Porsche 911 Carrera S Cabrio: Wunschlos glücklich

Porsche 911 Carrera S Cabrio: Wunschlos glücklich
Das Porsche 911 Carrera S Cabrio hinterlässt einen bleibenden Eindruck. © Porsche

Was gibt es Schöneres, als bei diesem Wetter ein Cabrio zu fahren? Vor allem dann, wenn es sich um ein Porsche 911 Carrera S Cabrio handelt.

Das Suchtpotenzial eines Porsche 911 ist ja bekannt. Aber der neue Carrera, in der S-Version, als Cabrio, bei tollem Wetter? Mehr geht kaum. Zunächst bleibt festzuhalten, dass die Gestaltung der nunmehr achten Generation besonders gelungen ist.

Die erstmalig bei, 911 Carrera S Cabrio zum Einsatz kommende Mischbereifung mit 20-Zöllern vorne (245/35) und gar 21ern hinten (305/30) sorgt für einen stämmigen Stand – und allerbeste Kurveneigenschaften. Zwischen den breiten Radhäusern vorne und hinten liegt die nach unten taillierte Tür, womit eine filigrane und abwechslungsreiche Form entsteht, die natürlich immer und schon von weitem als die eines 911ers zu erkennen ist. Nur hinten, gleich hinter den zwei Notsitzen sehen wir eine die Perfektion leicht störende Hutze, schließlich benötigt das Verdeck bei offener Fahrt seinen Platz.

Straffes Stoffverdeck

Das Cockpit des Porsche 911 Cabrios. Foto: Porsche

Apropos Verdeck. Den deutschen Edelherstellern wird ja häufig vorgeworfen, ihre Fahrzeuge zu „overeengineeren“, also es mit der Technik und der Feinarbeit zu übertreiben. Im Stuttgarter Cabrio möchten wir diesen Perfektionsgedanken nicht missen.

Das straffe Stoffdach wirkt wie auf viele Jahrzehnte Fahrspaß ausgelegt, zudem filtert es im geschlossenen Zustand überraschend viele Geräusche, so dass es im Innenraum auch bei schneller Fahrt relativ leise zugeht. Innerhalb von 12 Sekunden öffnet oder schließt es sich, und da dies bis zu Tempo 70 funktioniert, kann man zum Beispiel die Zeit des Ausrollens an eine rote Ampel nach einer Autobahnfahrt nutzen, um sich schon mal frei zu machen und bei Grün dann gleich die Frischluft zu genießen. Okay, der Showeffekt ist auch nicht ganz zu verachten.

Wobei das Schöne an einem 911er ist, dass er gar keine Show benötigt. So muss man auch nicht im Sport-Modus durch die Stadt tingeln, um die Aufmerksamkeit einiger unreifer Prolls zu ergattern. Ein Porsche spricht für sich selbst und das 911-Cabriolet erst recht. Ein Jeder und erst recht der Fahrer weiß ja, was sich hinter seinem Rücken verbirgt und was man jederzeit zum Leben erwecken könnte.

Unterwegs mit 450 PS

Nämlich den bekannten Sechszylinder-Boxer, in der S-Version mit 450 PS und einem Drehmoment von prächtigen 530 Newtonmetern versehen. Dazu passt die Achtgang-Doppelkupplung einfach perfekt. Daraus ergibt sich eine derart souveräne Kombination, wie man es kaum glauben mag. Neben den unbestrittenen sportlichen Qualitäten (3,8 s von 0-100 km/h) vermittelt der 911er vor allem immer eine Art unbeschwerte Alltagstauglichkeit. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass man den nicht ganz einfachen Einstieg in die tiefen, aber herausragend guten Sitze geschafft hat.

Ist der 911, insgesamt und hier vor allem als Cabrio, also der perfekte Sportwagen? Sagen wir mal, er ist nahe dran. Aber es gibt durchaus ein paar Kleinigkeiten, die einem bei einem Grundpreis von über 134.000 Euro – und einem Testwagenpreis von nahe 170.000 Euro – noch ärgern könnten. So werden die äußeren der insgesamt fünf Rundinstrumente tatsächlich vom Lenkrad verdeckt. Nun muss man als Fahrer sicher nicht ständig auf die Tank- oder die Außentemperaturanzeige schauen, blöd ist es aber doch.

Merkwürdiger Kunststoffstummel zum Starten

Wenig überzeugend ist auch der Kunststoffstummel zum Starten des Fahrzeugs geraten, natürlich wie immer links vom Lenkrad. Er wirkt nicht nur billig, sondern man bleibt auch gerne bei Ein- und Ausstieg an ihm hängen. Der relativ plumpe Fahrzeugschlüssel muss derweil irgendwo anders untergebracht werden, in der Hose gelassen, beult er dieselbe doch ziemlich auf. Und auch der filigran wirkende Wählhebel für die Automatik passt irgendwie nicht so richtig zu einem Auto, das ja eher nach einer starken Hand zu verlangen scheint.

Ist man aber erst mal bei Sonnenschein und offenem Verdeck auf einer Landstraße unterwegs, sind diese Kleinigkeiten schnell vergessen. Angesichts des recht hohen Alltagskomforts vergisst man nämlich schnell, dass wir es hier mit einem Hochleistungssportwagen zu tun haben. Der Elfer ist nicht nur geradeaus schnell, sondern er liebt auch Kurven, in die er sich scheinbar ohne Limit reinkrallt.

Grenzbereich nicht erreicht

Das knackige Heck des Porsche 911 Carerra S Cabrio. Foto: Porsche

Wir haben es auf jeden Fall selbst auf einsamen Straßen nicht geschafft, dieses Fahr-Zeug in irgendeiner Kurve auch nur annähernd an seine Grenzen zu bringen. Dass die Lenkung super präzise ist und die Bremsen den Porsche immer schnell und sicher zum Stehen bringen, muss man eigentlich nicht erwähnen.

Speziell in der S-Version und als Cabriolet ist der neue 911er wieder ein echter Traumwagen geworden. Und zu Träumen gehört ja, dass sie sich sehr selten erfüllen. Angesichts der Porsche-Preisliste dürfte dies für 99 Prozent der Autofahrer auch hier der Fall sein. Immerhin lässt sich ein wenig sparen, wenn man sich mit den 385 PS der Normalversion und einem Stahldach bescheidet, hier beginnt die Preisliste „schon“ bei unter 105.000 Euro. (SP-X)

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