Der Targa gilt für viele als der schönste und klassischste Vertreter der 911er-Reihe von Porsche. Und mit ein wenig Fußspitzengefühl wird auch das grüne Gewissen nicht unbedingt beunruhigt.
Keine Frage. Man kann mit jedem Sportwagen von Porsche Beifahrerinnen, die nicht häufig in schnellen Autos sitzen, zum Kreischen bringen. Da macht auch der von uns für einen Alltagstest ausgeführte Targa 4 S keine Ausnahme. Muss man aber nicht. Obwohl es durchaus Spaß macht, mit welcher Mühelosigkeit der Elfer eine enge Bergauf-Passage hochstürmt und in der Folge das Ansauggeräusch von hinten mit den freudig ängstlichen Lauten von rechts vermischt wird. Das erklärt vielleicht, warum man gefühlt an der Seite mittelalter Porsche-Fahrer vermehrt junge Begleiterinnen sieht. Deutlich ruhiger wird es, wenn die junggebliebene Angetraute Platz nimmt. Sie weiß, dass der Porsche im Zweifelsfall noch besser bremst als er beschleunigt und vor allem in engen Landstraßenecken in seinem Revier ist.
Porsche Targa sieht einfach gut aus
Das gilt insbesondere für die Targa-Version, weil man mit dem ziemlich offenen Dach nicht unbedingt über Autobahnen rast und mit dem serienmäßigen Allradantrieb dafür umso besser aus Kurven herausbeschleunigen kann. Ob der Boxer hinten dazu 400 PS - wie in der von uns bewegten 4S-Version - oder nur deren 350 wie beim Basis-Targa bereitstellt, ist dabei ziemlich egal. Wobei die eigentliche Domäne des Targa wahrscheinlich das Schlendern unter dem Motto sehen und gesehen werden ist.
Das halbe Cabrio mit dem stabilen, chromfarbenen Überrollbügel ist für nicht wenige Zeitgenossen der schönste und klassischste der modernen Elfer. Dazu muss er nicht einmal rollen. Er sieht einfach gut aus, egal ob das Dach nun offen oder geschlossen ist. Kein Vergleich zu den direkten Vorgängern, die mit übergroßen Schiebedach-Konstruktionen zwar für reichlich Frischluft, aber eben nicht für das Flair des Klassikers aus den 1960er-bis 1990er-Jahren sorgten. Mit der neuen Version hat Porsche genau das wieder geschafft.
Dach des Porsche Targa kann nur im Stand geöffnet werden
Das Ballett der Verdeckstriegel, Bügel und Glasteile setzt sich auf Knopfdruck in Bewegung. Das klappt freundlicherweise auch per Funk und Autoschlüssel, dafür aber nicht während der Fahrt. Eine Begründung erübrigt sich, wenn man beobachtet wie filigran die einzelnen Teile agieren. Erschütterungen und Fahrtwind wären da offensichtlich nachteilig. Man kann aber auf einer sonnigen Terrasse sitzend publikumswirksam das Auto schon öffnen. Dabei sollte man allerdings aufpassen, dass man nicht zu nahe vor einem anderen Fahrzeug geparkt hat, denn das bewegliche Glasteil schwingt etwas weiter nach hinten, als der Targa eigentlich lang ist, was zu Feindkontakt führen könnte. Womit das Kapital der nötigen Kritik schon zu schließen wäre.
In geschlossenem Zustand ist der Targa so ruhig wie das Coupé. Das heißt heute: ein langstreckentauglicher GT, mit dem man richtig schnell reisen kann. Offengefahren schützt die hintere Glaskuppel vor unnötigem Zug, während die Dachöffnung den Blick in einen ziemlich offenen Himmel ermöglicht. Das macht auch bei hohen Geschwindigkeiten noch mehr Spaß als in einem gänzlich offenen Cabrio, wenngleich die Lautstärke naturgemäß zu sehr ansteigt, um derlei wirklich länger genießen zu wollen.
Porsche Targa nah am Normverbrauch
Der Antrieb ist, wie bei allen jüngeren Elfern, formidabel. Das DSG-Getriebe wechselt im Automatikmodus die sieben Schaltstufen schnell und passend, nimmt man einfach das Gas weg, segelt der Sportwagen ohne Antrieb bei minimalen Verbrauch weiter, ein leichtes Tupfen auf Gas oder Bremse sorgt für vermehrten Vortrieb oder den Einsatz der Bremswirkung der bewegten Massen im Sechszylinder.
Der Verbrauch ist sicherlich kein Hauptkriterium, wenn es an die Kaufentscheidung eines solchen Fahrzeugs geht. Aber es ist durchaus beachtlich, wie sehr die Schwaben ihre viel zitierte landmannschaftliche Tugend des knausrigen Umgangs mit Ressourcen dem Boxer im Heck anerzogen haben. Man kann, wenn man will relaxt, aber nicht langsam unterwegs sein und dabei tatsächlich in die Nähe des Normverbrauchs von 9,2 Litern kommen. Streut man zwischendurch immer wieder Geschwindigkeiten von 160 bis 180 km/h ein, schafft man eine 10 vor dem Komma. Richtig schnell und ab und an in der Nähe der Höchstgeschwindigkeit von 294 km/h beschleunigt, ergeben sich Werte zwischen 12 und 13,5 Litern. Das ist angesichts der gebotenen Fahr- und Motorleistungen sehr gut und ermöglicht den Betrieb mit guten Öko-Gewissen, zumal die wenigsten Porsche-Eigner ihren Elfer so viel bewegen wie Dienstwagenfahrer ihre Diesel.
Porsche Targa schnell bei 150.000 Euro
Wer mindestens 127.605 Euro ausgibt, um einen modernen Klassiker zu fahren, dürfte sich an schnöden Verbrauchswerten auch eher weniger orientieren. Natürlich, und da macht es Porsche nicht anders als Mercedes, BMW, Audi oder andere, ist noch reichlich Platz nach oben. Mit Vollleder, Navi und ein paar Kleinigkeiten wie Abstandsregeltempomat oder Rückfahrkamera – man wird ja nicht jünger – kommen schnell Summen um 150.000 Euro zusammen. Aber Traumwagen waren schon immer etwas teurer und es gibt eine Menge Wettbewerber, die ihre Rechnungen durchaus ungenierter ausstellen.
Mit denen kann man oftmals allerdings weniger gut vorfahren als in einem Elfer. Der Targa hat zudem durch den offenkundig klassischen Look schon fast den Reiz eines klassenlosen Fahrzeugs. Man weiß, es ist teuer, aber eben auch solide. Das gefällt nicht nur jungen Damen. (SP-X)