Mit dem S5 baut MG sein Elektro-Angebot nach oben aus. Zum Glück haben die Chinesen nicht bloß an Nutzen gedacht, sondern auch an Fahrfreude.
So ganz jung darf eher nicht sein, wer mit dem Namen MG ohne Nachdenken große Geschichte verbinden soll. Die vormals britische Marke (1923 als „Morris Garages“ gegründet) gehört seit 2007 zum chinesischen Autoriesen SAIC – und soll mittlerweile auf dem europäischen Markt und auch in Deutschland bei Publikum jeden Alters Emotionen wecken. Bislang mit ordentlichem Erfolg. Knapp 21.000 E-Autos hat MG Motor 2024 hierzulande abgesetzt, in diesem Jahr sollen es noch etwas mehr werden.
Gut die Hälfte der Verkäufe entfallen bislang auf den 4,29 Meter langen MG4, nun haben die Ingenieure für den rund 30 Zentimeter längeren MG S5 die Plattform, auf der auch der Cyberster aufbaut, noch etwas stärker ausgereizt. Ziel des neuen Kompakt-SUV: den Wechsel zur zweiten Generation rein elektrischer MG fortschreiben. Das könnte durchaus gelingen. Front und Heck des ZS-Nachfolgers sind modern gezeichnet, die Seiten trotz dicker Backen gefällig modelliert. Alles in allem ein windschlüpfiges Design, das auch deutschen Kundenaugen durchaus gefallen dürfte.
Reichlich Raum auch in zweiter Reihe
Innen hat sich der MG S5 schön angreifbar gemacht, die Materialien sind von guter Qualität, die Übergänge sauber gesetzt. Man thront in gut konturierten Sitzen, blickt auf ein digitales 10,5-Zoll-Cockpit, neben dem ein 12,8-Zoll-Touchscreen die Mittelkonsole dominiert. Lobenswert: Unterhalb des Bildschirms befindet sich analoge Bedienung für die wichtigsten Alltags-Funktionen. Einzig der Knopf zur Einstellung der Außenspiegel nistet etwas fummelig links unterm Armaturenbrett. Ladeschale, USB-Anschlüsse und die übliche Vernetzung sind mittlerweile ohnehin Standard.
Auch in zweiter Reihe hat’s dank 2,73 Metern Radstand noch reichlich Raum für Kopf und Knie. Und wer lieber Last als Leute transportiert – hinter voller Bestuhlung warten 453 Liter Stauraum samt doppeltem Ladeboden, 1441 sind’s mit flachgelegter Rückenlehne. Kleines Manko: Während vergleichbare Konkurrenten mit bis zu 1,5 Tonnen Anhängelast aufwarten, darf der MG-Stromer lediglich die Hälfte, also 750 Kilo, an den Haken nehmen. Auch bei den mageren 30 Kilo Stützlast gelobt MG Besserung. Schließlich wird’s da auf dem Heckträger selbst bei nicht elektrisierten Fahrrädern knapp.
Zwei Akku-Größen, zwei Motoren
Gespeist aus einem netto 62 kWh fassenden Flach-Akku im Unterboden bringt es der MG S5 in der gehobenen Ausstattung auf offizielle 480 Kilometer, am Schnelllader vergeht für die Füllung von 10 auf 80 Prozent bei 139 kW keine halbe Stunde. Besonders angenehm: Die ordentliche Reichweite erkauft man sich kein bisschen mit dauerhaftem Verzicht. Im Gegenteil: Mit 170 kW (231 PS) an der Hinterachse steht genügend Kraft für flottes Flitzen und gepflegte Drehungen um die Hochachse parat. Die begünstigt der MG S5 trotz seiner knapp 1,8 Tonnen durch ein höchst ausgewogenes Fahrwerk, bis zu 18 Zoll große Räder und eine präzise Lenkung mit guter Rückmeldung. Dafür nimmt man sogar das mit zwei Abflachungen etwas sehr unrund geratene Volant in Kauf. Für die kleine Kurvenhatz zwischendurch lässt sich spaßbremsende Assistenz zeitweise beurlauben. Ein klein wenig Kenntnis in Sachen Flugsfahrt kann bei dann drängendem Heck allerdings nicht schaden.
Beim Basismodell muss man nicht nur in Sachen Fahrfreude Abstriche machen. Hier schieben von hinten lediglich 125 kW (170 PS), der Zeitraum für den Standard-Spurt wächst von 6,3 auf 8,0 Sekunden, und abgeriegelt wird nicht erst bei Tempo 190, sondern schon bei 170. Die Batterie mit 47,1 kWh nutzbarer Kapazität schafft immerhin noch 340 Kilometer und holt sich bei 120 kW Nachschub in 24 Minuten. Allerdings hängt sie mit nur 7 kW Ladeleistung an der Wallbox gegenüber den 11-kW-Chargern der großen Batterie deutlich durch. Eine Wärmepumpe ist wie bei allen MG Serie.
Sicherheit ohne Kompromisse
Keinerlei Kompromisse gibt es in Sachen Sicherheit. Hier ist auch die Einstiegsversion voll auf der Höhe. Alle MG S5 wahren Tempo, Spur und Abstand, spähen in Querverkehr und tote Winkel, assistieren im Stau – und zur Not bremsen sie auch. Gute Nachricht für alle, denen häufiger Warndrang auf den Wecker geht: Wo und wann es piept, lässt sich persönlich konfigurieren und speichern.
Zur Beruhigung all jener, die Autos chinesischer Provenienz nicht so recht trauen: Die Garantie liegt bei sieben Jahren (oder 150.000 Kilometern) für Batterie und E-Motor. Und auch das Händler- und Servicenetz wächst, aktuell hat MG 160 Vertriebspartner unter Vertrag. Apropos Handel: 37.990 Euro kostet der S5 in der Einstiegsversion, für das Topmodell werden 44.990 Euro fällig, die Leasingraten beginnen bei 259 Euro. Das ist nicht wenig Geld, immerhin aber ziemlich nahe an der noch aus britischer Zeit stammenden Philosophie vom fairen Preis.