Porsche Targa: Wintergarten zum Verlieben

Der Porsche 911 Targa 4 ist mehr als nur ein Gefährt für ausgesprochene Frischluftfanatiker. Der Allradler schlägt eindrucksvoll die Brücke zwischen 911 Coupé und 911 Cabrio.

Von Marc Leimann

Die Erfolgsgeschichte begann vor über 40 Jahren 1965 auf der IAA in Frankfurt. Dort feierte Porsche Premiere mit dem ersten Targa. Das Modell wurde geprägt vom damals auffallenden Targa-Bügel, der in seiner Ur-Version die Insassen bei Überschlägen schützen sollte. Heute, 40 Jahre und rund 100.000 verkaufte Modelle später, ist der Bügel einer aufwendigen, 52 Kilogramm schweren Glaskonstruktion gewichen. Das vom Partner CTS gelieferte Dachmodul gibt Fahrer und Beifahrer den Blick frei durch knapp 1,5 qm Glasfläche.

Der neue Porsche 911 Targa 4, so sagt Anton Hunger, Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Presse, sei das einzige Auto, dass die «Geborgenheit eines Wintergartens vermittelt». Und er hat Recht, das zeigen bereits die ersten Meter, in denen das Modell noch geschlossen bewegt wird. Optisch eine Augenweide, so dass Porsche in Sachen Absatzschätzungen durchaus positiv gestimmt ist. Wurde das Vorgängermodell noch knapp 5.000 Mal ausgeliefert, ist man heute zuversichtlich, die 5.000 Einheiten mit dem 911er Targa 4 der Baureihe 997 zu durchbrechen.

Neues Motto: Allzeit Allrad

Und diese Zuversicht hat, wie auch der Schriftzug mit dem Zusatz «4» verrät, einen guten Grund. Der neue Targa wird in der Version Targa 4 als auch Targa 4S mit einem permanenten Allradantrieb ausgestattet. Zuständig für die zentrale Kraftverteilung ist eine Visco-Lamellenkupplung. Sie bewirkt, dass der Allrad-Antrieb je nach Fahrsituation zwischen fünf und 40 Prozent der Antriebskraft über die Vorderräder auf den Asphalt bringt. Ausschlaggebend für diese Änderung in der Grundausstattung des Targa waren die Kundenbedürfnisse, so August Achleitner, Leiter der Baureihe Targa.

Beim Vorgängermodell fiel auf, dass die Mehrzahl der Kunden extrem sicherheitsbewusst war und den Targa zusätzlich mit Allradantrieb bestellte. Dennoch hat dies, so Achleitner, keine reale Preissteigerung beim neuen Modell zur Folge. In der Basisversion, dem 3,6 Liter-Boxer mit 325 PS, kostet der Targa 91.843 Euro, der 3,8 Liter Boxer mit 355 PS schlägt mit 102.167 Euro zu Buche.

Vertriebsstrategie trägt Früchte

Großes Glasdach Foto: press-inform

Sicherlich kein Schnäppchen, aber die Absatzzahlen des gerade abgelaufenen Geschäftsjahres geben Porsche auch bei der Preispolitik Recht. So erzielte die Region Nordamerika mit 36.669 ausgelieferten Fahrzeugen ein Plus von sieben Prozent, Deutschland konnte mit 17.207 verkauften Modellen ebenso zum signifikanten Wachstum beitragen.

Und in den derzeitigen Boommärkten, Russland und China, wies Porsche sogar dreistellige Zuwachsraten auf. Man sieht sich gut gewappnet, im neuen Geschäftsjahr die 100.000 Einheiten mehr als nur anzupeilen.

Komplett eigenständig

Auch in Silber ein Genuss Foto: press-inform

Aber zurück zu dem um 82 Millimeter verbreiterten «fahrbaren Wintergarten», dessen Karosserieform doch stark ans Coupé angelehnt ist, wenngleich Porsche insistiert und sagt, dass der Targa komplett eigenständig sei, weder Cabrio noch Coupé ist. Egal ob Cabrio, Coupé oder einfach nur Targa, die Aggregate der aktuellen Baureihe 997 sind wohl bekannte Gefährten und verrichten auch im Targa mit Leidenschaft ihren Dienst.

Die 325 PS des Targa 4 erledigen den Sprint auf 100 km/h in 5,3 Sekunden, der Vortrieb endet erst bei stattlichen 280 Stundenkilometern. Hier kann der Targa 4S noch einen drauf setzen, eine Beschleunigung von 4,9 Sekunden und ein Topspeed von 288 km/h sprechen eine eindeutige Sprache. Der Durchschnittsverbrauch wird mit 11,3 bzw. 11,8 Litern herstellerseitig angegeben.

Wer schaut schon nach hinten?

Große Heckklappe Foto: press-inform

Aber der agil, wenngleich nicht aggressiv am Gas hängende Targa ist weniger zum Fahren unter Volllast konstruiert, es gilt vielmehr, die Vorzüge des doppelten, bis zu 50 Zentimeter zu öffnenden Schiebedachs zu zelebrieren und zu genießen. Das Panoramaglasdach lässt sich bei jeder Geschwindigkeit stufenlos nach hinten fahren, auch Gespräche jenseits der 100 km/h Marke sind dann noch problemlos möglich. Erst bei 150 Stundenkilometern werden Diskussionen der Insassen auf eine harte Probe gestellt. So kann durch Schließen des Daches das Geräuschniveau wieder auf das eines 911 Coupé gesenkt werden. Allerdings lässt sich dann der sonore Klang der zwei bzw. vier Endrohre des Targa 4 oder 4S nur eingeschränkt genießen und der empfiehlt sich, sowohl in niedertourigen wie auch hochtourigen Bereichen.

Andererseits ist die Sicht nach hinten bei komplett geöffnetem Dach nur eingeschränkt möglich, hier ist man schon auf die beiden Außenspiegel angewiesen. Aber wen interessiert in einem Porsche 911 Targa 4 eigentlich der Blick nach hinten? Die Augen sind stets geradeaus gerichtet, der Blick schweift hinweg über die übersichtlich gestalteten Armaturen. Das Lederlenkrad, gut in der Hand liegend und in jedem Geschwindigkeitsbereich einen sicheren Halt vermittelnd, ist auffallend dünn, wenngleich sehr griffig. Der Blick geht weiter hinweg über die neu gestalteten Innenraumverkleidungen, den Windlaufrahmen sowie die modifizierten Sonnenblenden, so dass Bedienungskomfort und Geräuschniveau nochmals optimiert werden konnte. Der Blick endet bei der lang gezogenen Fronthaube, die 105 Liter Kofferraumvolumen Preis gibt. Weitere 230 Liter bietet der hintere Kofferraum bei umgeklappten Rücksitzen, 25 Liter mehr als im Coupé.

Stets optimaler Kontakt zur Straße

Perfekte Symbiose Foto: press-inform

Damit der Fahrer stets optimalen Kontakt zur Straße hält, verrichtet im neuen Targa zunächst ein optimiertes Fahrwerk seinen Dienst. Das im Targa 4S serienmäßige Porsche Active Suspension Management, welches optional für den Targa 4 zum Preis von 1508 Euro geordert werden kann, bietet ein Plus an Fahrspaß, Agilität und Sicherheit.

Einen wichtigen Beitrag zu Sicherheit und Agilität liefert die Bereifung. Der Targa 4 wird serienmäßig mit 18 Zöllern in den Dimensionen 235/40 vorne und 295/35 hinten beim Händler stehen. Der Targa 4S hingegen rollt auf 19 Zoll Reifen mit den Maßen 235/40 vorn und 305/30 hinten. Wichtig im Kontext Sicherheit ist stets die perfekt arbeitende Bremsanlage. Serienmäßig verrichtet die Aluminium-Monobloc- Feststellbremse mit jeweils vier Kolben sowie gelochten, innenbelüfteten Scheiben ihren Dienst. In Sachen Bremsleistung eine mehr als gute Lösung. Wer dennoch einen Gewichtsvorteil nutzen möchte, kann sich optional die um 50 Prozent leichteren Keramikverbundbremsscheiben für 7830 Euro bestellen.

Lücke zwischen Coupé und Cabrio geschlossen

Apropos Investment: Porsche hat es wieder einmal geschafft und ein äußerst ansprechendes Sportwageninvestment auf die Straße gestellt. Frischluftfanatikern sei jedoch gesagt, dass das Cabrio mit nahezu identischen Fahrleistungen nur lediglich 2100 Euro teurer ist, das Coupé hingegen satte 6800 Euro günstiger. Klar ist, dass nur ein echter Targa-Fan auch auf den neuen Targa und dessen Vorzüge zurückgreifen wird, so dass die konservativen Absatzschätzungen von 1800 bis 2000 jährlichen Targa durchaus ihre Begründung haben.

Dennoch ist der Wagen eine perfekte Symbiose aus Cabrio und Coupé, beide Modellvorzüge können beim Targa je nach Wetter- und Stimmungslage genutzt werden. Einen entscheidenden Beitrag zur Meinungsfindung leistet der Weg zum Händler, und der lohnt sich ab Anfang November. Am 4. November wird der neue Targa beim deutschen Händler stehen, in den USA einige Wochen später.

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