Mit vielen schicken Extras bedient die Mercedes V-Klasse Marco Polo vorrangig Glamping-Freunde. Manche Neuerungen sind aber schlicht pfiffig.
Puristen schwören Beim Wohnmobil auf spartanische Ausstattung und größtmögliche Nähe zur Natur, Fans von Glamping bevorzugen die glamouröse Version mobiler Freizeit. Gerade hier ist das Fahrzeug mehr als nur die motorisierte Basis eines Wohnaufbaus.
Bei den Pkw hat sich Mercedes mit dem Premiumanspruch ja bereits von der Masse der Autokäufer verabschiedet. Jetzt wollen die Produktstrategen den auf der V-Klasse aufbauenden Marco Polo weiter in diese Richtung trimmen. Vielleicht auch, weil die Marke nach 40 Jahren Erfahrung im Bereich der kompakten Reisemobile immer noch dem Branchenprimus VW California hinterherfährt. Zumindest, was die Stückzahlen angeht.
Was die Campingtauglichkeit angeht, unterscheiden sich die Modelle allerdings nur marginal. Aufstelldach, Standheizung, Küchenzeile mit Kühlschrank oder bequeme Betten sind heute selbstverständlich in allen Campingbussen. Die Unterschiede liegen vielmehr im Detail. Nicht so sehr, dass man Eiswürfel produzieren, den Innenraum indirekt in 64 Farbtönen ausleuchten und den Boden wahlweise in Yacht- oder Steinoptik bestellen kann. Eher schon, auf einem schrägen Stellplatz das Auto nicht umständlich mit Auffahrkeilen ausrichten zu müssen. Im Mercedes übernimmt das die Luftfederung. Auf Knopfdruck gleicht die Airmatic bis zu 12 Zentimeter Höhenunterschied zwischen den Rädern aus und nivelliert den Wagen.
Bildschirme mit MBUX-System
Und auch das komplett neue Armaturenbrett bringt echten Pkw-Komfort in den Reisebus. Auf zwei großen, nahtlos ineinander übergehenden Bildschirmen läuft das bewährte MBUX-System, vernetzt mit Onlinediensten, Echtzeit-Verkehrsdaten und einer 360-Grad-Kamera. Eine Ladeschale fürs Smartphone fehlt allerdings. Eine Besonderheit findet sich aber doch: Das Marco-Polo-Menü als zentrale Steuereinheit für sämtliche Campingfunktionen. Wieviel Frischwasser ist noch im Tank? Ist das Reservoir fürs Schmutzwasser schon voll? Über das Camper Level-Control lässt sich ganz komfortabel die Nachtabsenkung der Standheizung einstellen, das Aufstelldach ausfahren und vieles mehr.
Blaue und anthrazitfarbige Oberflächen, Zierelemente in Klavierlackoptik oder in gebürstetem Aluminium: Wer durch den Konfigurator klickt, findet jede Menge Gimmicks, die den Innenraum optisch in eine Lounge verwandeln sollen. Für den äußeren Auftritt werden zwölf verschiedene Räder und sogar ein AMG-Paket angeboten.
Preise starten bei 70.000 Euro
Die Stuttgarter sehen ihre V-Klasse mit Marco-Polo-Ausbau eben als Fahrzeug für jeden Tag. Fürs tägliche Einkaufen, als Dienstwagen für die Geschäftsreise und natürlich zum Campen. Mit 1,99 Metern Höhe passt der 5,14 Meter lange Marco Polo noch ins Standard-Parkhaus und der in drei Leistungsstufen angebotene Vierzylinder-Diesel hat sich als laufruhiger, komfortabler und sparsamer Antrieb bewährt.
Das nötige Kleingeld muss man allerdings schon haben. Die Palette reicht vom 163-PS-Diesel mit Heckantrieb für 70.239 Euro bis zum allradgetriebenen 300d mit 237 PS für knapp 78.750 Euro. Wer all die Nettigkeiten der Ausstattungsliste bucht, landet im sechsstelligen Bereich. Exklusivität hat eben ihren Preis, auch beim Camping. (SP-X)