Ora Funky Cat: Geht ab wie «Schmitz Katze»

Ora Funky Cat: Geht ab wie «Schmitz Katze»
Das Ora Funky Cat sieht schick aus - und ist vor allem kompakt. © Jan Greune/Ora

An Selbstbewusstsein mangelt es den chinesischen Autobauern nicht. Das sieht man auch am Ora Funky Cat, dem neuen Stromer der Tochtermarke von Great Wall Motor.

Mit dem Funky Cat bringt Ora einen Hingucker mit umfangreicher Ausstattung auf die Straße. So selbstbewusst der Auftritt, ist indes auch der Preis: er startet bei rund 39.000 Euro.

Sein Auftritt ist sympathisch, das Design ansprechend. Der erste Test-Auftritt des Ora macht schon optisch neugierig. Gutmütige Kulleraugen, leicht abfallendes Dach, das in einem Bürzel oberhalb der Heckscheibe endet. Am unteren Rand des Fensters sind Rück- und Bremsleuchten versteckt. Die pfiffige Lösung wird wohl zu einem der Erkennungszeichen des Neulings.

ID.3 als einer der Rivalen

Das Ganze ist ein Kompaktwagen im 4.20-Meter-Format des als Rivalen ausgerufenen VW ID 3. Beim Einsteigen überrascht neben dem Raumgefühl vor allem die Anmutung des Innenlebens. Beispiele sind die verchromte Schalterleiste unterhalb der Luftdüsen, die Bespannung der Instrumententafel, die schon im Basismodell mit gestepptem künstlichem Leder gepolstert ist. Dazu ein breiter Doppelmonitor mit guter Auflösung.

Aufgeräumt: das Cockpot im Ora Funky Cat. Foto: Jan Greune/Ora

Unser Ora hatte den stärkeren Akku an Bord, der mit 63 kWh um 15 kWh größer ist als im Basismodell. Damit soll er 420 anstatt 310 Kilometer weit kommen. Das mehr an Reichweite fordert allerdings 5500 Euro Aufpreis, der Kleine kostet also 44.490 Euro. Mutig für ein noch unbekanntes Auto aus dem fernen China. Es beginnt also die Suche nach den Besonderheiten, die das große Loch in der Haushaltskarte rechtfertigen.

Erfreulich wendig

Schon im Straßengewirr der noch verschlafenen Ferieninsel Mallorca erfreut der Ora mit seiner Wendigkeit, der mühelosen Lenkarbeit, die an Zielgenauigkeit kaum Wünsche offenlässt. Das Gleiche gilt für die Bremsen, die Stabilität beim Tanz durch die Serpentinen beim Abstieg nach Sóller und die kaum spürbare Seitenneigung.

Das nächste Aha-Erlebnis beim energischen Tritt aufs rechte Pedal. Der Funky-Cat wird zu „Schmitz Katze“, schnurrt mit leisem Singen davon. Die wenigen Touris in ihren Mietwagen kommen wohl ins Staunen, wenn das fremde Mobil beim Überholen einfach so davonschießt. Beim entspannten Cruisen bleibt dann Zeit zum Entdecken der vielen Extras. Der Neue spricht, wenn er mit einem selbstgewählten Namen geweckt wird. Sucht nach einer Ladesäule, dem Kinoprogramm und muss selbst bei der Frage nach der aktuellen Wassertemperatur des Mittelmeers nicht passen und nennt 15,5 Grad.

Face ID ausgestattet

Die Kamera für die Face ID im Ora Funky Cat ist an der A-Säule befestigt. Foto: Jan Greune/Ora

Der kleine Kasten links am Holm der Frontscheibe verwirrt. Darin ist eine Kamera versteckt, die das Gesicht des Fahrers ins Visier nimmt, eine sogenannte Face ID. Sie soll u.a. Unkonzentriertheit erkennen, hat eine mögliche Müdigkeit im Blick und erinnert sich so an weitere Auffälligkeiten. Allemal gewöhnungsbedürftig, da ein Lautsprecher bei jeder zufälligen Berührung der Mittellinie mit strenger Stimme mehr Konzentration einfordert. Hier sollte nachgearbeitet werden.

In allen Kätzchen sind die wichtigsten Assistenten serienmäßig, Abstandsradar ebenso wie Totwinkelwarner, Fernlichtautomatik, Spurhalten oder ein Bremsassistent auch beim Rückwärtsfahren. Die 360-Grad-Kamera oder der schlüssellose Zugang ist in dieser Klasse noch selten Standard. Entsprechend verdient er sich auch Bestnoten bei der Sicherheit.

Kofferraumvolumen bei 228 Litern

Der Preis für das Ora Funky Cat geht bei rund 39.000 Euro los. Foto: Jan Greune/Ora

Künftige Käufer, von denen es schon in diesem Jahr gut 6000 geben soll, müssen bei aller Sympathie aber auch Einschränkungen in Kauf nehmen. Der Kofferraum hinter den Rücksitzen ist mit 228 Litern um fast 160 Liter kleiner als im gleichlangen VW ID 3. Ähnliches gilt für das Gewicht, dass der Ora mitschleppen darf. Samt Insassen darf es 355 Kilogramm nicht überschreiten. Die schwere Batterie fordert nun mal ihren Tribut.

Unterm Strich bringt der kleine Chinese sympathischen neuen Wind in seine Klasse, punktet mit außergewöhnlich kompletter Ausstattung und wird wohl auch die bekanntlich eher skeptischen Fahrerinnen in ein E-Auto locken. Die Angst, keine Werkstatt zu finden, ist übrigens überflüssig. Verkauft wird der Ora vom selben Importeur wie die Traditionsmarke Mitsubishi. (SP-X)

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