Nissan Qashqai: Ein SUV mit vielen Stärken

Nissan Qashqai: Ein SUV mit vielen Stärken
Äußerlich wirkt der Fünftürer nun wieder modern und frisch. © Nissan

Der Nissan Qashqai ist das bestverkaufte Modell der Marke in Deutschland. Was bringt die dritte Generation an Fortschritten?

Der ungelenke Name bereitet kein Stirnrunzeln mehr: Wer „Kaschkei“ sagt, macht alles richtig. Gewöhnen muss man sich als potenzieller Kunde aber daran, dass Dieselmotoren längst passé sind und es bislang nur noch einen Mild-Hybrid-Antrieb in der Preisliste gibt. Der Vierzylinder hat bescheidene 1,3 Liter Hubraum, leistet wahlweise 140 oder 158 PS und wird von einem integrierten Startergenerator unterstützt. Ein Vollhybrid soll in diesem Jahr nachgeschoben werden.

Bei der gefahrenen 158-PS-Variante handelte es sich um das Modell mit Allradantrieb und Automatik-Getriebe, das erst ab der dritten von fünf Ausstattungslinien zu haben ist. Dafür sind minimal fast 40.000 Euro fällig, aber das Komfort- und Assistenz-Niveau ist auch entsprechend hoch. Gegenüber dem Vorgänger ist der Qashqai geringfügig gewachsen. Die Länge nahm um 35 Millimeter auf 4,43 Meter zu, die Breite um fast den gleichen Wert und misst jetzt 1,84 Meter. Was die Kunden an ihm schätzen, merkt man schon bei ersten Einsteigen: Die Sitzposition ist angenehm hoch.

LEDs wohin man schaut

Mit den montierten 20-Zoll-Leichtmetallfelgen sah der Testwagen recht stattlich aus. Sie sind für einen erstaunlich moderaten Aufpreis von 500 Euro zu haben. Serienmäßig kommt die Ausstattungslinie Tekna+ auf 19-Zöllern daher. Wesentlich teurer ist dagegen die Zweifarb-Lackierung mit schwarzem Dach für 1450 Euro extra. Die neu gestalteten Hauptscheinwerfer werden von LEDs befeuert, wie auch die gesamte Lichttechnik einschließlich Nebel- und Rückfahrscheinwerfer mit den langlebigen und stromsparenden Leuchtmitteln ausgestattet ist.

Kommandozentrale mit Wohlfühl-Faktor. Foto: Nissan

Die vergrößerte Karosserie sowie die leicht verbreiterte Spur kommen den Platzverhältnissen in der Kabine zugute. Nissan verspricht 28 Millimeter mehr Beinfreiheit hinten und auch einen guten Zentimeter mehr Kopffreiheit im Fond. Wer über 1,90 Meter groß ist, hat allerdings nichts davon. Oft ist in der Vergangenheit die Rundumsicht kritisiert worden. Der Hersteller hat dem mit schmaleren A-Säulen, einer Neupositionierung der Außenspiegel und einer zusätzlichen Seitenscheibe an der C-Säule Rechnung getragen. Ein sorgfältiger Schulterblick beim Abbiegen ist dennoch nötig. Vorn haben die Passagiere zwischen den Türverkleidungen 1,46 Meter Platz, hinten sind es noch 1,42 Meter.

„Eco“ ist nicht selbstverständlich

Die Kofferraum-Kante ist mit 75 Zentimetern Höhe recht beladefreundlich, bei umgelegten Rücksitzlehnen kann das Gepäckfach bis auf maximal 1,84 Meter Tiefe gestreckt werden. Bei aufgestellten Lehnen ist es knapp 85 Zentimeter tief. Das Ladevolumen gibt Nissan mit 436 bis 1422 Liter an, die höchstmögliche Zuladung beträgt 463 kg. Unter einem beweglichen Kofferraum-Boden ist ein praktisches Staufach für Kleinutensilien verborgen.

Das aufgeräumte Cockpit zeigt auf der Mittelkonsole unterhalb des Getriebehebels einen Drehschalter als Fahrmodus-Wähler. Ihn sollte man unterwegs im Auge behalten. Er erlaubt zwar eine Anpassung der Allradfunktionen zum Beispiel an winterliche Fahrbahn-Verhältnisse, rückt aber nach jedem Ausschalten der Zündung wieder in die Standard-Position. Wer darauf Wert legt, stets spritsparend im Eco-Modus unterwegs zu sein, tut gut daran, vor jedem Fahrtantritt die Schalterstellung zu korrigieren. Da sich der Eco-Modus auch auf die Gasannahme auswirkt, muss man dort freilich mit Temperaments-Einbußen rechnen.

Aus der umfangreichen Tekna+-Ausstattung seien hier nur die auffälligsten Merkmale genannt: Navigations- und Infotainment-System mit 12,3-Zoll-Touchscreen, Head-Up-Display, Rückfahrkamera und 360-Grad-Around-View, adaptiver Tempomat mit automatischer Anpassung an Tempolimits, Notbremssystem mit Kollisionswarnung, Fußgänger- und Radfahrer-Erkennung, Spurhalte-, Kreuzungs und Fernlicht-Assistent, elektrische Heckklappe, Bose-Soundsystem, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Vordersitze mit Massagefunktion, Lenkradheizung und Panorama-Glasdach.

Druckvoll in die Spur

Querfugen gibt der Qashqai deutlich an die Insassen weiter. Foto: Nissan

Vierzylinder und Startergenerator harmonieren gut. Der elektrische Anschub lässt die Frage nach einem Turboloch gar nicht erst aufkommen und ab etwa 2000 Umdrehungen drückt der 1,3-Liter-Verbrenner ganz ordentlich nach vorn. Immerhin mobilisiert er 270 Newtonmeter Drehmoment, was bei dem knapp 1600 Kilo schweren Fünftürer für einen Sprintwert von weniger als zehn Sekunden reicht. Wer gern über 200 km/h fahren will, muss auf das sauber und geschmeidig schaltende Xtronic-Getriebe verzichten, denn nur der 158-PS-Handschalter knackt die Marke.

Wer den direkten Vergleich mit dem Vorgänger hat, wird sich über eine Aufwertung des Fahrkomforts über Land freuen, bei geringem Tempo und auf unebenem Geläuf wirkt das Fahrwerk, insbesondere mit den großen Rädern, allerdings etwas steifbeinig. Mit 6,8 Litern Testverbrauch hat der Nissan Qashqai die Hersteller-Vorgabe von 6,2 Litern zwar verfehlt, doch erscheint die Überschreitung angesichts sonst üblicher Praxiszuschläge gering und hinnehmbar.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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