Mercedes E 400 Cabrio: Edle Sonnenbank

V6-Bi-Turbo mit 333 PS

Mercedes E 400 Cabrio: Edle Sonnenbank
Das Mercedes E-Klasse Cabrio bietet viel Komfort. © Daimler

Im Juni ist es soweit. Dann schickt Mercedes das neue E-Klasse Cabrio auf den Markt. Der offene Viersitzer wird dann nicht nur zu den sichersten Cabrios gehören, sondern auch zu den elegantesten.

Von Frank Mertens

"Wer den sichersten Platz an der Sonne sucht, landet automatisch beim neuen E-Klasse Cabrio." Der Mann, der das sagt, muss so etwas natürlich sagen. Schließlich trägt Peter Schmidt als Projektleiter Gesamtfahrzeug die Verantwortung für die neue Mercedes E-Klasse, dessen Baureihe ab dem 1. Juni mit dem Coupé und eben dem Cabrio komplettiert wird. Dann steht der offene Viersitzer als E 200 mit 184 PS und manuellen Sechsganggetriebe zu einem Preis von 47.600 Euro bei den Händlern.

Das ist alles andere als ein Schnäppchen, aber dafür war die Marke mit dem Stern noch nie bekannt. Die Stuttgarter lassen sich den Hang ihrer Kunden zu Premium halt entsprechend bezahlen – und die erwarten dafür auch einiges. Und das bekommen sie auch.

Elegantes Design

Da ist zu einem das Design. Das neue E-Klasse Cabrio kommt ausgesprochen flott daher. Sowohl von vorn mit seinen wuchtigen Luftöffnungen, der eleganten Seitenlinie oder von hinten mit dem Doppelrohrauspuff überzeugt es mit schön anzuschauenden Proportionen. Da stört keine falsche Linie, keine falsche Proportion wie beispielsweise beim Heck des CLS das ästhetische Empfinden des Betrachters. Die Designer haben hier einen wirklich guten Job gemacht. Der attraktive Auftritt wird vor allem bei Dunkelheit durch das in LED-Technik ausgeführte Tag- und Abfahrlicht unterstrichen.

Doch das sind Nettigkeiten. Viel wichtiger ist das, was Mercedes an Technik in die neue E-Klasse gesteckt hat und was die Schwaben unter dem Begriff "Intelligent Drive" zusammenfassen. Damit ist man wieder bei Projektleiter Schmidt angelangt. Er weist zufrieden darauf hin, dass die neue E-Klasse hier mit seiner Vielzahl von Systemen die Referenz im Segment darstellt und seinen Kunden "nicht weniger als elf neue oder optimierte Assistenzsysteme" anzubieten hat.

Profitiert von der S-Klasse

Entwickelt wurden sie für die neue S-Klasse, die ihre Weltpremiere in der kommenden Woche in Hamburg feiert, aber zeitgleich in der E-Klasse zum Einsatz kommt. Natürlich muss man für diese Assistenzsysteme extra zahlen. So kostet beispielsweise das Fahrassistenzpaket Plus 2677,50 Euro. Enthalten sind darin unter anderem neben einem aktiven Spurhalte- auch ein Totwinkel- und Kreuzungsassistent sowie ein Abstands- und Kollisionswarner. Das sind Features, die das Fahren in dem Zweitürer ohne Frage sicherer machen.

Seitenlinie des Mercedes E-Klasse Cabrio
Die Seitenlinie des E-Klasse Cabrios Daimler

Doch an einen Premiumhersteller legt man andere Maßstäbe an als an einen Volumenhersteller. Was bei dem einen noch okay ist, ist bei dem anderen zu kritisieren. Vor allem dann, wenn es um die Sicherheitsfeatures geht. So informiert im linken der drei Rundinstrumente ein rotes Warnsymbol den Fahrer darüber, dass der Abstand zum Vordermann zu gering ist. Doch bei direkter Sonneneinstrahlung auf das weiß gestaltete Display ist die Anzeige des Warndreiecks so schwach, dass sie kaum wahrzunehmen ist. Hört sich nebensächlich an, ist es aber nicht. Denn Warnsymbole machen nur dann Sinn, wenn man sie auch ständig wahrnehmen kann.

Wohlfühlatmosphäre im Innenraum

Sieht man hiervon jedoch ab, gibt es im Innenraum des Cabrios nichts auszusetzen. Es herrscht angesichts der wertigen Materialien und der guten Verarbeitung schlicht Wohlfühlatmosphäre. Komfort steht in diesem Cabrio im Mittelpunkt. Das reicht von einem ventilierten Fahrersitz, einen Nackenfön (für ihn entscheiden sich 80 Prozent der Kunden) bis hin zu einem per Tastendruck ausfahrenden Sicherheitsgurt, der es ohne große Verrenkungen ermöglicht, sich möglichst bequem anzuschnallen. Was sich als zunächst für ein Feature für die ältere Kundschaft anhört, weiß man auch als Mitvierziger sehr zu schätzen.

Damit man im Innenraum beim offenen Fahren möglichst auch ohne viele Windverwirbelungen unterwegs sein kann, wurde das Aircap (821 Euro) – so nennt Mercedes den an der Oberkante der Windschutzscheibe automatisch ausfahrenden Windabweiser – nochmals verbessert. Mit ihm wird der Wind über den Fahrgastraum hinweggeleitet, eine feine Sache. Das Akkustikverdeck, laut Mercedes das leisteste in dieser Klasse, lässt sich bequem in 20 Sekunden bis Tempo 40 öffnen und schließen.

Gute Noten verdient sich auch der Motor im von uns getesteten E 400 (Einstiegspreis 60.630 Euro). Der neue V6-BiTurbo mit einer Leistung von 333 PS wartet mit einem satten Drehmoment von 480 Nm auf, das zwischen 1400 und 4000 Touren anliegt. Das sorgt in Kombination mit der Siebengangautomatik (Aufpreis 2558 Euro) für einen kraftvollen Antritt des 1,8 Tonnen schweren Cabrios. Dabei hält sich der V6 mit allzu viel Geräuschentwicklung indes sehr zurück. Fast schon ein wenig zu viel, denn einen Sechszylinder mag man manchmal dann doch hören.

Flotter Spurt auf Tempo 100

Das Heck des Mercedes E-Klasse Cabrios
Das Heck des Mercedes E 400 Cabrios Daimler

Denn wer möchte, kann das Cabrio auf auch sehr, sehr sportlich bewegen. So sprintet der E 400 in gerade einmal 5,2 Sekunden auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 250 km/h erreicht. Auf dem Weg dorthin macht das Dreiliter-Aggregat eine wirklich gute Figur. Wer bei Tempo 120 vehement das Gaspedal durchdrückt, freut sich über den weiterhin kraftvollen Vorwärtsdrang. Den in Aussicht gestellt Durchschnittsverbrauch von 7,9 Litern verfehlt man indes. Am Ende der Testfahrten standen 10,1 Liter auf dem Bordcomputer. Das ist nicht wirklich wenig, geht für ein Auto dieser Leistungsklasse aber noch in Ordnung.

An der Fahrdynamik des neuen E-Klasse Cabrios gibt es nicht das Geringste auszusetzen. Ganz im Gegenteil: Mit seinem Radstand von 2,76 Metern liegt das 4,70 Meter lange Fahrzeug satt auf der Straße und bietet dank des Agility Control Fahrwerks und der elektromechanischen Lenkungen einen guten Kompromiss zwischen komfortablen Cruisen und sportlicher Gangart.

Vorheriger ArtikelRuhrauto-e: Lammert signiert Opel Ampera
Nächster ArtikelSPD bremst Gabriel beim Tempolimit aus
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden