Nissan Micra: Vollelektrisch zurück auf der Bühne

Nissan Micra: Vollelektrisch zurück auf der Bühne
Der Micra ist ab Anfang 2026 der Auftakt zu einer neuen E-Offensive von Nissan. © Nissan

Lange fristete der Nissan Micra ein Schattendasein. Nun zeigt er sich in neuem Look, vollelektrisch und mit jeder Menge Renault-Technik.

Fortsetzung folgt – das hat Nissan immer gesagt, wenn es sich um das ikonisches Stadtauto Micra handelte. Seit den frühen 1980er-Jahren steht der Japan-Mini für günstige Verlässlichkeit und eine gewisse Portion Charakter, Charme und Unbeschwertheit. Doch mit der Zeit verließ Nissan nicht nur der Mut, sondern auch das Fingerspitzengefühl für Form und Fantasie. Der Micra wurde zur grauen Maus im Kleinwagensegment.

Jetzt haben die Macher aus Yokohama ihre Frühform wieder entdeckt. In sechster Generation und nach über sechs Millionen verkauften Micras kommt der kleine Klassiker komplett neu eingekleidet, mit vollelektrischem E-Antrieb und zu Preisen ab knapp 28.000 Euro zu uns. Der Micra ist ab Anfang 2026 der Auftakt zu einer neuen E-Offensive von Nissan. Ihm folgen wird der neue Leaf, der vollelektrische Juke sowie ein komplett neues E-Auto im A-Segment.

Enge Verwandtschaft mit dem Renault R5

Zunächst ausschließlich für den europäischen Markt konzipiert, ist der Fünftürer deutlich gewachsen. Foto: Nissan

Zunächst ausschließlich für den europäischen Markt konzipiert, ist der Fünftürer mit seinen 3,97 Metern deutlich in die Kompaktklasse gewachsen. Mit seinem Bandnachbarn Renault 5 E-Tech wird er im französischen Werk ElectriCity in Douai produziert. Renault kann die Produktionskosten aufteilen und Nissan – derzeit finanziell nicht unbedingt auf Rosen gebettet – kommt günstig an eine anerkannt gute Elektro-Plattform.

Die enge Verwandtschaft zum Franzosen lässt sich bereits an der Silhouette mit den leicht ausgestellten Kotflügeln und der seitlichen Fensterlinie ablesen. Die Dachpartie wurde komplett vom R5 übernommen. Front und Heck des Micras sind hingegen völlig neu gestaltet und geben dem Japaner einen eigenständigen Charakter. Neben der optischen Differenzierung zum R5 gibt es beim Nissan vorerst nur zwei, statt drei Leistungsstufen und weil der Micra dem Wind etwas weniger Widerstand leistet, sind die Reichweiten geringfügig besser.

Zwei Akkugrößen, zwei Leistungsstufen

Der Radstand von 2,54 Metern sorgt vorne für ordentlich Platz. Foto: Nissan

Die Einstiegsversion „Engage“ für 27.990 Euro hat einen 40 kWh-Akku, kommt mit 90 kW (122 PS) und verspricht eine elektrische Reichweite von 317 Kilometern. Die größere 52 kWh-Batterie startet in der Ausstattungslinie „Advance“ ab 29.990 Euro, bietet immer 110 kW (150 PS) stark und bringt damit laut Nissan bis zu 416 Kilometer.  An einer 11-kW-Wechselstrom-Ladestation (AC) braucht dieser rund 4,5 Stunden, um sich von 10 auf 100 Prozent aufzufrischen, der kleinere Akku ist eine Stunde schneller fertig. Das DC-Schnellladen wird mit 80 kW (100 kW bei der größeren Batterie) erledigt, in beiden Fällen sind die Energiespender nach etwa 30 Minuten zu rund 80 Prozent gefüllt.

Der Radstand von 2,54 Metern sorgt vorne für ordentlich Platz, größere Mitfahrer stoßen hinten allerdings mit Knien und Füßen schnell an ihre Grenzen. In den Kofferraum, bei dem man zunächst über eine üppige Ladekante stolpert, passen 326 Liter, mit umgeklappten Rücksitzlehnen sind es 1106. Optisch ist auch hier alles R5. Von den beiden digitalen Displays über die Anordnung des Cockpits samt Mittelkonsole, bis hin zum abgeflachten Lenkrad mit seinen überfordernden vier Lenkstockhebeln. Selbst die Graphiken übernimmt Nissan. Etwas mehr Wille zur Eigenständigkeit hätte dem Micra gutgestanden. Aber das kostet eben. So beschränken sich die Unterschiede auf Farben und Muster sowie die Art der Steppnähte.

Wie gut die Gene des Technikspenders sind, merkt man spätestens beim Fahren. Zunächst sind da die auffällig leisen Wind- Abrollgeräusche. Folge einer aufwendigen Dämmung, besonders auch in den Radkästen. Die Federung, irgendwo im angenehmen Bereich zwischen Komfort und Sport, wird den meisten gefallen. Ein Highlight in dieser Klasse ist dabei die Mehrlenker-Hinterachse, die den Micra bei schnellen Richtungswechseln stabil durch die Kurven führt und wellige Straßen souverän ausfedert, ohne nachzuschwingen. Das jederzeit prognostizierbare und verlässliche Handling des Micra ist bemerkenswert. Leistungsmäßig zählt die von uns gefahrene Topversion eher zu den Schwachstromern im Lande. Doch, weil Micra auf sein Gewicht achtet (rund 1,5 Tonnen), kommen die 110 kW (150 PS) recht unbeschwert in Fahrt. (SP-X)

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