Porsche optimiert Erfolgsmodell Boxster

Die Neuerungen am neuen Boxster sind vor allem im Innenraum auffällig. Für den richtigen Fahrspaß muss es die S-Version sein.

Stefan Zaumseil

Ende November gehen sie an den Start: der neue Porsche Boxster und der Boxster S. Dass der Boxster neu ist, ist auf den ersten Blick zu sehen. Breitere Spur, größere Räder, größere Lufteinlässe vor der Hinterachse und das Fugendesign des 911ers im Heck. Kurzum, das Design wirkt wertiger als beim Vorgänger.

80 Prozent der Teile neu

Laut Porsche sind 80 Prozent der Teile neu, übernommen wurden nur «unsichtbare» Teile wie Bodengruppe, A-Säule, Innenradhäuser und Klimaautomatik. Die Schweller an Front und Heck sind ausgeprägter, die Blinkergläser sind weiß und auch die Front zeigt die Verwandtschaft mit dem 911er deutlicher - Haupt- und Nebelscheinwerfer sowie Positionsleuchten sind klassisch getrennt. Die Porsche-Ingenieure haben die Innenraum-Geometrie optimiert, was nach dem Einsteigen sofort zu merken ist.

Die Sitze sind tiefer, das Lenkrad ist endlich längs- und höheneinstellbar, die Beine haben mehr Platz - so sitzen auch hoch gewachsene Roadster-Fans wirklich gut. Ein Plus an Sicherheit verspricht der neue Seiten-Kopf-Airbag, der parallel mit dem Thorax-Airbag aus der Tür herausschnellt - eine Weltneuheit auf dem Roadster-Markt.

Verdeck nur manuell zu bedienen

Die Mittelkonsole wirkt billig.

Leider wirkt die Mittelkonsole nicht nur wie aus billigem Plastik gestanzt, sie ist es auch - und auch noch in einem Silberton, so dass es auffällt. Schade. Dafür gibt es im neuen Boxster ein stabiles Glasfenster mit Heizdrähten in dem neu konstruierten dreilagigen Stoffverdeck. Unzeitgemäß, dass das elektrische Dach nach wie vor manuell zu entriegeln ist. In dieser Klasse ist eine vollelektrische Klappe Stand der Dinge. Angenehm: Das Dach öffnet und schließt in zwölf Sekunden und funktioniert bis Tempo 50.

Laut Porsche lässt das neue Verdeck weniger Geräusche in den Innenraum - rein subjektiv ist der neue bei geschlossenem Dach innen wirklich leiser. Offen allerdings ist neue Sound der Sechszylinder umwerfend, da haben die Zuffenhausener Ingenieure nicht zuviel versprochen. Dezent brummend im Leerlauf und mit dem typischen Röhren bei der Dreierkombination.

Teure Extras

Das komplette Porsche-Feeling bekommt man allerdings nur in der stärkeren S-Version, wenn die 320 Nm in 5,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen und 280 PS erst bei 286 Kilometern pro Stunde ihre Grenze erreichen. Mit dem Sport-Chrono Paket bekommt man (in beiden Boxster) nicht nur eine Stoppuhr im Armaturenbrett und eine grafische Rundenzeitenauswertung, sondern auch eine dynamischere Gaspedalkennlinie und eine sportlichere Federabstimmung - das dafür rund 740 Euro zu berappen sind, ist ärgerlich.

Wie gewohnt hoch sind auch die restlichen Preise der Extras für den neuen Boxster, Spitzenreiter ist die Porsche Ceramic Composite Brake (PCCB) mit 7.830 Euro. Zugegeben, die Vorteile wie erhöhte Standfestigkeit, kein Nachlassen der Bremsleistung bei häufig wiederholten Bremsmanövern, geringere ungefederte Masse an den Achsen und eine Haltbarkeit von über 300.000 Kilometern sprechen für Keramikbremsen, man muss aber wohl schon ein großer Hightech-Fan sein um den Preis eines Kleinwagens auf den Tisch des Porsche-Hauses zu legen.

Der Boxster ist ein reinrassiger Sportwagen.

Die neuen Boxster sind dank des verbesserten Fahrwerks reinrassige Sportwagen, mit dem typischen Fahrverhalten eines Porsches: Direkte Lenkung, straffes Fahrwerk und im Grenzbereich leicht übersteuernd. Der souveränen Geradeauslauf lässt sich weder von Längsrillen noch Seitenwinden stören. Dabei sind die Grenzen der Physik erst meist weit jenseits des von Straßenverkehrsvorschriften erlaubten erreicht. Für zusätzliche Sicherheit sorgt das zum Glück recht spät einsetzende PSM. Ein weiteres Argument für die S-Version ist das Sechsgang-Getriebe mit wunderbar kurzen Schaltwegen. Optional bietet Porsche nach wie vor die Fünfgang-Tiptronic an (2.575 Euro), die gut zu den verbesserten Motoren passt.

Hoher Wiederverkaufswert

Für den Boxster verlangt Porsche 43.068 Euro, der stärkere Boxster S kostet immerhin 51.304 Euro. Dafür bekommt man den stärkeren Motor, Sechsgang-Getriebe, serienmäßig größere Felgen und noch einige Extras mehr als im Basismodell. Ausstattungsbereinigt sollen die Preise jedoch laut Porsche gegenüber den Vorgängermodellen sogar gesunken sein sein. Traditionell hoch sind die Wartungskosten, beim Wiederverkauf hingegen gehört der Boxster zu den wertstabilsten Modellen.

Ein absolut unwichtiges Detail zum Schluss: Der Kofferraum vorn ist größer geworden - immerhin 150 Liter, hinten sind es unverändert 130 Liter - das ist mehr, als man es dem Roadster auf den ersten Blick zutraut und mehr, als der Roadster-Fan an Gepäck zu transportieren hat.

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