Porsche Panamera: Dickschiff mit Sportgenen

Porsche Panamera

Ein Sportwagen ist der Porsche Panamera nicht. Dafür ist er zu schlicht zu schwer. Doch wenn er schon nicht an einen 911er heranreicht, so ist der Fünftürer doch ein Konkurrent für S-Klasse und 7er BMW.

Von Holger Holzer

Bislang mussten sich Käufer eines Luxusautomobils entscheiden: Tiefenentspannung beim Chauffiert werden im Fond einer Limousine oder permanenter Adrenalindruck hinter dem Steuer eines Sportwagens. Der Porsche Panamera verspricht beides. Der erste Fünftürer der Unternehmensgeschichte tritt mit Genen der Marken-Ikone 911 gegen Oberklassegleiter wie die Mercedes-Benz S-Klasse an.

Panamera bleibt seinen Genen treu

Der Panamera ist bereits Porsches zweiter Ausflug in Regionen jenseits der traditionellen Jagdgründe. Doch während das Luxus-SUV Cayenne vom Sportwagen-Gedanken so weit entfernt ist wie ein Tata Nano von einem Reisebus, bleibt der Neue seinem Erbe treu. Zwar lässt sich aus einer Fünf-Meter-Limousine mit fast zwei Tonnen Leergewicht, vier Einstiegstüren und viel Beinfreiheit für die Fondinsassen auch mit den magischen Mitteln der Zuffenhausener Ingenieure kein Sportwagen zaubern - wohl aber eine ungewöhnlich sportliche Oberklasselimousine.

Der Innenraum vom Porsche Panamera
Der Innenraum vom Porsche Panamera Porsche

Schon von außen lassen sich die dynamischen Werte erahnen. Mit den im Marken-Stil ausgeformten Kotflügeln an der langen Front und dem coupéhaft abfallenden Dach sieht der Fünftürer aus wie ein gestauchter Porsche 911. Ganz verbergen können die dynamischen Stilelemente die massigen Ausmaße des Oberklasse-Riesen aber nicht; vor allem in Parklücken schrumpfen nebenstehende Autos zu bloßen Spielzeugmobilen.

Im Vergleich zu hinreißend schönen und deutlich filigraner wirkenden Wettbewerbern wie Aston Martin Rapide und Maserati Quattroporte kann Porsches Entwurf eines viertürigen Reisewagens dadurch optisch nicht punkten.

Der Innenraum des Panamera versöhnt

Wer im Innenraum Platz nimmt, ist aber schnell versöhnt. Zunächst fällt die niedrige Sitzposition auf. Alle vier Passagiere werden von sportlich geschnittenen Ledersesseln umfangen. Fahrer und Beifahrer sind dabei durch eine massive Mittelkonsole mit einer wahren Flut an Schaltern und Tasten getrennt, genießen aber dementsprechend einen großen persönlichen Luftraum.

Porsche Panamera
Die Seitenlinie des Porsche Panamera Porsche

Im Fond lassen sich durchaus die Beine übereinanderschlagen, auch die Kopffreiheit ist einer Chauffeurslimousine angemessen. Allerdings ist der Einstieg in den Fond durch die recht schmalen Türen etwas umständlich. Materialauswahl und Verarbeitung im Innenraum liegen auf höchstem Niveau. Nettes Detail: Eines der vier Instrumente hinter dem Lenkrad stellt auf Wunsch die Infos des Navigationssystems dar, so dass der Fahrer den Blick kaum mehr von der Straße wenden muss.

Gelungenes Porsche-Fahrwerk

Sehr gelungen ist auch das Fahrwerk des über die Hinterräder angetriebenen Panamera S. Überraschend komfortabel gleitet der Bolide über Bodenwellen hinweg, gleichzeitig ist er agiler als Länge und Gewicht erwarten lassen. Eine exakte Lenkung und exzellente Bremsen komplettieren das Paket.

Unterm Strich tendiert der Wagen charakterlich aber mehr zur Limousine als zum Sportler. Unterstützt wird das auch durch den an ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe mit Start-Stopp-System gekoppelten 4,8 Liter großen V8-Saugmotor, der mit unmittelbarer und gleichmäßiger Kraftentfaltung aufwartet. Die im Datenblatt angegebenen 4,8 Sekunden für den Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 wirken hinterm Steuer des großen Wagens nicht annähernd so spektakulär wie in einem Porsche 911. Auch der Sound des Achtzylinder-Saugers dringt eher zurückhaltend durch das Doppelglas und die dicken Teppiche.

Kein billiges Vergnügen

Auch vom Porsche Panamera soll eine kleinere Ausgabe entstehen
Das Heck des Porsche Panamera Porsche

Bei der Ausstattung gibt Porsche dem mindestens 94 575 Euro teuren Panamera S schon dem Standardmodell viel mit. So sind unter anderem Zweizonen-Klimaautomatik, Aktivfahrwerk und Bi-Xenon-Scheinwerfer serienmäßig an Bord. Gegen Aufpreis lassen sich zudem beispielsweise Luftfederung (1 952 Euro), ein elektronischer Wankausgleich (4 344 Euro) und eine Keramikbremsanlage (8 711 Euro) ordern. Bei den weiteren Kosten fallen unter anderem 444 Euro für den Fiskus an.

Da der Hersteller lediglich zwei Jahre Garantie gibt und die Service-Stationen der Marke teuer sind, sollte darüber hinaus noch genug Geld für eventuelle Reparaturen zurückgelegt werden. Auch die Tankkasse will gut gefüllt sein. Zwar geht zumindest die gefahrene Version mit dem Doppelkupplungsgetriebe vergleichsweise sparsam mit dem Kraftstoff um, rund 12 Liter bis 14 Liter sind es aber selbst bei zurückhaltender Fahrweise. Der Hersteller nennt einen Verbrauch von 10,8 Litern Super Plus

Trotzdem dürfte der Panamera in Sachen Image besser abschneiden als das von Umweltschützern häufig als prototypischer Spritschlucker kritisierte SUV Cayenne. Auch technisch und fahrerisch kann die Reiselimousine voll überzeugen. Mercedes S-Klasse, BMW 7er und Audi A8 haben also einen extrovertierten Wettbewerber erhalten, der ihnen den ein oder anderen Firmenchef mit besonderem Geschmack abspenstig machen dürfte. (mid)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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