Opel sieht sich mit seiner Elektrifizierungsstrategie auf dem richtigen Weg. Unternehmenschef Florian Huettl verweist auf die hohe Nachfrage nach den E-Modellen der Marke. Nun kommt das Facelift des Corsa.
Der Corsa ist für Opel nicht irgendein Modell, es ist nach wie vor das „Herz der Marke“, sagte Opel-Chef Florian Huettl am Dienstag bei der Vorstellung am Firmensitz in Rüsselsheim. Innerhalb der Baureihe würden sich ein Drittel der Kundinnen und Kunden für die rein elektrische Variante des Bestsellers der Stellantis-Tochter entscheiden, berichtet der Manager.
Die E-Strategie der Rüsselsheimer zahlt sich aus. Während weltweit das Absatzplus für die Marke bei 14 Prozent liegt, stieg es bei den reinen Elektroautos wie etwa Corsa, Mokka und Astra um 35 Prozent.
Absatzplus bei E-Autos
Auf dem deutschen Markt konnte Opel im September mit 14.086 Neuzulassungen (darunter 2200 Corsa Electric) ein Plus von fast 26 Prozent erzielen, kumuliert liegt es nach neun Monaten mit über 108.000 Neuzulassungen bei 3,5 Prozent. Der neue Corsa soll das Absatzplus der Marke, die ab 2028 nur noch reine E-Autos anbieten will, weiter befördern. Ab 2024 soll jede Baureihe über mindestens ein rein elektrisches Modell verfügen, ab 2025 wird jedes neue Modell nur noch elektrisch sein.
Damit der neue Corsa die Erwartungen erfüllt, hat man dem Kleinwagen nicht nur mit dem Opel Vizor das Markengesicht mit auf den Weg gegeben, sondern ihm auch ein frisches Heckstyling verpasst. Im Innenraum sind die optischen Änderungen indes überschaubar. Neben einem geänderten Lenkrad gibt es einen 10 Zoll großen Touchscreen und einen anderen Gangwahlhebel. Das Infotainment-System wurde intuitiver gestaltet und das volldigitale Cockpit verfügt über einen Snapdragon-Chip von Qualcomm. Daneben gibt es ein besseres LED-Licht.
Zwei Batterien im Angebot
Die größten Änderungen finden sich beim Antrieb. Hier bietet Opel zwar nach wie vor auch noch den altbekannten 136 PS starken E-Antrieb mit einer Reichweite von 357 Kilometer an, doch die Rüsselsheimer offerieren auch eine 156-PS-Variante. Wer jetzt meint, dass es sich dabei um den aus dem Jeep Avenger oder dem DS 3 bekannten Stellantis-Antrieb mit einer 54 kWh starken Batterie handelt, liegt falsch.
Im Corsa kommt ein neu gestalteter Akku zum Einsatz, der eine Leistung von 51 kWh bereitstellt und für eine Reichweite von 405 Kilometern sorgt. So finden sich nicht mehr wie im bisher bekannten, leistungsschwächeren Antrieb 216 Batteriezellen, sondern nur noch 107. Sie sind größer, sorgen aber dennoch für eine Gewichtsersparnis von immerhin fünf Kilo bei jetzt 340 Kilo, wie Christian Theumer aus der Gesamtfahrzeugentwicklung sagte.
Reduzierter Verbrauch
Das ist nicht der einzige Vorteil des neuen Antriebspacks. Er ist auch deutlich effizienter als die 136-PS-Variante: statt 15,7 kWh/100 km soll der Verbrauch bei nur 14,2 kWh/100 km (WLTP) liegen. Und, ist das realistisch? Gut möglich. Nach unserer Testfahrt über rund 60 Kilometer mit Autobahn, Landstraße kamen wir sogar auf einen Verbrauch von 12,9 kWh, allerdings im Eco-Modus und bei zurückhaltender Fahrweise. Bei dieser Auswahl steht nur eine Leistung von 82 PS und ein Drehmoment von 180 Nm an. Im Normalmodus sind es 109 PS (220 Nm) und im Sportmodus die volle Leistung von 156 PS und 260 Nm. Wer es ambitioniert mag, der kann im neuen Corsa in 8,1 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen, die Höchstgeschwindigkeit endet bei ausreichenden 150 km/h.
Apropos ambitioniert: Das Fahrwerk ist gut abgestimmt, der niedrige Schwerpunkt sorgt für eine gute Straßenlage und die Lenkung ist direkt ausgelegt. Das hinterlässt alles einen ebenso guten Eindruck wie die Qualitätsanmutung im Innenraum. Fahrer und Beifahrer können sich über ausreichend Platz freuen, im Fond geht es entsprechend enger zu. Aber für kürzere Strecken können hier auch Erwachsene bequem Platz nehmen. Die Ladeleistung liegt bei beiden Antriebsvarianten bei 100 kW. Damit kann man den Akku an einer Schnellladestation vom 20 auf 80 Prozent in 27 Minuten aufladen. Leider besteht in den Systemeinstellungen nicht die Möglichkeit, die gewünschte Kapazität einzugeben. Sprich: Man kann die Ladung nicht etwa bei 80 Prozent enden lassen. Schade. So etwas sollte heutzutage Standard sein.
60 Prozent Anteil für größere Batterie
Und, welchen Mix erwartet Opel zwischen den beiden Leistungsstufen? „Wir gehen davon aus, dass sich 60 Prozent für die stärkere Variante entscheiden“, sagt Produktmanagerin Kathrin Kawa. Dass man die 136-PS-Variante im Angebot behält, hat auch mit der Erreichbarkeit der E-Mobilität zu tun. So kostet diese Variante „nur“ 34.650 Euro, für die leistungsstärkere Version werden schon 38.045 Euro aufgerufen. Für einen Kleinwagen eine selbstbewusste Ansage. Das scheint man auch bei Opel zu ahnen – und bietet den Corsa Electric ebenso für eine attraktive monatliche Leasingrate von 169 Euro bei einer 24-monatigen Laufzeit und einer Sonderzahlung von 4500 Euro an. Die Laufleistung liegt bei jährlich 5000 Kilometern. Auch der 75 PS starke Einstiegsbenziner ist für diese Rate von 169 Euro (48 Monate, keine Anzahlung, jährlich 10.000 Kilometer) im Monat zu haben. Der Verkaufspreis beginnt für diese Variante bei 19.800 Euro.
Während der neue Corsa noch im Oktober auf den Markt kommen wird, bieten die Rüsselsheimer ihn zu einem späteren Zeitpunkt auch erstmals mit einem Hybrid-System an. Die 1,2 Liter-Modelle mit 48-Volt-System sowie einer Leistung von 100 PS und 136 PS bieten im Vergleich zum reinen Verbrenner ein Kraftstoffersparnis von rund 15 Prozent. Anders ausgedrückt: Das Minus liegt bei 0,8 Litern auf 100 Kilometer, die CO2-Einsparung bei 24 g/km. Im Stadtverkehr soll der Hybrid bis zu 50 Prozent der Strecken emissionsfrei unterwegs sein. Opel geht davon aus, dass rund 30 Prozent der Verkäufe auf den Hybriden entfallen.
