Mercedes GLE: Kleines Update für den Bestseller

Mercedes GLE: Kleines Update für den Bestseller
Mercedes hat dem GLE eine Modellübverarbeitung gegönnt. © Mercedes

Er ist groß, er ist teuer – und er ist beliebt: der Mercedes GLE. Nun hat das SUV eine Modellüberarbeitung erhalten.

Vor ziemlich genau einem Vierteljahrhundert entdeckte Mercedes-Benz die Lust am SUV. Als erster Benz lief die M-Klasse der Baureihe W163 ab 1997 im US-Werk Tuscaloosa in Alabama vom Band. Ein Jahr später, im März 1998, kam sie nach Deutschland.

Der neue Grenzgänger war anfangs von ebenso schlichter Technik wie von grobschlächtiger Qualität, die Liste der Schwachstellen entpuppte sich als schier endlos: streikende Elektrik, knarzende Sitze, später auch reichlich Rost. Deutsche Fachmedien titelten damals: „Der hat den Stern nicht verdient.” Geschichte. Die Idee vom Abenteuer im netten Ambiente eines gediegenen Hochsitzes wurde für Benz zur Erfolgsstory. Längst fährt der M als GLE durch die Welt und hat sich in den vergangenen 25 Jahren über drei Millionen Mal verkauft. Bei uns entschieden sich 2022 rund 15.000 Kunden für den GLE. Im ersten Quartal 2023 zeigt die Erfolgskurve allerdings nach unten (-24 Prozent), ein deutliches Indiz, dass das Pendel – zumindest in Deutschland – mittlerweile Richtung vollelektrischer SUV ausschlägt.

Hohe Nachfrage übersteigt Kapazitäten

Global betrachtet sieht das komplett anders aus. Da ist die Nachfrage laut Mercedes deutlich höher als die Kapazitäten in Tuscaloosa. Besonders in den Hauptmärkten USA (35 Prozent Anteil) und China (22 Prozent Anteil). Ein baldiger Abschied vom GLE dürfte also kein Thema sein. Grund genug, den Goldesel noch einmal zu pflegen. GLE SUV und GLE Coupé bekommen jetzt ein dezentes Update. Im Juli stehen die Fahrzeuge ab 85.000 Euro beim Händler.

Wie beim großen Bruder GLS fallen die optischen Änderungen der 2018 eingeführten Modellgeneration unter das Motto: handelsüblich. Der Frontstoßfänger erhält ein Lifting, Kühlergrill und Gitter werden ebenfalls leicht überarbeitet. In der Grundversion hat der GLE zwei horizontale Lamellen mit Chromeinlagen, in der AMG-Linie (für Coupé nun serienmäßig) eine Single-Lamelle und die AMG-Modelle demonstrieren ihre Potenz stets mit senkrechten Stäben. Zudem ändert sich die Lichtsignatur der Scheinwerfer marginal, ebenso die Heckleuchten, die ein neues Innenleben erhalten. Abgerundet wird das Mini-Facelift mit zwei neuen Farben und neuen Rädern.

Mit neuer Lenkradgeneration

Das Lenlrad aus der S-Klasse zieht auch in den Mercedes GLE ein. Foto: Mercedes

Für das Innenleben empfiehlt es sich schon eher, den Verkaufsprospekt genauer zu studieren. Die aktuelle Lenkrad-Generation aus der S-Klasse mit Sensorflächen auf den Speichen zieht ebenso ein wie die neueste Version des Infotainment Systems MBUX. Die ist natürlich viel schlauer als bisher und kann den GLE beispielsweise über die Smart-Home-Funktion mit allerlei Geräten im Haushalt connecten. Schöne neue Welt.

Wer sich öfter mal abseits der gängigen Routen durchs Leben schlägt, erhält für den GLE jetzt neue Offroad-Optionen. Wie etwa einen Unterfahrschutz oder in Kombination mit der Luftfederung Airmatic (Extra) eine um 3 Zentimeter höhere Bodenfreiheit. Zudem können nun Steigung, Seitenneigung, Kompass und Lenkwinkel im Display dargestellt werden, gegen Aufpreis erlaubt die „transparente Motorhaube” einen virtuellen Blick auf den Fahrweg und alle Hindernisse, die da im Weg liegen.

Auch zwei AMG-Motor-Versionen

Beim Motorenangebot lässt Mercedes nicht locker und bietet weiterhin die große Verbrenner-Vielfalt an, inklusive zweier potenter AMG-Versionen. Vier Benziner und drei Diesel stehen in den Preislisten, alle Motoren sind nun mit 48 Volt-Technik und integriertem Starter-Generator elektrifiziert.

Bei ersten Testfahrten mit allen Benzinmotoren und unabhängig vom eigenen Budget, sieht das Ranking des Autors auf der persönlichen Sympathieskala wie folgt aus: Platz vier für den Einsteiger-GLE 450 mit 381 PS. Dass der große Wagen ein äußerst entspannter Gleiter ist, steht außer Frage. Balsam auf vier Rädern. Doch der 450er überspannt den Cruising-Bogen ein wenig. Eher gemütlich als aktiv, spult er sein Programm fast schon langweilig perfekt ab. Nach dem Gasgeben passiert zunächst weniger als erwartet. Für fast 400 PS ist er relativ gemütlich unterwegs, auch wenn erst rund 2,3 Tonnen in Wallung gebracht werden müssen. Etwas mehr Spontanität täte gut.

AMG GLE 63 S als hochgelegter Sportwagen

Die hat der Chefanimateur AMG GLE 63 S zweifellos in Überfluss. Ein Überflieger im luftigen Gewand eines hochgelegten Sportwagens. Laufruhe, Ansprechverhalten, Leistungsabgabe – alles vollkommen irre und damit mindestens ebenso irrational. V8-Achtzylinder mit Doppelturbo und 612 PS, 3,9 Sekunden auf Hundert, 280 Spitze – zehn von zehn Punkten für den Spaßfaktor. Elf Punkte fürs eigene Ego. Mehr geht nicht. Für jeden Tag aber zu straff, zu krawallig, Platz drei.

Für Spaß im Hochsitz reicht der AMG GLE 53 allemal. Seine 435 PS aus dem Dreiliter-Sechszylinder sind perfekt inszeniert, äußerst leistungswillig und nicht so auf Krawall gebürstet. Die immer noch knackige Abstimmung macht den Alltag erträglicher als im 63er und schnelle Kurven zu Geraden. Ein rundes Paket für den ambitionierten Leistungssportler mit Familiensinn. Deshalb Rang zwei.

PHEV mit mehr Leistung

Ganz oben im persönlichen Ranking parkt der GLE 400 E Plug-in-Hybrid. Er hat mit einem Plus von 41 PS den größten Nachschlag bekommen. Mit einer Systemleistung von nun 381 PS ist er spontan im Antritt und leistungsmäßig über alle Zweifel erhaben. Das Duo aus Verbrenner und E-Antrieb versteht sich prächtig und hält sich akustisch zurück. Die leichte Lethargie des Turbolochs, wie beim 450 GLE, überbrücken beide als Team sehr souverän. Im Rahmen der Modellpflege hat der Plug-in auch eine etwas größere Batterie erhalten (jetzt 31,2 kWh) und schafft nun bis zu 105 Kilometer rein elektrisch – eine für Jeden-Tag-Pendler sehr praktikable Distanz.

Gehen wir zur Kasse, zücken das Portemonnaie und atmen einmal tief durch. Denn mit dem Update verteuern sich die GLE-Modelle noch einmal deutlich. Teilweise kosten sie nun über 10.000 Euro mehr. Mercedes begründet das unter anderem damit, dass die von Kunden am häufigsten georderten Sonderausstattungen jetzt bereits serienmäßig an Bord sind. Es bleibt trotzdem ein selbstbewusster Einstiegspreis von mindestens 85.055 Euro für den GLE 300 und die Preisliste endet bei den 164.422 Euro für einen AMG-GLE 63 S noch lange nicht. Die erste M-Klasse startete übrigens knapp über 60.000 Mark. Aber das ist ja auch schon ein Vierteljahrhundert her. (SP-X)

Keine Beiträge vorhanden