MG3 Hybrid: Perfekter Lückenfüller

Vollhybrid für unter 20.000 Euro

MG3 Hybrid: Perfekter Lückenfüller
Der MG3 Hybrid+ macht vieles besser als seine Wettbewerber - und ist günstiger. © MG

Kleinwagen spielen bei europäischen Herstellern nur noch eine geringere Rolle. Anders bei den Chinesen. Mit dem MG3 Hybrid kommt nun ein interessantes Modell. Vermag es zu überzeugen?

Europas Autohersteller haben den günstigen Kleinwagen zuletzt böse vernachlässigt. Mit dem MG3 stößt nun ein Herausforderer aus China in die Lücke, die mittlerweile eingestellte Modelle wie der Ford Fiesta hinterlassen haben. Günstigen Preise und einem sparsamen Antrieb stehen allerdings auch ein paar Schwächen gegenüber.

Optisch und beim Raumangebot ist der 4,11 Meter lange Chinese mit britischen Wurzeln ein klassischer Kleinwagen nach europäischem Zuschnitt. Steilheck, fünf Türen inklusive großer Heckklappe und ein leicht sportlich poliertes Äußeres. Fahrer und Beifahrer nehmen auf ausreichend straffen und großflächigen Sitzen Platz und freuen sich über ein luftiges Raumgefühl, trotz der recht breiten Mittelkonsole. Hinten geht es deutlich enger zu, Knie und Füße von Erwachsenen kommen unweigerlich eng mit den Sitzlehnen von Reihe eins in Kontakt.

Kofferraum mit 293 Liter Volumen

Ist man über 1,80 Meter groß, nimmt zudem der Scheitel Tuchfühlung mit dem Dachhimmel auf. Allerdings: Bei den meisten Konkurrenten in dieser Klasse fühlt sich das nicht unbedingt besser an. In Sachen Kofferraum kann sich der MG sogar leicht vom Segments-Durchschnitt abheben – die 293 Liter sind eher oberer Schnitt. Allerdings lässt sich die Rückbank nur einteilig Umlegen, wobei eine hohe Kante entsteht.

Übersichtlich gestaltet, einfach zu bedienen: das Cockpit des MG3 Hybrid+. Foto: MG

An dieser Stelle sollte man nun einmal den Preis des Hybrid-Kleinwagens nennen: Mit 20.000 Euro liegt dieser nicht nur weit unter dem konkreter Konkurrenten, wie etwa des Toyota Yaris Hybrid, sondern auch am unteren Ende des gesamten Kleinwagen-Segments.

Das rückt dann auch die relative Tristesse des aus dunklem Hartplastik modellierten Innenraums in ein anderes Licht. Dass hier und dort gespart werden musste, können die wenig brillanten Displays und das insgesamt etwas träge Infotainment ebenso wenig verbergen wie die sparsam eingesetzte Geräuschdämmung, die direkt beim Motorstart auffällt. Die Verarbeitung wiederum ist solide und überzeugend. Auch die Bedienung ist grundsätzlich simpel und selbsterklärend, auch wenn es ein paar Seltsamkeiten gibt. Etwa die doppelte Belegung eines Lenkrad-Knopfs, der je nach Bedienmodus sowohl die Lautstärke regelt als auch durch das Bordcomputermenü blättert.

Üppige Systemleistung von 194 PS

Hauptkaufgrund dürfte aber für die meisten Kunden der Antrieb sein. MG kombiniert einen 1,5-Liter-Benziner (102 PS) mit einem relativ starken Elektromotor (136 PS) und erreicht so eine Systemleistung von üppigen 194 PS. Besonders schnell und sportlich ist der Kleinwagen aber nur auf den ersten Metern, wo der E-Antrieb für einen kräftigen Antritt sorgt. Und auch beim kurzen Zwischenspurt für den Überholvorgang hilft der Strommotor merklich.

Insgesamt ist der Hybrid aber kein Ausbund an Durchzug und Quirligkeit, von den nominell fast 200 PS ist in der Regel wenig zu merken. Das muss auch nicht sein, ist der Hybrid doch vor allem für das Spritsparen gedacht. Und das macht er durchaus ordentlich: Wer zurückhaltend fährt, drückt den Verbrauch in die Nähe der Vier-Liter-Marke. Im Stadtverkehr lassen sich große Fahranteile sogar rein elektrisch zurücklegen. Im Mixverkehr schwindet die Effizienz mit steigendem Autobahnanteil naturgemäß, so dass der Bordcomputer auch bei mäßigem Tempo regelmäßig eine 5 vor dem Komma aufführt. Das über die Jahre gereiften Niedrig-Niveau eines Toyota Yaris oder Mazda2 Hybrid erreicht der MG so zwar nicht, allzu weit davon entfernt ist er aber auch nicht.

Fahrverhalten veträgt Feinschliff

Das Fahrverhalten selbst könnte noch ein wenig Feinschliff vertragen. Neben der schon erwähnten schwachen Dämmung stören die etwas ruckelige Kraftentfaltung und das bei niedrigem Tempo holprige Fahrwerk. An die Klassenspitze setzt sich der Chinese in dieser Hinsicht sicher nicht, bleibt aber im vertretbaren Rahmen. Das gilt auch für das leicht schaukelige Fahrverhalten in flotteren Landstraßenkurven. Allenfalls durchschnittlich sind zudem die Assistenzsysteme austariert. Vor allem der Spurhalteassistent reagiert in der Standardeinstellung deutlich zu sensibel.

Der Preis für den MG3 Hybrid+ startet bei knapp unter 20.000 Euro. Foto: MG

Knapp 20.000 Euro will MG derzeit für das Basismodell „Standard“ haben. Die Ausstattung ist dann eher karg; immerhin sind Rückfahrkamera und die Android Auto- beziehungsweise Apple Car Play-Fähigkeit an Bord. Das „Comfort“-Niveau für 21.500 Euro addiert 16-Zoll-Leichtmetallräder und Startknopf. LED-Licht und das volle Assistenten-Programm gibt es aber erst ab „Luxury“ für 24.000 Euro. Dazu kommt gegebenenfalls noch 650 Euro für eine Sonderlackierung. Am Ende bleibt der China-Hybrid trotzdem noch fast 1.000 Euro unterhalb des Basispreises eines Toyota Yaris. Zudem punktet der MG3 mit siebenjähriger Garantie (150.000 Kilometer).

Angesichts des Preisvorteils verblassen die kleineren Schwächen des MG bei Ambiente, Assistenten und Fahrkomfort. Der Kleinwagen wirkt wie ein Opel, Renault oder Ford aus der Zeit, bevor sich diese Marken zu höherem berufen fühlten, was Preis und Positionierung angeht. Die Chinesen dürften sich freuen, dass die Europäer ihnen die Marktlücke bei günstigen Kleinwagen so gastfreundlich geöffnet haben. Der Dreier-Hybrid passt perfekt hinein. (SP-X)

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