Nissan wagt drei Jahre nach dem Aus des Tiida einen neuen Anlauf in der Kompaktklasse. Der Pulsar tritt dabei wesentlich markanter als sein Vorgänger auf und will in die Erfolgsspur vom Qashqai einbiegen.
Kaum ein Segment des Automarktes ist so heiß umkämpft wie die Kompaktklasse. Ob Golf, Focus, Astra oder Octavia, ein stetes Gerangel um Platzierungen und Preisgestaltung ist zu beobachten. Dass die Kompaktwagen meist aus Europas Mitte und von deutschen Herstellern (oder wenigstens deren Ableger) stammen, war nicht immer so. Aus dem einst starken Süden kommt heute kaum mehr ein akzeptabler Kompakter über die Alpen, aus Fernost tritt mittlerweile nur eine versprengte Schar der in Zeiten eines Mitsubishi Colt oder Toyota Corolla durchaus erfolgreichen Japan-Marken an.
Nissan Pular auf Linie des Qashqai und X-Trail
Nissan legt das Schwimmzeug bereit um erneut eine Runde im Haifischbecken zu drehen. Pulsar heißt der 4,39 Meter lange, grundsätzlich fünftürige Wagen, der die Lücke im Modellprogramm schließt, nachdem die ebenso formal missratene wie im Absatz unbedeutende Baureihe Tiida 2011 bei uns vom Markt verschwunden ist. Er steht ab dem 10. Oktober zu Preisen ab 15.990 Euro beim Händler.
Der Pulsar gibt sich klar als Nissan-Spross zu erkennen, wie bereits X-Trail und Qashqai hat er den markentypischen Kühlergrill mit einer Chromspange in V-Form bekommen, besonders gut stehen ihm die aufpreispflichtigen LED-Scheinwerfer, die in der Spitzenausstattung zur Serie gehören und sonst etwa 600 Euro extra kosten werden. Über die Motorhaube verlaufen kräftige Charakterlinien, die Flanken tragen üppige Schweller und betonte Radhäuser. Der Pulsar ist erheblich markanter geraten als sein ausdrucksarmer Vorgänger.
Nissan Pulsar mit langem Radstand
Auffällig ist vor allem der lange Radstand. 2,7 Meter liegen zwischen den Achsen, kein anderer Kompakter streckt sich hier mehr, sagt Nissan. 385 bis 1395 Liter Kofferraumvolumen sind die Folge, doch bietet der Pulsar nicht nur ein überdurchschnittliches Platzangebot für Gepäck, auch die Passagiere reisen eine Klasse höher. Für den Knieraum im Fond oder Schulterfreiheit beansprucht der Hersteller, zu den Besten im Segment zu gehören. Und in der Tat ist das Raumgefühl auf allen Sitzen beeindruckend. Das gilt auch für den Sitzkomfort, besonders vorne garantieren lange Beinauflagen ermüdungsfreies Reisen. Die Polsterung ist eher weich, die Bezüge machen einen nicht besonders atmungsaktiven Eindruck.
Die Bedienung des neuen kompakten Nissan ist meist einfach. Die Menüführungen erklären sich selbst, die Funktionen von Navigation und Audio-Anlage lassen sich nahezu vollständig direkt und ohne Umwege anwählen. Die Schalter und Hebel fassen sich angenehm an und rasten alle zielgenau und unmissverständlich ein. Allein der Blinkerhebel meint es zu gut mit der straffen Führung. Die Komfortblink-Funktion ist zwar vorhanden, aber aufgrund der strammen Mechanik kaum nutzbar.
Zwei Motoren für den Nissan Pulsar
Zwei Motoren gibt es zunächst für den Pulsar. Beide, der 1,2-Liter-Benziner und der 1,5-Liter-Diesel, arbeiten mit Turboaufladung, direkter Treibstoffeinspritzung und ebenso leise wie vibrationsarm. Die Start-Stopp-Automatik gehört ebenfalls wie die Schaltempfehlungsanzeige und ein manuelles Getriebe mit sechs Gängen zum Serienstandard. Der Benziner leistet 85 kW/115 PS und stemmt 190 Nm Drehmoment als Maximum in den Antriebsstrang, das geht ab 2000/min gut, darunter wirkt die Maschine schon mal angestrengt und mahnt zum Gangwechsel. In 10,7 Sekunden beschleunigt der wenigstens 1258 Kilogramm schwere benzingetriebene Pulsar von 0 auf 100 km/h, 190 km/h erreicht er ebenso wie der Diesel als Höchstgeschwindigkeit. Er verbraucht nach Normmessung fünf Liter Benzin auf 100 Kilometern und emittiert dabei 114 g/km an CO2.
Der Selbstzünder begnügt sich mit nur 3,6 Litern auf der Standarddistanz, dabei werden 94 g/km CO2 freigesetzt. Er lässt den Pulsar in 11,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h sprinten, seine 260 Nm Drehmomentspitze schon bei 1750/min erlauben hier durchaus schaltfaules Fahren. Wer während der Reise gar nicht zum Hebel greifen will, kann das stufenloses CVT-Getriebe wählen, das nur für den Benziner im Angebot ist und die Fahrleistungen geringfügig bremst. Im nächsten Jahr soll dann noch ein stärkerer 1,6-Liter-Benziner mit 140 kW/190 PS folgen.
Angenehmes Reisen im Nissan Pulsar
Unterwegs zeigt sich der Pulsar von einer angenehmen Seite. Die Federung ist komfortabel aber nicht weich, die Lenkung vermittelt Präzision und immer ein gutes Gefühl für den Straßenbelag. Den Bremsen fehlt es an Druckpunkt, etwas Eingewöhnung ist erforderlich um sie genau dosieren zu können. Gering sind die Windgeräusche. Und wer als Schelm beim Radstand von 2,7 Metern Böses denkt, wird selbst in der engen Innenstadt enttäuscht. Mit 10,2 Meter Wendekreis rangiert der Pulsar gekonnt selbst um das schärfste Eck.
Die Ausstattungslinien Visia, Acenta und Tekna entsprechen denen der anderen Baureihen bei Nissan, alle Pulsar-Versionen haben eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber rundum, das Fahrerinformationssystem mit seinem fünf Zoll großen Farbdisplay. Leichtmetallräder gibt es ab Acenta-Ausstattung, Tekna bietet dann das Komplettprogramm bis hin zum Nissan Safety Shield genannten Ensemble der Assistenten für Notbremsung, Spurhaltung, Überwachung des Toten Winkels und eine Rundumkamera sowie das Navigations- und Infotainment-System "Connect".
Nissan Pulsar mit langer Tradition
Während die Modellbezeichnung des Pulsar bei uns noch einen fremden Klang hat, ist er den Autofahrern in Asien und Australien längst geläufig. Seit 1978 bietet Nissan dort Fahrzeuge mit diesem Namen an. Gebaut wird der europäische Pulsar im Nissan Werk Barcelona. Der Einstiegspreis von 15.990 Euro gilt für die Sondermodelle der Launch Edition. Die werden bis zum 31. Dezember angeboten, danach wird der Pulsar um bis zu 2000 Euro teurer. Wenn die sich die Absatzerwartungen denn erfüllen. Anderenfalls könnte das Zeitfenster für die preisgünstigen Einführungsangebote nochmal ausgeweitet werden. (SP-X)