Mini Cooper S: Kultiges Spaßmobil

Die BMW Group schickt im November die zweite Generation des neuen Mini ins Rennen um Marktanteile. Eines ist bereits klar. Der Premium-Kleinwagen wird den Münchnern weitere Rekordabsätze bescheren. Vor allem der Cooper S birgt Suchtpotenzial.

Von Frank Mertens

Das Center Speedo bestimmt das Armaturenbrett Foto: Werk

«Was ist an diesem Auto eigentlich neu? Man sieht keinen Unterschied.» Die Frage der Fragen kam nicht von irgendwem. Sie kam von Burkhard Göschel, dem Entwicklungsvorstand von BMW. Und die Antwort lieferte er gleich mit, «eigentlich ist alles neu, doch geblieben ist er ein Mini.»

An Länge zugelegt

Um zu erkennen, welche Neuheiten der Mini zu bieten hat, muss man schon genau hinschauen, vor allem unter die Karosserie. Denn hier findet sich das Gros der Veränderungen. Doch bleiben wir zunächst beim äußeren Erscheinungsbild: Von außen ist der Mini zunächst einmal gewachsen. Insgesamt hat der Cooper S um 6,1 Zentimeter in der Länge zugelegt, wovon allein 3,8 Zentimeter auf den Frontbereich entfallen. Zudem ist die Motorhaube um zwei Zentimeter in die Höhe gegangen.

Die Sitze im Mini Foto: Werk

Mehr Platz für die Insassen ist dadurch indes nicht entstanden - das Wachstum war nötig, um die neusten Auflagen des Fußgängerschutzes zu erfüllen. Außerdem musste Platz für den neuen 1.6 Liter Vierzylinder-Turbomotor, dem Herzstück dieses kultigen Kleinwagens, geschaffen werden. Verändert wurden darüber hinaus beispielsweise die Scheinwerfer, die leicht nach außen gedreht wurden und in die nun auch die Blinker integriert wurden. Am Heck sind die Rückleuchten etwas größer als beim Vorgängermodell ausgefallen.

Eine Ikone

Das Heck des Cooper S Foto: Werk

Weshalb BMW beim Design zu keinen Abenteuern bereit war, ist verständlich. Schließlich ist der Mini für die BMW Group ein Bestseller. Seit dem Marktstart des neuen Mini im Jahr 2001 wurden von ihm mehr als 871.000 Fahrzeuge verkauft. Allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres konnte BMW 147.000 Minis verkaufen. «Der Mini ist eine Ikone und mit Ikonen muss man behutsam vorgehen», sagt Göschel.

Und mit ihrer Ikone haben die Münchner einiges vor. Deshalb hat das Unternehmen auch rund 290 Millionen Euro in die Erweiterung des Produktionsstandortes in Oxford und den angeschlossenen Werken Swindon und Hams Hall gesteckt, um die Produktionskapazität von jetzt 200.000 auf 240.000 Autos steigern zu können.

Der 1.6 Liter-Motor im Mini Cooper S Foto: Werk

Hohe Erwartungen

Allein im kommenden Jahr hoffen die Münchner auf einen Absatz deutlich über 200.000 Fahrzeugen, wie Deutschland-Vertriebschef Ludwig Willisch sagte. In Deutschland feiert der neue Mini am 18. November, dem 100. Geburtstag des 1988 verstorbenen Mini-Schöpfers Sir Alec Issigonis, seine Markteinführung. Dann ist der Mini jedoch nur mit zwei Motorisierungen zu haben: mit dem Cooper S und seinem 1.6 Liter starken Vierzylinder-Turbomotor mit 128 kW/175 PS und dem Mini Cooper mit einer 1.4 Liter-Maschine mit 80 kW/120 PS.

Die Einstiegspreise für diese Fahrzeuge liegen bei 21.050 Euro beziehungsweise 17.350 Euro. Im ersten Halbjahr 2007 folgt der Mini One mit einem 1.4 Liter-Motor (70 kW/95 PS) zu einem Preis von 15.400 Euro. Ergänzt wird die Motorenpalette im zweiten Halbjahr durch einen Diesel. Dessen Preis und Leistungsdaten wurden noch nicht mitgteilt.

Vierzylinder ein Kraftpaket

Als ein wahres Kraftpaket präsentiert sich dabei der Vierzylinder-Turbolader-Motor mit Benzindirekteinspritzung im von uns getesteten Cooper S. Aus seinen 1.6 Liter Hubraum stellt der dem Fahrer satte 175 PS zur Verfügung, die dieses immerhin 1,2 Tonnen schwere Fahrzeug in 7,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt. Seine Spitzengeschwindigkeit erreicht der Cooper S bei 225 km/h. Das maximale Drehmoment von 240 Nm liegt zwischen 1600 und 5000 U/min. an. Wer stark beschleunigt, der kann kurzfristig dank Overboost sogar das Drehmoment auf 260 Nm erhöhen.

Die Kraftentfaltung im Cooper S vollzieht sich souverän. Verschwiegen werden soll aber nicht, dass der Mini beim Beschleunigen aufgrund des Vorderradantriebes leichte Traktionsprobleme offenbart. Sie sind jedoch nicht so gravierend, als dass sie den Fahrer vor Probleme stellen. Beim Beschleunigen aus dem zweiten Gang ist schlicht ein leichtes Zerren an der Vorderachse feststellbar - mehr nicht, aber auch nicht weniger. Doch irgendwie passt das auch zu dem Charakter des Cooper S, der ohnehin sportlich bewegt werden will.

Optimierte Schaltung

Dafür ist er bestens ausgelegt: Die optimierte Sechsgangschaltung verrichtet ebenso einen guten Job wie die elektromechanische Servolenkung. Sie sorgt nicht nur für eine ausgesprochen direkte Rückmeldung, sondern senkt den Spritverbrauch auch um 0,1 Liter, Apropos Spritverbrauch: Nach Herstellerangaben soll der Cooper S nur 6,9 Liter verbrauchen. Hört sich gut an, wird aber nicht eingehalten. Bei den Testfahrten lag der Verbrauch knapp unter zehn Litern.

Das Fahrwerk ist bereits in der Serienversion straff, aber keinesfalls unkomfortabel ausgelegt. Wer noch mehr Sportlichkeit will, der kann ein Sportfahrwerk ordern, was aber nicht wirklich nötig ist. Denn bereits das Serienfahrwerk bietet dank des tiefen Schwerpunktes des Mini und seines langen Radstandes das, was die Marke auszeichnet - das viel zitierte Go-Kart-Feeling.

Größeres Center Speedo

Im Innenraum des neuen Mini fällt bei den Modifikationen vor allem das in der Mitte des Armaturenbrettes angebrachte genannte Center Speedo auf, das zentrale Anzeigeinstrument, das ebenfalls größer geworden ist. Im Center Speedo ist beispielsweise der Tacho als auch das optional erhältliche Navigationssystem (Aufpreis 2600 Euro)untergebracht. Unter dem Anzeigeinstrument findet sich die Bedienung des Radios und darunter - direkt hinter dem Schalthebel - verschiedene Bedienschalter, beispielsweise für die vorderen Seitenscheiben.

Wenig Premiumlike zeigten sich bei den Testfahrten jedoch die Geräusche: So knarzten bei verschiedenen Testfahrzeugen nicht nur bei Kurvendurchfahrten die Sitze - für Großgewachsene könnten sie übrigens eine größere Aufflagefläche vertragen - sondern auch Bereiche im Armaturenbrett. Diese Geräusche mögen jedoch daran liegen, dass es sich bei den Testwagen um Vorserienfahrzeuge handelte.

ESP kostet extra

Unverständlich bleibt zudem, dass der Kunde - mit Ausnahme des Cooper S - für ESP extra bezahlen muss: 160 Euro nämlich. Mit Blick auf die karge Serienausstattung des Mini ist verständlich, dass der Kunde im Schnitt für 5000 Euro Sonderausstattungen ordert. Allein für eine Klimaanlage werden 930 Euro fällig.

Doch es war halt schon immer etwas teurer, sich in einer Ikone fortzubewegen. Und für ein Kultobjekt, vor allem mit soviel Spaßfaktor, muss man halt tiefer in die Tasche greifen.

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