Außer dem Namen ändere sich alles, heißt es bei Peugeot über den neuen 308. In der Tat nimmt der kompakte Franzose runderneuert – aber nicht nur verbessert – recht forsch die Jagd auf den VW Golf auf.
Von Thomas Flehmer
Die deutschen Wähler sollten sich am 22. September nicht wundern, wenn sie ihren Stimmzettel abgeben werden. Vor dem Wahllokal werden sie noch auf eine nicht wählbare Alternative treffen. Dort wird ein neuer Peugeot 308 stehen mit einem Aufkleber und der Aufschrift, dass das Kompaktauto aus Frankreich als Alternative zur Wahl stehe.
Peugeot 308 kürzer, aber mit mehr Radstand
Einen Tag zuvor wird die zweite Generation des 308 in den deutschen Markt eingeführt. Die einen Tag später stattfindende Wahl-Alternative zeigt, dass die Franzosen neue Wege mit dem 308 einschlagen wollen. "Der 308 soll das Podium in Europa erklimmen", sagt Peugeot-Marketing-Direktor Marc Bocqué, also in den Kampf zwischen Opel Astra, Ford Focus und natürlich dem VW Golf eingreifen. Und die Voraussetzungen sind gut. "Außer dem Namen ändert sich alles", so Bocqué weiter.
Das wird bereits auf dem ersten Blick klar. Die Front präsentiert sich mit ihren LED-Scheinwerfern und der gefeilten Motorhaube im Vergleich zum Vorgänger sehr viel attraktiver. Auch Seitenlinie und Heck, bei dem aufgrund aerodynamischer Optimierungen der Spoiler näher an die Heckscheibe installiert wurde, runden den Auftritt ab. Bei den Abmessungen folgte Peugeot den mit der Einführung des 208 eingeschlagenen Weg. Zwar misst der 308 mit seinen 4,25 Metern Länge nun zwei Zentimeter weniger, dafür wuchs der Radstand zum Wohle der Insassen auf 2,62 Meter. Die geringe Höhe von 1,46 Metern wirkt sich für Normalgewachsene ebenso wenig negativ aus wie das Kofferraumvolum von 420 Litern. Damit können Fahrer und Beifahrer 40 Liter mehr verstauen als im Golf, bevor sie den Innenraum entern.
Gewöhnungsbedürftiges i-Cockpit im Peugeot 308
Und die Insassen können sich an Bord sehr wohl fühlen. Die verwendeten Materialien sind wertig, die Sitze bieten den nötigen Seitenhalt und sind trotzdem bequem. Dagegen benötigt man für das Cockpit ein wenig Eingewöhnungszeit. Denn hier finet fast eine kleine Revolution statt. Das kleine Lenkrad ist unterhalb der Instrumente platziert, die Zeiger von Geschwindigkeits- und Drehzahlmesser bewegen sich aufeinander zu – das wirkt noch recht pfiffig, ist aber dem tief sitzenden Lenkrad geschuldet.
Einige Zeit der Gewöhnung wird auch das so genannte i-Cockpit in Anspruch nehmen. Die Bedienung von Klimaanlage, dem etwas hinterher hinkenden Navi, Entertainment und Internet erfolgt über einen 9,7 Zoll großen Touch-Screen, der allerdings die Fingerbefehle nicht immer auf Anhieb annimmt und bei dem man sich einfuchsen muss. Waren manche Peugeot-Modelle früher mit Schaltern und Knöpfen überfrachtet, so vereint das i-Cockpit alle diese Funktionen, sodass in der Mitte es nun fast karg, aber nicht schlecht, aussieht. Was geblieben ist beim neuen Modell ist das Lispeln der jungen Dame, die einem den Weg erklärt. Man freut sich fast, dass die optional angebotenen Sicherheitsassistenten Abstandstempomat, Totwinkelassistent, Kollisionswarner und Einparkhilfe nonverbal funktionieren.
Peugeot 308 als agiles Leichtgewicht
Doch auch ohne diese Features bietet der neue 308 ein angenehmes Fahrgefühl. Aufgrund der neuen Plattform EMP2 (Efficient Modular Plattform) hat der in Souchaux gefertigte 308 zwischen 80 und 140 Kilogramm verloren, die sich bei der Fahrdynamik auswirken. Mit lediglich 1200 Kilos bepackt, gibt sich der Kompakte aus dem Elsass auch mit den kleineren Motoren schon recht agil.
Peugeot aber erwartet, dass die bereits bekannten THP 155 bei den Benzinern und der e-HDi 115 bei den Diesel das Rennen um die Gunst der Käufer machen werden. Wie beim C4 Picasso sind die Gänge länger ausgelegt als bei anderen Modellen des PSA-Konzerns, sodass die 155 PS nicht unbedingt gespürt werden, auch wenn der Benziner nicht schwächlich unterwegs ist.
Peugeot 308 mit sparsamen Diesel
Für die Serpentinenfahrt eignet sich deshalb eher der 115 PS starke Diesel, der bereits bei 1750 Kurbelwellen-Umdrehungen auf 270 Newtonmeter maximales Drehmoment zurückgreift. Beim Spurt zur 100 Meter-Marke bleibt aber der Otto mit glatten acht Sekunden vor dem Selbstzünder, der zwei Sekunden länger benötigt.
Dafür soll sich der Diesel mit 3,8 Litern begnügen, der Benziner fordert 5,6 Liter ein. Werte, die auf den ersten Testfahrten nur jeweils um einen Liter überboten wurden. Verbunden mit dem guten Fahrwerk und einer überraschend direkten Lenkung sowie gut einlegbaren Gängen motiviert der Kompakte aber dann auch dazu, den Verbrauch mehr in die Höhe zu schrauben.
Peugeot 308 SW im kommenden Jahr
Den besten Kompromiss aus Sportlichkeit und Sparsamkeit wird der HDi 150 bieten, der allerdings erst im kommenden Jahr auf den Markt kommen wird, den wir aber schon mal einige Kilometer fahren durften und uns begeistert zeigten. Dann ist auch schon der Kombi am Start und auch die sportliche Version der auf der IAA zu zeigenden R-Studie könnte dann schon als GTi dem sportlichen Wolfsburger ebenso Konkurrenz machen.
Auch an den Preisen ist der forsche Angriff auf das europäische Podium der Kompaktklasse abzulesen. Mit 16.450 Euro ist der Einstieg 500 Euro niedriger als beim Golf angesiedelt. Der günstigste Diesel startet bei 19.550 Euro, lohnenswerte 1200 Euro mehr kostet der Active e-HDi FAP 115 Stop & Start. Für den Allure 155 THP müssen mindestens 24.300 Euro angelegt werden. Die Preise bewegen sich auf Golf-Niveau. Dafür ist der Peugeot besser ausgestattet, um Anreize für eine Wahl-Alternative zu bieten.