Peugeot RCZ: Vom Betriebsunfall zum Alltags-Sportler

Anfang 2013 aufgefrischt

Peugeot RCZ: Vom Betriebsunfall zum Alltags-Sportler
Der Peugeot RCZ wurde Anfang 2013 aufgefrischt. © Peugeot

Der Peugeot RCZ war zunächst nur als Showcar gedacht. Doch auch die Serienversion des Coupés muss sich vor den Alltags-Sportlern der Mitbewerber keineswegs verstecken.

Am allermeisten beeindruckt der Peugeot RCZ von schräg oben. Parkt man das Coupé in einer Senke und nähert sich ihm später, den Hügel hinab steigend, zögert man jedes Mal. Ist das wirklich ein Peugeot? Oder nicht doch der neueste Mittelmotor-Sportler aus Zuffenhausen, Maranello oder Castle Bromwich?

Peugeot RCZ als überzeugende Fingerübung

Nein, weder Porsche, noch Ferrari oder sonst ein klangvoller Sportwagen-Schriftzug ziert das Heck. Und auch einen Mittelmotor gibt es nicht – trotz der kurzen Schnauze, des Bubble-Dachs und des langen Hecks. Stattdessen sitzt unter der Fronthaube ein schnöder, quer eingebauter Vierzylinder, der zudem nicht die Hinter- sondern die Vorderräder antreibt. Denn hier steht tatsächlich ein Peugeot – zuletzt weder bekannt für ausgesucht schöne, noch für besonders sportliche Autos.

Der RCZ ist in der Tat auch so etwas wie ein Betriebsunfall. Eigentlich war der Zweitürer mit dem markanten Dachbogen lediglich als Messe-Showcar gedacht, sollte zeigen, was gestalterisch auf der Basis des mittlerweile abgelösten Kompaktmodells 308 zu machen war. Doch die Fingerübung des deutschen Designers Boris Reinmöller überzeugte die IAA-Besucher 2009 offenbar derart, dass schon 2010 die kaum modifizierte Serienversion auf die Straße rollte.

Beim Peugeot RCZ ist weniger mehr

Der Ursprung als Showstar ist dem RCZ immer noch anzumerken. Auch noch nach dem Lifting Anfang 2013, bei dem der etwas zu dick auftragende Haifisch-Kühlergrill durch einen weniger extrovertierten Front abgelöst wurde.

Dem Coupé hat der Verzicht auf die marktschreierische Schnauze verblüffender Weise eher gut getan, denn nun lenkt nichts mehr den Blick von den ungewöhnlichen Proportionen und der geduckten Haltung ab.

Kleine Schwächen beim Peugeot RCZ

Der Peugeot RCZ wurde Anfang 2013 aufgefrischt.
Komisches Sitzsystem des Peugeot RCZ Peugeot

Erst wer einsteigt merkt, dass er hier keinen reinrassigen Sportler unter sich hat. Denn die Franzosen haben die dynamische Haut kurzerhand über den ansonsten eher wenig modifizierten 308 gezogen. Das Cockpit will daher trotz seines edlen Lederbezuges nicht so recht passen. Zum einen muss der Fahrer weit von der nun flacheren Frontscheibe abrücken, zum anderen ist die Sitzposition zu hoch für einen Sportwagen. So richtig verbunden fühlt man sich daher mit dem Auto nicht.

Hinzu kommen weitere kleine Macken: Die Sitze lassen sich zwar unglaublich weit nach hinten schieben und neigen (der RCZ ist wohl der einzige Sportwagen, in dem man zur Not auch schlafen könnte), stoßen vorne aber schnell an ihre Begrenzungen, so dass der Einstieg in den eh schon engen Fond noch schwerer fällt. Der Kofferraum ist zwar riesig, aber sehr flach und dadurch in vielen Fällen unpraktisch. Zudem fließt beim Öffnen Regenwasser ins Innere.

Peugeot RCZ hat seinen Preis

Der Peugeot RCZ wurde Anfang 2013 aufgefrischt.
Der Peugeot RCZ ist kein Schnäppchen Peugeot

Doch ein schönes Auto darf durchaus Fehler haben. Zumal sich der Franzose diese während der Fahrt verkneift. Seinen 147 kW/200 PS starken 1,6-Liter-Turbobenziner kennt man unter anderem schon aus diversen Mini-Modellen als munteren Gesellen, und auch im RCZ entwickelt er unbändigen, gleichmäßigen Druck nach vorne. Das Fahrwerk passt sich mit straffer Dämpfung daran gut und ohne übertriebene Härte an. Auch die Lenkung erfüllt alle Anforderungen an ein schnelles Kompakt-Coupé. Zum Rundenrekord-Knacken taugt der frontgetriebene und recht schwere Franzose naturgemäß nicht, vor anderen Alltags-Sportlern wie dem auch formal ähnlichen Audi TT muss er sich aber nicht verstecken.

Allerdings hat der schnelle Peugeot seinen Preis: Mit 31.100 Euro für die 200-PS-Topversion ist er nicht mehr wesentlich billiger als der Ingolstädter Konkurrent (ab 34.200 Euro – eine Differenz, die durch den besseren Werterhalt wieder reinzuholen sein dürfte). Dafür hat man im RCZ das ungewöhnlichere Auto, eines an dem man sich mangels Zulassungszahlen noch lange nicht satt gesehen hat. Und das freut einen nicht nur, wenn man gerade einen Hügel hinabsteigt. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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