Mercedes C-Klasse: Upgrade in der Mittelklasse

Limousine mit zwei Gesichtern

Mercedes C-Klasse: Upgrade in der Mittelklasse
Die Mercedes C-Klasse kommt in den USA gut an © Mercedes

Die neue Mercedes C-Klasse ist mehr als ein Hingucker. Sie bietet alles, was man für einen Erfolg braucht: ein ansprechendes Äußeres, effiziente Motoren, einen geschmackvollen Innenraum und gute Fahrleistungen. Wir haben den C 200 einem Test unterzogen.

Von Frank Mertens

Die Mercedes C-Klasse ist nicht irgendein Modell im Portfolio des Stuttgarter Autobauers. Sie ist das wichtigste, sie ist das "Brot-und-Butter-Auto" des Konzerns. Auf die C-Klasse entfallen etwas mehr als 30 Prozent des Gesamtabsatzes. Nun kommt an diesem Samstag die neue Generation auf den Markt.

Wenn ein Autobauer ein derart wichtiges Modell überarbeitet, dann muss schon ein Paukenschlag dabei herauskommen. Geht es nach Mercedes, ist dieser Paukenschlag gelungen. Sie setze schlicht "neue Maßstäbe in der Mittelklasse", sagt Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber.

Frisches Design

Der Manager muss so etwas qua Amt sagen. Doch was ist dran an dieser Aussage? Hat die C-Klasse das Zeug, die Maßstäbe im Segment neu zu bestimmen? Sie hat. So wie die Mercedes S-Klasse derzeit das überzeugendste Auto in der Luxusklasse ist, bringt die C-Klasse alles mit, sich vor dem Audi A4 und dem BMW 3er zu positionieren.

Da ist zunächst einmal ihr Design, das sich vom Vorgänger mit sehr klaren Flächen, dynamischen Linien und einer langen Motorhaube effektvoll in Szene setzt. Zugleich kann der Kunde zwei Gesichter für die neue C-Klasse ordern und sich das Aussehen seinem persönlichen Geschmack anpassen: zum einen das mit dem klassischen Kühlergrill mit Mercedes-Stern auf der Motorhaube (es ist nur für die Ecxlusive-Variante erhältlich) oder das mit dem Zentralstern im Kühlergrill. Dafür entscheidet sich mittlerweile das Gros der Kunden, weil es schlicht moderner ausschaut. Dafür bietet die Exklusive-Variante den Vorteil, dass hier Air Panels den Luftwiderstand reduzieren und so zu einem Minderverbrauch von 0,1 Liter beitragen.

Bestwert bei Aerodynamik

Mercedes C-Klasse
Das Cockpit der C-Klasse Daimler

Effizienz war ohnehin eines der großen Themen der neuen C-Klasse, bei der der Verbrauch um bis zu 20 Prozent reduziert werden konnte. So kommt der C 220 BlueTec mit seinen 170 PS gerade einmal auf einen Verbrauch von vier Litern, natürlich gemessen nach dem NEFZ. Erreicht wurden diese Verbrauchseinsparungen neben konsequenten Leichtbau auch durch eine nochmals verbesserte Aerodynamik - der Cw-Wert liegt nun bei 0,24, Bestwert im Segment. Das Gewicht wurde übrigens um bis zu 100 Kilo reduziert. Der Aluminumanteil der Karosserie liegt nun bei fast 50 Prozent, beim Vorläufer waren es gerade einmal 10 Prozent gewesen.

Die C-Klasse hat also einen mächtigen Schritt nach vorn getan - auch beim Innenraum. Hier sorgt eine edle Optik gepaart mit guter Verarbeitungsqualität für Wohlfühlatmosphäre - aber das darf man von einem Auto auch erwarten, dass ab 33.558 Euro für den C 180 beginnt. Man muss zwar nicht so weit gehen, wie Produktmanager Michael Christof, der mit Blick auf den Innenraum von einem "Upgrade von der Economy in die Business Class" spricht. Doch wirklich etwas zu beanstanden gibt es nicht - bis auf eine Ausnahme: dem Platz im Fond. Zwar wuchs die Fahrzeuglänge um 9,5 Zentimeter auf nun 4,68 Meter an - dadurch vergrößerte sich der Radstand um acht Zentimeter - doch Menschen mit einer Körperlänge jenseits der 1,90 Meter sitzen nicht wirklich bequem auf der Rückbank. Doch dieses Klientel kann sich trösten: Wie häufig sitzt man selbst im Fond seines Autos.

Diesel oder Benziner?

Fahrer und Beifahrer jedenfalls brauchen sich nicht über zu wenig Platz zu beschweren. Sie sitzen ausgesprochen kommod und können sich nicht nur an den übersichtlich gestalteten Instrumenten des Cockpits erfreuen, sondern auch an einem neuen Touchpad, mit dem die Funktionen des Fahrzeuges auf dem 8,4 Zoll großen Zentraldisplay auf der Mittelkonsole angesteuert werden. Keine Angst: wer keine Lust auf das Touchpad hat, der kann auch den weiterhin vorhandenen Drehknopf nutzen.

Doch Premium im Innenraum nutzt wenig, wenn es an Fahrdynamik mangelt. Aber auch in diesem Bereich gibt sich die neue C-Klasse keine Blöße, wie unsere Testfahrten mit dem C 200 (ab 36.414 Euro) mit 184 PS zeigten. Wer sich die Frage stellt, ob die nächste C-Klasse nun einen Diesel oder Benziner unter der Motorhaube haben soll, sollte vorher einmal den C 200 gefahren haben. Er wartet nicht nur mit einem satten Drehmoment von 300 Nm auf, sondern stellt es auch über das breite Drehzahlband von 1200 bis 4000 Umdrehungen zur Verfügung. Damit ist ein ausgesprochen schaltfaules Fahren möglich. Eigentlich schade, denn das manuelle Sechsganggetriebe ist so gut abgestimmt, dass es Spaß macht, den Schaltknauf durch die Gassen zu führen.

Der Vierzylinder, ausgestattet mit einem Start-Stopp-System, soll laut Hersteller nur durchschnittlich 5,3 Liter verbrauchen. Ein Wert, den wir bei den Testfahrten in der Nähe von Marseille zwar nicht erreicht haben, doch die auf dem Bordcomputer angezeigten 7,3 Liter sind auch ein guter Wert für ein Auto mit dieser Leistung. Damit stellt sich kaum noch die Frage nach Diesel oder Benziner.

Mercedes C-Klasse
Das Heck der neuen C-Klasse Daimler

Mit Blick auf unseren Verbrauch sei noch erwähnt, dass wir phasenweise sogar auch etwas flotter unterwegs waren, was man mit der C-Klasse auch getrost tun kann. Dafür bedarf es noch nicht einmal des AMG-Sportpakets. Das Fahrwerk findet eine gute Balance zwischen Komfort und Sportlichkeit - und dies wird unterstützt durch eine serienmäßig vorhandene elektromechanische Direktlenkung, die man je nach Bedarf zuschalten kann. Das ist eine wirklich feine Sache. Wem das nicht reicht, der kann auch eine Luftfederung ordern, von Mercedes Airmatic genannt. Sie ermöglicht die unkomplizierte Fahrwerkseinstellung mittels eines kleinen Schalters mit der Bezeichnung Agility. Hierüber können die Fahrmodi Komfort, Eco, Sport, Sport+ und Individual ausgewählt und so das Fahrwerk den ganz individuellen Bedürfnissen angepasst werden.

Vielzahl von Assistenzsystemen

Natürlich bietet die C-Klasse auch eine Vielzahl von Fahrassistenzsystemen, die auch in der E-und S-Klasse zum Einsatz kommen. Dazu gehören beispielsweise serienmäßig ein aktiver Bremsassistent oder ein Müdigkeitswarner. Optional gibt es auch eine Distronic Plus mit integriertem Staupilot, einen Spurhalteassistenten oder auch den Bremsassistenten BAS Plus, der Querverkehr erkennen kann. Das sind Nettigkeiten, die für ein Mehr an Sicherheit sorgen. Auch wenn jetzt viele das neue Mittelklassemodell der Schwaben als kleine S-Klasse bezeichnen, geht dieser Vergleich dann doch etwas weit.

Doch eines kann man der C- Klasse bescheinigen: sie ist ein verdammt gutes Auto geworden. Es wird auch Kunden ansprechen, die Mercedes bislang nicht auf der Shopping-Liste hatten. Im September wird dann übrigens das T-Modell ebenso auf den Markt kommen wie ein Allradantrieb. Mercedes kündigte zudem für Ende des Jahres den C 300 BlueTec Hybrid mit einem Verbrauch von 3,6 Litern an, ab kommenden Jahr folgt dann noch ein Plug-in-Hybrid.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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