingseinheit für den Bodybuilder wirken. Mit jetzt 550 PS und imposanten 750 Nm jedenfalls stemmt er sein Gewicht mit einer solchen Leichtigkeit, als wäre er eigentlich zwei Klassen kleiner. Dabei ist der Porsche Macan doch noch gar nicht auf dem Markt.

Optisch eher dezent und von außen deshalb nur an ein paar Anbauteilen in Wagenfarbe oder Glanzschwarz zu erkennen, bricht sich der Turbo S auf der linken Spur allein mit seiner gewaltigen Präsenz Bahn. Er teilt den Verkehr wie Moses das Meer und jagt ungehindert voran, bis ihm erst weit jenseits von 250 Sachen irgendwann die Puste ausgeht. 283 km/h stehen im Datenblatt und stempeln den Turbo S zu einem der schnellsten Geländewagen im Land.

Porsche Cayenne Turbo S in 4,5 Sekunden auf 100

Dabei macht sich das Dickschiff trotz seiner guten zwei Tonnen so leicht, dass es jeden etwas beherzteren Tritt aufs Gaspedal mit einem vehementen Satz nach vorn quittiert und die Passagiere tief in die weiter ausgeschnittenen Sportsessel presst. Bei so einem Antritt ist es kein Wunder, dass es der Turbo S sogar mit dem 911 Carrera S aufnehmen kann – zumindest bis Tempo 100. Dafür brauchen beide nämlich die gleiche Zeit: 4,5 Sekunden.

Doch man darf Stärke nicht mit Schärfe verwechseln. Natürlich hat Porsche auch am Fahrwerk gearbeitet und einen Sport-Modus programmiert. Deshalb federt der Turbo S ein wenig straffer und der Wankausgleich müht sich wacker, um den Karosserieaufbau zu beruhigen. Auf Tastendruck brüllt der Motor noch lauter und die Achtgang-Automatik schaltet schneller. Aber bei aller Kraft fehlt dem Turbo S vor allem auf einer kurvigen Landstraße die Kompromisslosigkeit eines Cayenne GTS. Dem fehlen zwar 130 PS, 1,2 Sekunden auf Tempo 100 und bei Vollgas ist schon gute 20 km/h früher Schluss.

30.000 Euro Aufschlag für Porsche Cayenne Turbo S

Der Porsche Cayenne führt die interne Verkaufsliste an.
151.702 Euro kostet der Porsche Cayenne Turbo S mindestens Porsche

Aber wenn es statt ums Schaulaufen auf der Einkaufsmeile und das Schnellfahren auf der Autobahn um Kurvengeschwindigkeiten und Rundenzeiten geht, ist er die bessere Wahl. Und um die 60.000 Euro billiger ist er obendrein. Schließlich schlägt Porsche auf den normalen Turbo nochmal stolze 30.000 Euro auf und verkauft den Turbo S für exakt 151.702 Euro. Auch das muss man seinen Nachbarn erst einmal erklären können.

Mag ja sein, dass einen diese dann tatsächlich nicht mehr leiden können. Doch dafür macht man sich andernorts automatisch neue Freunde: den Tankwart zum Beispiel. Denn auch wenn der Verbrauch genau wie beim normalen Turbo auf dem Prüfstand mit 11 Litern noch halbwegs im Rahmen liegt, fährt man einen Cayenne Turbo S in der Praxis nur unter größter Zurückhaltung mit weniger als 20 Litern. Auch wenn der Tank 100 Liter fasst, hat man deshalb reichlich Gelegenheit, die Freundschaft mit dem Tankwart zu vertiefen und sich einen roten Teppich ausrollen zu lassen. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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