Nio ET5: Starker Auftritt in der Mittelklasse

Nio ET5: Starker Auftritt in der Mittelklasse
Nio bietet mit dem ET5 nun auch in der Mittelklasse ein Modell an. © Nio

Nio setzt seine Modelloffensive auf dem deutschen Markt fort. Nach dem ET7 und dem EL7 bietet der chinesische Hersteller mit dem ET5 sein drittes Elektroauto an.

Nachdem die Chinesen im Oktober mit einem großen Event in Berlin ihren Europastart feierten und Ende des vergangenen Jahres gleich die Oberklasse-Limousine ET7 einführten, folgte kurz darauf die SUV-Variante EL7. Nun bringt Nio die Mittelklasse-Limousine ET5 auf den Markt.

Für die Marke ist der ET5 dabei von besonderer Bedeutung, da dieses Modell den Chinesen eine breitere Käuferbasis bietet als die beiden Premiummodelle.

Nio ET5 startet bei 47.500 Euro

So startet die Mittelklasselimousine zu einem Preis von 47.500 Euro. Der Nettopreis des in Vollausstattung vorfahrenden ET5 liegt bei 39.915 Euro. Damit kommen Kundinnen und Kunden in den Genuss der vollen Kaufprämie von 6750 Euro.

Kundinnen und Kunden, die sich für einen Kauf des Fahrzeugs entscheiden, haben die Möglichkeit, die in zwei Größen angebotene Batterie (75 kWh/100 kWh) entweder zu kaufen oder zu mieten. Beim Kauf werden für den kleinen Akku 12.000 Euro, für den größeren 21.000 Euro fällig. Bei der Mietoption fallen monatlich 169 Euro bzw. 289 Euro für die Batterie an. Daneben wird auch ein Abo-Modell angeboten. Die Rate richtet sich nach der Laufzeit: Wer das Fahrzeug nur einen Monat fahren will, zahlt dafür beim Modell mit der der kleineren Batterie 1238 Euro, für die größere werden 1450 Euro fällig. Bei einer Laufzeit von 36 Monaten reduzieren sich die Berträge auf 999 Euro bzw. 1250 Euro (bei einer monatlichen Laufleistung von je 1250 Kilometer).

Reduziert aufs Wesentliche: der Innenraum des Nio ET5. Foto: Nio

Ursprünglich hatte Nio vor, nur ein Abo-Modell in Europa anzubieten. Doch das stieß bei der Kundschaft auf wenig Gegenliebe, weshalb man nun auch die Kaufoption anbietet. „Momentan ist es aber so, dass sich das Gros der Kunden für das Abo-Modell entscheidet“, sagte Marketingchef Christian Wiegand. „Es bietet die größte Flexibilität.“ Doch Wiegand erwartet, dass sich das mittelfristig ändern wird.

Batterie-Tausch nur bei Miete

Zum Angebot von Nio gehören auch so genannte Swap Stations. An ihnen können Nio-Fahrer die Batterie innerhalb von gerade einmal fünf Minuten gegen eine vollaufgeladene austauschen. Derzeit ist dieser Service noch kostenlos. In den Genuss des Batterietausches kommen allerdings nur die Kundinnen und Kunden, die den Akku mieten. Derzeit gibt es in Deutschland aber nur zwei solcher Standorte in Hilden und Zusmarshausen. „Wir sind mit Nachdruck dabei, die Zahl der Swap Stations nach und nach zu erhöhen“, so Wiegand. In Berlin steht gerade die dritte Station vor der Eröffnung. Wer seine Batterie nicht laden will, sondern den Akku auf einer Langstreckentour tauschen will, kann sich einen entsprechenden Slot übrigens im Vorfeld über das Infotainmentsystem des Fahrzeugs reservieren.

Während Nio in China zu den etablierten Herstellern gehört, ist die Marke europaweit noch ziemlich unbekannt. Entsprechend geht es für Nio nun darum, die Menschen in die Fahrzeuge zu bekommen. „Dadurch können wir sie am besten von der Qualität unserer Modelle überzeugen“, so Wiegand. Dass Fahrzeuge aus China längst nicht mehr mit minderer Qualität gleichzusetzen sind, das ist mittlerweile bekannt.

Deutsche Premiumhersteller als Konkurrenten

Doch im Vergleich zu anderen chinesischen Marken wie beispielsweise BYD oder MG positioniert sich Nio mit Modellen wie dem ET7 im Premiumsegment. Entsprechend befindet sich das Design und die Qualitätsanmutung auf dem Niveau deutscher Premiummarken. Kein Wunder, dass die deutschen Hersteller mit großer Aufmerksamkeit auf die neuen Player aus China auf dem europäischen Markt achten. In China spielen die deutschen Marken in den Top Ten längst keine Rolle mehr – hier befindet sich mit Tesla nur eine einzige ausländische Marke.

Dass Hersteller wie Audi und Co besonders aufmerksam auf Nio schauen, ist verständlich. Denn hier erwächst ihnen eine ernstzunehmende Konkurrenz. Das sah man bereits beim ET7 und seinem SUV-Ableger EL7 und das sieht man nun auch beim ET5, den wir in der Variante mit großer Batterie getestet haben. Das Auto bringt es auf eine Länge von 4,79 Meter, eine Breite von 1,96 Meter und eine Höhe von rund 1,50 Meter. Diese Abmessungen sorgen mit einem Radstand von 2,88 Metern für ausreichend Platz im Innenraum – selbst Großgewachsene können trotz der abfallenden Dachlinie im Fond gut sitzen. Das Ladevolumen des Kofferraum liegt bei akzeptablen 386 Meter.

Verstellung des Sitzes

Dass Nio vieles anders machen will als die etablierte Konkurrenz, sieht man bereits beim Platz nehmen auf dem Fahrersitz. Um das Lenkrad zu verstellen kann man nicht einfach den Hebel unter dem Lenkrad für die Längs- und Höhenverstellung lösen, sondern der Fahrer muss den Befehl dazu im Menü des Mitteldisplays geben, ehe er dann über die Funktionstasten des Lenkrads die Einstellung vornimmt. Ähnlich verhält es sich beispielsweise mit der Einstellung der Spiegel. Das kann man so machen – muss man aber nicht, denn intuitiv ist es (zunächst) nicht. Zumindest bei der ersten Bedienung sorgt das leicht überfrachtete Menü Irritationen. Irgendwie muss man nicht alles neu erfinden.

Als Helferin steht einem die digitale Assistentin „Nomi“ zur Seite, die sich in Form einer Kugel mit OLED-Gesicht auf den Armaturenbrett befindet. Die Ausführung der Befehle erfolgt manchmal indes etwas hakelig – und ansonsten kann sich „Nomi“ als nervig erweisen, wenn sie einem wiederholt zu mehr Konzentration auffordert. Zum Glück lässt sich Nomi stumm schalten. Doch sind indes Nickligkeiten, die den ansonsten guten Gesamteindruck des reduzierten Cockpits nicht nachhaltig beeinträchtigen. Hier sieht alles wirklich gut aus und fühlt sich auch qualitativ wertig an.

Leistung von 490 PS

Doch wie fährt sich der ET5 nun? Gut, wirklich gut – und trotz seiner Größe auch ziemlich handlich, fast wie ein Kompakter. Vor allem aber ist er ausreichend gut motorisiert. So bringt es der Viertürer auf eine Leistung von 490 PS und ein maximales Drehmoment von 700 Nm. Das merkt man beim Sprint. Das 2,1 Tonnen schwere Gefährt schnellt in gerade einmal vier Sekunden auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 200 Kilometer erreicht. Das reicht.

Schickes Design: das Heck des Nio ET5. Foto: Nio

Trotz dieser auf dem Papier guten Werte, ist der ET5 kein Sportler. Jenseits der 130 km/h lässt der Druck nach vorn spürbar nach. Aber das ist vernachlässigbar. Der ET5 spielt seine Qualitäten eher im mittleren Geschwindigkeitsbereich aus – hier erweist er sich trotz seiner straffen Fahrwerks als gute Reiselimousine. Je nach Batteriegröße bietet er Reichweiten von 456 Kilometer (kleine Batterie) bzw. 590 Kilometer. Doch wie immer gilt: das sind Werte aus der Theorie und hängen entscheidend von den Außentemperaturen und der Fahrweise ab.

Effizienter Verbrauch

Doch bei den Testfahrten rund um Düsseldorf erwies sich der ET5 als ausgesprochen effizient: Nach Ende unserer Testrunde zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von 16,6 kWh, ein sehr guter Wert.

Geladen werden kann beim kleineren Akku übrigens mit 140 kW, bei der größeren Batterie sind es 125 kW. Aber wie gesagt: Auf Langstrecke dürften viele Kundinnen und Kunden auf den Batterietausch setzen, wenn erst einmal ausreichend Wechselstationen zur Verfügung stehen. Die ersten Testfahrten mit dem ET5 jedenfalls waren überzeugend. Kein Wunder, dass die deutschen Hersteller mit großer Aufmerksamkeit auf die neuerwachsene Konkurrenz aus China schauen.

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