Nissan Juke: Schrullig zum Erfolg

Nissan Juke: Schrullig zum Erfolg
Der Nissan Juke wurde umfassend überarbeitet. © NIssan

Der Nissan Juke polarisiert. Das tut er auch mit seiner zweiten Generation, wenngleich nicht mehr so stark. Damit dürften sich noch mehr Kunden für das SUV interessieren.

Viele staunten nicht schlecht, als Nissan vor rund zehn Jahren den ersten Juke präsentierte. Einerseits, weil sich die Japaner damit als einer der ersten Autobauer in das Klein-SUV-Segment wagten. Vor allem aber, weil der Juke optisch extrem polarisierte: Die kurze, pummelige Karosserie, eine hohe Motorhaube, aufgesetzte Glubschaugen-Scheinwerfer und ein verspieltes Heck – entweder, man verliebte sich sofort in den Mini-City-Hochbeiner, oder man versteht bis heute nicht, was andere daran schön finden.

Geschadet hat der schrullige Auftritt dem Juke nicht, rund eine Million Kunden hat er bereits von sich überzeugen können. Nach überdurchschnittlich langer Bauzeit steht jetzt die zweite Juke-Generation beim Händler – und hofft auf mindestens ebenso viele Käufer, die bereit sind, 18.990 Euro oder mehr auf den Tisch zu legen.

Design nicht mehr ganz so polarisierend

Das Cockpit des NIssan Juke. Foto: Nissan

Anlocken wird der Juke II auf jeden Fall die, denen die erste Generation zu exzentrisch war. Zwar bleibt er der Grundform treu, aber die entschärften Lichter und das erwachsenere Heck mit zweigeteilten Rückleuchten wirken deutlich gefälliger. Letztere sind zwar in der Herstellung teurer, sorgen aber gleichzeitig für eine breitere Kofferraumöffnung. Und weil auch der Radstand um knapp elf Zentimeter zugelegt hat, lässt sich das Gepäckabteil des nun 4,21 Meter langen Nissans mit 422 Litern beladen – rund 20 Prozent mehr als bisher.

Auch auf der Rückbank geht es geräumiger zu, selbst ausgewachsene Gäste können zumindest auf der Kurzstrecke gut sitzen. Das ordentlich verarbeitete Cockpit, das in der Top-Version in drei bunten Farben erhältlich ist, ist ohnehin ausreichend luftig.

Nur ein Motor im Angebot

Wer sich für den neuen Juke interessiert, muss sich – zumindest vorläufig – keine Gedanken über den Motor machen. Einzig verfügbarer Antrieb ist der auch aus dem Nissan Micra bekannte Einliter-Dreizylinder-Turbo-Benziner, der 117 PS leistet und 180 Newtonmeter Drehmoment mobilisiert. Zwar wirkt die Ein-Triebwerk-Politik im ersten Moment gewagt, doch haben die Produktplaner das richtige Aggregat für den Juke ausgesucht. Nur wenige Kunden dürften damit nicht glücklich werden: Obwohl das Motörchen keine Sportmaschine und mit über zehn Sekunden für den 100er-Sprint nicht besonders schnell ist, fühlt sich der Nissan spritzig an und macht sogar bergauf noch eine gute Figur.

Mit rund sechs WLTP-Litern Verbrauch ist er kein Sparmeister, aber im Vergleich mit anderen auch nicht zu durstig. Passend ist der knurrige Dreizylinder-Klang, etwas störend dagegen das laute Turbo-Gesäusel. Dagegen hilft, die Bose-Sound-Anlage lauter aufzudrehen: Die kommt in Verbindung mit den Sportsitzen mit coolen Lautsprechern in Kopfhörer-Optik an den Kopfstützen der Vordersitzen; dass die beim Schulterblick etwas stören, steht auf einem anderen Blatt.

Komfort hat Einzug gehalten

Zurück auf die Straße: Generation eins stand ganz im Zeichen der Fahrdynamik, was mitunter zu Lasten des Komforts ging. Nun haben sich die Ingenieure für einen gelungenen Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort entschieden. Und obwohl der Unterbau Gullideckel und Querfugen deutlich besser wegschluckt als bisher, lässt sich mit dem Juke noch immer ein präziser Kurvenstrich ziehen; das verdankt der Japaner unter anderem der merklich steiferen Karosserie.

In Sachen Fahrspaß ist es auch nicht weiter schlimm, dass Nissan auf den beim Vorgänger noch erhältlichen Allradantrieb verzichtet hat; wer mit dem flotten Japaner zum Skifahren will oder auf einer Berghütte wohnt, hätte sich darüber aber sicherlich gefreut. Empfehlenswert, nicht nur für Schaltmuffel: Nissan bietet ein tadelloses Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an, das gut zu dem kleinen Motor passt. Das gibt’s allerdings nicht in der Basis-Version, sondern erst ab der zweiten Ausstattung für mindestens 22.590 Euro.

Keine Digitalinstrumente

Das Heck des Nissan Juke. Foto: Nissan

Apropos Basis: Das Einstiegsmodell wartet immer mit manueller Klimaanlage, Tempomat, Radio mit USB-Anschlüssen, LED-Scheinwerfern mit Fernlichtassistent, elektrischen Fensterhebern und Verkehrszeichenerkennung auf. In den teureren Versionen gibt’s unter anderem Standards wie ein Touchscreen-Infotainmentsystem, die 360-Grad-Kamera oder Ambiente-Licht.

Aber auch das ProPilot-System, das nicht nur den Abstand zum Vordermann hält, sondern auch mitlenkt, ist zu haben. Außerdem hat Nissan eine App im Angebot, dank derer man den Juke per Smartphone zuschließen oder mit dem Google-Home-Sprachassistenten von zuhause aus den Reifendruck abfragen kann. Was es dagegen gar nicht gibt, sind digitale Instrumente. Vielleicht hat sich Nissan die aber auch für die potente Nismo-Version aufgehoben: Das Spitzen-Modell ist zwar noch nicht offiziell bestätigt, doch dass der 200 PS Vorgänger beerbt wird, erscheint ziemlich wahrscheinlich. Und dann kommt vielleicht auch der Allradantrieb zurück. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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