Mercedes GLS: Gemacht für US-Kunden

Mercedes GLS: Gemacht für US-Kunden
Der Mercedes-Benz GLS will Benchmark im Segment sein. © Daimler

In den USA zählt vor allem eines: die Größe eines Autos. Entsprechend ist der Mercedes GLS bei den dortigen Kunden besonders beliebt.

Ob Cola-Becher, Cheeseburger, Kühlschrank oder Autos: die Amerikaner lieben es groß, frei nach dem Motto: Bigger is better. Riesige Pick-ups und SUVs zählen in den USA zu den meistverkauften Fahrzeugen überhaupt. Klar, dass die Hersteller dieser Lebensphilosophie mit Freude nachkommen, versprechen doch große Autos auch große Gewinne.

Zu den größten SUVs in den Staaten zählt seit 2006 auch der Mercedes GLS, früher als GL bekannt. Er wird in den USA gebaut und ist vorwiegend für die Amerikaner gedacht. Von den jährlich zirka 50.000 produzierten GLS bleibt knapp die Hälfte im Land, gerade einmal etwas mehr als 1.000 Einheiten finden den Weg nach Deutschland, was nicht zuletzt an den deutlich besengteren Verkehrsverhältnissen bei uns liegen dürfte.

GLS ist nochmals gewachsen

In neuester Generation ist Daimlers dickstes Ding nochmals gewachsen, misst nun stolze 5,21 Meter und in der Breite 1,96 Meter. Um sechs Zentimeter verlängerten die Ingenieure den Radstand (3,14 Meter), was für die Gäste im Fond üppige Beinfreiheit bedeutet. Selbst in der 3. Sitzreihe fühlen sich Erwachse nicht eingequetscht. Allerdings ist der Einstieg nach dorthin mit etwas Mühe und Gelenkigkeit verbunden.

Das Cockpit des Mercedes-Benz GLS. Foto: Daimler

Umso leichter funktioniert im GLS die Variabilität. Die beiden hinteren Sitzreihen – gegen Aufpreis gibt es in der Mitte auch zwei luxuriöse Einzelsitze – lassen sich per Schalter aus dem Kofferraum flachlegen und geben eine riesige Ladefläche frei. Sie übertrifft mit einer Fläche von 2,3 Quadratmetern jeden Kombi und bietet GLS-Fahrern ungeahnte Möglichkeiten der Nutzung, egal ob für Sportgeräte, Freizeit-Aktivitäten oder den Einkauf im Möbelhaus. Selbst bei komplett aufgestellten Lehnen bleibt hinter der 3. Sitzreihe noch ein Gepäckvolumen von 470 Litern, 80 mehr als zuvor. Maximal schluckt der Gelände-Mercedes 2.400 Liter und übertrifft seinen Vorgänger um 100 Liter.

V8 mit 489 PS unter der Haube

Große Autos verlangen gewöhnlich nach großen Motoren. Den Amerikaner erfüllt Mercedes diesen Wunsch mit einem hochmodernen Achtzylinder (GLS 580), der aber Anfang 2020 auch bei uns angeboten wird. Der Vierliter-Benziner leistet üppige 360 kW/489 PS. Weitere 22 PS kommen über seinen sogenannten ISG hinzu. Das ist ein in den Motor integrierter 48-Volt-Starter-Generator. Er hilft beim Beschleunigen und kann im Schubbetrieb oder Bremsen Strom gewinnen und soll natürlich auch Sprit sparen. Mercedes gibt den Normwert mit 9,8 Litern an. Im Alltag dürften jedoch einige Liter hinzukommen, was den Amis aber ohnehin egal ist, kostet das Benzin nur halb so viel wie an deutschen Zapfsäulen.

Bei uns bildet klar der Diesel die Hauptmotorisierung. Der neu entwickelte Dreiliter-Reihensechszylinder ist das derzeit beste und vor allem sauberste Aggregat seines Segments, zertifiziert bereits nach der Abgasnorm Euro 6d, die ab 2020 gilt. Den Selbstzünder gibt es als 350d mit 286 PS und als 400d mit 330 PS. Besonders Letzterer passt hervorragend zum GLS, liefert er doch stolze 700 Newtonmeter an Drehmoment, was dem Fahren eine angenehme Souveränität gibt, derweil die 9-Gang-Automatik ihre Arbeit unmerklich im Hintergrund verrichtet. Von der gesamten Antriebseinheit ist so gut wie nichts zu spüren. So soll es sein. Schließlich bezeichnet Mercedes seinen GLS als „S-Klasse unter den Premium-SUVs“. Und genauso verhält sich der GLS: luftgefedert, leise, luxuriös und langstreckentauglich.

Eine höhergelegte S-Klasse

Auch hinter dem Lenkrad lässt einen das Gefühl nicht los, in einer höhergelegten S-Klasse zu sitzen. Es dominiert der riesige Wide-Screen. Die Darstellung ist exzellent, die Bedienung nahezu so intuitive wie bei einem Smartphone, wenn auch die Anzahl der Menüs und Möglichkeiten den Kunden anfänglich überfordern dürfte. Natürlich kommt im GLS das jüngste Update des MBUX-Systems (Mercedes-Benz User Experience) zum Einsatz, nochmals erweitert und intelligenter als je zuvor. Über ein „Hey, Mercedes“ kann man sich in freier Wortwahl mit dem System unterhalten wie zu Hause mit Alexa von Amazon. So zeigt einem das Navi bei „Ich habe Hunger“ oder „Ich brauche Geld“ beispielsweise die nächstliegenden Restaurants oder Bankautomaten an.

Nach dem GLE erhält der GLS als zweites SUV das aktive Fahrwerk „E-Active Body Control“ (Aufpreis). Damit stemmt sich auch der GLS in Kurven erfolgreich gegen die natürliche Wankbewegung. Dies regeln elektrisch betriebenen Hydraulikpumpen. Sie drücken den Wagen wie einen Motorradfahrer um die Kurve. Maximal beträgt die Schräglage allerdings nur drei Grad. Und noch ein technisches Schmankerl hält der GLS bereit. Er schaukelt sich selbst aus losem Sand oder Schnee, falls mal der Allradantrieb mit seinem Latein am Ende ist. Die Hydraulik lässt das Auto vorne und hinten wippen, so wie dies früher ein paar nette Kumpels mit den Händen getan haben, wenn man sich mal festgefahren hatte.

Vielzahl von Assistenzsystemen an Bord

Das Heck des Mercedes GLS. Foto: Daimler

Zum Thema Assistenzsystem hat Mercedes natürlich alles in das Flaggschiff-SUV gepackt, was in dieser Fahrzeugklasse en vogue ist. Der GLS erkennt Staus im Vorfeld und regelt sein Tempo automatisch. Er kann selbstständig überholen, fährt im Stop&Go-Verkehr nahezu autonom und setzt sich von alleine wieder in Bewegung, falls die Standzeit weniger als eine Minute betragen hat. Neu ist eine Waschstraßenfunktion. Mit einem Knopfdruck lässt sich der Wagen auf die Einfahrt in die Waschhalle vorbereiten. Unter anderem fährt die Luftfederung in die höchste Stellung, was die Spurbreite etwas verringert, die Spiegel klappen ein, Schiebedach und Scheiben schließen.

Größe, Luxus und Komfort haben ihren Preis. Der neue GLS startet als 350d bei 85.924 Euro, der etwas stärkere 400d kostet ab 90.386 Euro. Er soll im Herbst in den Markt gehen – und trifft gleich auf einen neuen deutschen Konkurrenten, den X7. Denn auch BMW möchte sich das lukrative Geschäft mit den Full-Size-SUV nicht entgehen lassen, selbst wenn Deutschland dabei nur eine untergeordnete Rolle spielt. (SP-X)

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