Die Ablösung vollzieht sich wie in einem modernen James-Bond-Film von J auf K. Auf der IAA feiert die elfte Kompakt-Generation von Opel Weltpremiere. Autogazette.de ist schon mal mit dem Erlkönig des leichter und kürzer gewordenen Astra K über die Landstraßen gejagt – mit viel Freude.
Von Thomas Flehmer
Im nächsten Jahr feiert die Kompaktklasse von Opel 80. Geburtstag. 1936 erblickte der erste Kadett das Licht der Welt. Bedingt nicht nur durch den zweiten Weltkrieg ließ der Kadett A ein wenig auf sich warten, ehe er 1962 die kompakte Klasse der Rüsselsheimer begründete und ab 1991 mit dem Astra und dem Buchstaben „F“ fortsetzte. Ab der IAA in Frankfurt im September und nach 24 Millionen Verkäufen insgesamt übernimmt der „K“ das Kommando – und das sehr erleichtert gegenüber dem „J“, wie die ersten Fahrten mit dem noch beklebten Astra zeigten.
Neuer Opel Astra deutlich leichter
Zwischen 120 und 200 Kilogramm hat der Astra abgespeckt und dabei auch noch knapp fünf Zentimeter an Länge verloren, wovon die Insassen aber nichts spüren – im Gegenteil. Auch wenn der Radstand selbst um 2,3 Zentimeter schwand, bleiben auf 4,37 Metern Länge immer noch 2,66 Meter zum Sitzen übrig – genug für normal gewachsene Erwachsene, Sitzriesen stoßen an den flacher gehaltenen Dachhimmel, ohne dabei zu verzweifeln.
Dass sich am Cockpit etwas tun wird, ist klar. Opel hat die Pilotenkanzel über Bord geworfen und die Knöpfe und Schalter auf das Wesentliche konzentriert, auch wenn die komplette Sicht noch nicht freigegeben wurde. Und mit dem Telematiksystem „OnStar“ mit einem eingebauten LTE-Modul setzt sich der neue Astra auch beim so genannten Infotainment an die Spitze des Segments. Damit ist nicht nur der ab 2018 verpflichtende Notruf mit an Bord, sondern „OnStar“ – in den Vereinigten Staaten von Amerika schon lange an Bord – ist auch als Hotspot für bis zu sieben Handys unterwegs – auch wenn nur bis zu fünf Personen im neuen Astra mitfahren werden.
Opel setzt mit OnStar Maßstäbe
Mit dem System, das Opel für etwa 300 Euro erstmals in einem Fahrzeug einsetzen wird, können auch technische Raffinessen wie Ölstand oder Reifendruck abgelesen werden, nicht nur für die jüngeren Insassen zählt der Internetzugang oder der Concierge-Service. Ein Jahr lang kann der Dienst kostenlos genutzt werden, anschließend werden monatliche Gebühren fällig.
Doch auch wenn die Konnektivität eine immer größere Rolle bei der immer jünger werdenden Klientel spielt, haben andere Aspekte Vorrang. Die geschrumpften Außenmaße sowie die Abspeckkur haben dem neuen Astra gut getan, was auf den ersten Testkilometern deutlich sichtbar wird.
Agiler Dreizylinder für den Opel Astra
Der neue 1,0 Liter große Dreizylinder mit 105 PS und Turbounterstützung, der den 1,6 Liter großen Sauger mit zehn Pferdestärken mehr ablöst, unterstreicht, dass es bei der Performance nicht nur auf die Leistung ankommt. Der Dreizylinder, dem man im Gegensatz zu früheren Generationen seine lediglich drei Zylinder nicht anhört, verfügt mit 170 Newtonmetern sogar über mehr Drehmoment als der 1,6er, was sich – ebenso wie der Gewichtsverlust in diesem Fall von 150 Kilogramm – deutlich bemerkbar macht.
Das neue Modell stürmt sehr viel besser in die Kurven hinein und kommt sehr viel agiler wieder heraus als der Vorgängern, der nicht mithalten kann und bei der Fahrt im Konvoi zu den abgeklebten Modellen abreißen muss. Allein die PS-Zahl reicht halt nicht aus. Dafür reichen die gut austarierten fünf Gänge aus, sodass ein sechster Gang nicht als fehlend eingestuft wird. Während das Vorgängermodell noch sehr komfortabel und eher schwammig die Serpentinen nahm, fühlt sich der Dreizylinder sportlich an, ohne dabei den gewissen Komfort vermissen zu lassen.
Neuer Opel Astra mit Matrix-Licht
Nicht ganz so stark zwischen Vorgängermodell und dem künftigen Astra fallen die leistungsmäßigen Unterschiede zwischen den beiden 1,4 Liter großen Vierzylindern aus. Hier hat der neue mit 145 PS fünf Pferdestärken mehr als der Vorgänger und macht den Unterschied durch das weiter optimierte Fahrwerk aus. Denn der Neue passiert die Kurven deutlich agiler als der Alte.
Um mit dem Ford Focus oder gar dem Bestseller VW Golf Schritt halten zu können, hat Opel dem Astra ein System verliehen, welches sonst eigentlich in der Oberklasse beginnt. Das „IntelliLux-System“ – verbal angegliedert an das „IntelliLink-System“ – verfügt dank LED-Matrix-Leuchten über permanent dauerhaftes Fernlicht, das sich je nach Gegen- oder Vorverkehr oder Gestalten am Straßenrand in den jeweiligen Bereichen ausschaltet und nur die freien Bereiche ausleuchtet. Rund 1200 Euro müssen für den Assistenten, der natürlich die weiteren Assistenzsysteme, die nach dem Insignia nun auch im Astra ihr Debüt geben werden, fällig.
Weitere – auch nur ansatzweise – Preise geben die Entwickler ebenso wenig bekannt wie Verbrauchszahlen. Nur eines ist für die Rüsselsheimer klar: Der neue Astra wird den Mitbewerbern überlegen sein. Dafür, dass der Ford Focus im letzten Jahr und der Klassenprimus VW Golf im vorletzten Jahr debütierten, quasi ein Muss für Opel. Auch wenn die Verbräuche noch nicht bekannt sind und auch die Karosserie verklebt, könnte das 80. Jubiläumsjahr den Erfolg des neuen Astra einläuten, auch wenn der vom Design her eher langweilig gezeichnete Golf seine Spitzenposition nicht hergeben wird.