Opel Crossland X: Mit Erfolgs-Potenzial

Überzeugendes Crossover-Modell

Opel Crossland X: Mit Erfolgs-Potenzial
Der Opel Crossland X macht eine gute Figur. © Axel F. Busse

Der Opel Crossland X ist ein Gemeinschaftsprodukt mit dem PSA-Konzern. Doch wie eigenständig ist das 4,21 Meter kurze Crossover-Auto wirklich? Unser Praxistest gibt hierauf die Antwort.

Von Axel F. Busse

Den Buchstaben „X“ haben schon viele Autohersteller für sich vereinnahmt. Gewöhnlich wird damit ein Allradantrieb gekennzeichnet, aber darauf kann man sich nicht mehr verlassen. Der Crossland X und auch der größere Grandland X haben mit 4×4-Gängigkeit nichts am Hut.

Dem Crossland fällt außerdem eine schwierige Aufgabe zu: Er muss die Kunden auffangen, die mit dem Van-Konzept des Meriva sehr zufrieden waren und obendrein dem Crossover- und SUV-affinen Publikum etwas bieten. Schließlich werden dem Segment der kleinen Sports-Utility-Vehicle in den nächsten Jahren stabile Wachstumsraten prognostiziert. Zunächst ist mal ein Kompliment an die Opelaner fällig, denn der Crossland X geht optisch als authentisches Rüsselsheimer Produkt durch. Ein Franzosen-Klon mit Opel-Blitz an der Front hätte wahrscheinlich auch wenig Chancen hierzulande gehabt.

Crossland X ein eigenständiger Rüsselsheimer

Der Opel Crossland X tritt an die Stelle des Meriva
Das Cockpit des Opel Crossland X. Foto: Flehmer

Der Fünftürer ist zwar zehn Zentimeter kürzer als der Meriva und hat (leider) auch nicht dessen originelle Türen (die hinteren gegenläufig öffnend) aber da der Crossland auch zehn Zentimeter höher ist, ist der innere Platzeindruck ausreichend und komfortabel. Die hohe Sitzposition und die gute Rundumsicht (dank eines kleinen, von außen abgedunkelten Fensters in der C-Säule) schaffen eine angenehme Atmosphäre.

Der Testwagen war mit einem 1,2 Liter großen Dreizylinder-Turbobenziner ausgestattet, der 130 PS leistet. Bei knapp 1300 Kilogramm Fahrzeuggewicht kann das als wohlwollendes Leistungsangebot gelten. Weitere Varianten des Motors sind mit 81 und 110 PS verfügbar. Der Turbodruck hat zur Folge, dass man bei dem stärksten Dreizylinder immerhin über 230 Newtonmeter Drehmoment verfügen kann, um das schon ab 1750 Umdrehungen.

Cockpit des Crossland X lässt nicht fremdeln

Es gibt keinen Anlass, mit der Cockpitgestaltung zu fremdeln. Das sachliche, nicht immer pfiffige, aber funktionale Opel-Design hat eine klare Struktur und man findet sich schnell zurecht. Der harmonisch eingepasste und nahezu blendfreie Multifunktionsbildschirm ist in einer blickfreundlichen Höhe angebracht und als Touchscreen ausgelegt. Mit acht Zoll Größe ist er gut abzulesen und auch wenn man sich die Kartengrafik der Navigation etwas detailfreudiger wünschte, ist alles doch gut zu handhaben.

Dank eines Radstands von 2,60 Metern müssen sich auch die rückwärtigen Passagiere nicht zusammenfalten, um ein hinreichend komfortables Reisen zu genießen. Ehemalige Van-Liebhaber werden es zu schätzen wissen, dass die Rückbank um 15 Zentimeter verschiebbar ist und sich so der Gepäckraum bei Bedarf vergrößern lässt. Minimal sind 410 Liter vorhanden, bei kompletter Ausnutzung der Schiene werden 520 Liter daraus. Enorm, wenn man sich die Außenmaße vor Augen führt. Die Kante, die zum Beladen überwunden werden muss, ist 75 Zentimeter hoch und die Ladeluke einen glatten Meter breit. Beim Umlegen der Rücksitzlehnen entsteht eine fast ebene Fläche, die bis unters Dach maximal 1255 Liter Gepäckvolumen aufnimmt.

Unterwegs mit AGR-Sitzen

Zwar war der Testwagen mit den orthopädisch geprüften und zertifizierten AGR-Sitzen ausgestattet, jedoch zeigten diese in bestimmten Fahrsituationen noch Optimierungspotenzial. Das Polstermaterial neigt zu Ermüdungserscheinungen, was auf der Langstrecke einen Einsinkeffekt mit sich bringt. Der ist zwar nicht groß, wird aber augenfällig, wenn man das optionale Head-Up-Display an Bord hat. Die Daten, die es in der ausfahrbaren Hilfsscheibe vor dem Lenkrad abzulesen gibt, wandern zusehends aus dem Blickfeld. Außerdem könnten die Sitze etwas mehr Seitenführung vertragen, denn der kleine Crossland verleitet zu einer munteren Gangart.

Das liegt nicht nur an dem sportlich-rauen Sound, den der Motor verbreitet. Er erwies sich auch als drehfreudig und druckvoll, wenn es drauf ankommt. Wer nicht allzu schaltfaul fährt, kann ein erhebliches Temperament mobilisieren, das zur Sicherheit beim Überholen und zu Souveränität auf Steigungsstrecken beiträgt. Das überwiegend auf Überlandstrecke bewegte Testauto erledigte seine Aufgaben mit mäßigem Durst.

Mit 6,3 Litern je 100 Kilometer lag er am Ende 1,2 Liter über dem Prospektwert und somit im erwartbaren Bereich. Die Lenkung ist äußerst leichtgängig, was besonders beim Manövrieren in der Innenstadt von Vorteil sein kann. Nur bei Vollgas ging dem Testwagen frühzeitig die Puste aus: Statt 206 km/h (laut Datenblatt) mochte er mehr als 193 km/h (GPS-Messung) nicht von sich geben.

Viele Assistenzsysteme an Bord

Opel präsentiert den Crossland X
Das Heck des Opel Crossland X. Foto: Mertens

In der gefahrenen „Innovation“-Ausstattung bringt der Crossland X ab Werk diese Merkmale mit: Spurassistent, Verkehrsschilderkennung, teilbare Rücksitzlehne, OnStar-Meldesystem, Zweizonen-Klimaautomatik, Tempomat, Müdigkeitswarner, Berganfahrassistent, verstellbarer Gepäckraum-Boden und elektrische Fensterheben hinten.

Das Head-Up-Display (+300 Euro) ist zwar nützlich, aber nicht unbedingt vonnöten, ebenso gut wie in der kabellosen Lademulde (+125 Euro) kann man sein Smartphone an einem der beiden USB-Anschlüsse laden. Wer Bedarf an Sonderaustattung hat, sollte sein Geld lieber in das sehr nützliche Park&Go Premium-System stecken (+850 Euro), was Rückfahrkamera, Ein- und Auspark-Automatik, Toter-Winkel-Assistent und elektrische einstell- und beheizbare Außenspiegel enthält.

Der Crossland X hat das Potenzial für eine erfolgreiche Karriere. Er ist munter und bequem. Vielseitig und charakterstark öffnet er der Marke möglicherweise neue Käuferschichten, ohne die alten – etwa vom Meriva – zu verprellen. Wie schwierig es ist, sich gegen den angeheirateten Stiefbruder aus Frankreich, den Citroen C3 Aircross, zu behaupten, wird die Zukunft erweisen.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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