Mercedes C 200 T-Modell: Eine Vernunftsentscheidung

Mercedes C 200 T-Modell: Eine Vernunftsentscheidung
Die Mercedes C-Klasse bietet viel Platz - gerade als T-Modell. © Daimler

Der VW Golf ist „das Auto“. Der BMW der Inbegriff einer sportlichen Limousine. Und was ist das T-Modell der Mercedes C-Klasse?

Seit 1996 gibt es den edlen Lademeister zu kaufen, seit 2014 in vierter Generation und seit Juli in einer überarbeiteten Fassung, die das Modell vor allem gegen den etwas jüngeren Audi A4 Avant und den im kommenden Jahr neu startenden BMW 3er Touring besser aufstellen soll.

Der Mercedes ist zwar teuer, aber durch seine praktischen Qualitäten und im Vergleich zu anderen Modellreihen der Schwaben trotzdem so etwas wie eine Vernunftsentscheidung.

Unterwegs mit 184 PS

Zu einer solchen passt die von uns gewählte Motorisierung; mit dem neuen 1,5-Liter-Vierzylinder und dessen 184 PS ist man auf dem Papier angemessen, aber nicht übermäßig motorisiert unterwegs. Auch diese Art von Vernunft hat aber natürlich ihren Preis, bei Mercedes heißt das: Mindestens 41.615 Euro – und man sollte weitere 10.000 Euro für notwendige oder mindestens sinnvolle Extras einkalkulieren.

Dafür erhält man dann allerdings auch ein Fahrzeug, dass die schon seit einigen Jahren anzuerkennende neue Solidität bei Mercedes deutlich unterstreicht. Von den verwendeten Materialien im Innenraum (Haptik und Optik) über die Qualität der Sitze und die Verarbeitung der Karosserie (nichts knirscht oder knarzt) stimmt hier einfach alles. Falls es in der aktuellen Baureihe (S 205) jemals Kinderkrankheiten gab, sind diese längst ausgemerzt. Hinzu kommt ein zwar nicht gerade überbordendes, aber doch in praktisch allen Alltagsfällen ausreichendes Ladevolumen von 440 Litern, das bei Verzicht auf Fondpassagiere auf bis zu 1.460 Liter erweiterbar ist.

Bedienkonzept aus S-Klasse übernommen

Der Innenraum der neuem C-Klasse von Mercedes. Foto: Daimler

Über 6500 Teile, rund die Hälfte aller überhaupt für eine C-Klasse benötigten Einzelteile, hat Mercedes im Zuge der großen Modellpflege zur Lebensmitte der vierten Generation überarbeitet. Die Kern-Karosserie blieb dabei natürlich unverändert, aber es gibt die üblichen neuen Anbauteile an Heck und Front. Vor allem aber wurde das Bedien- und Anzeigekonzept aus der S-Klasse übernommen – inklusive der Kamera- und Radarsysteme.

So wird jetzt der sogenannte Aktive Abstands-Assistent (Distronic) vom Navigationssystem unterstützt, das Tempo etwa vor Kreuzungen, Kreisverkehren oder Kurven passt sich selbsttätig an. Wie immer kostet fast alles Aufpreis, so auch das 12-Zoll-Display hinterm Lenkrad, das die analogen Instrumente ablöst. Das weiterhin frei stehende 10-Zoll-Display in der Mitte bleibt erhalten. Beide gehören zum in der Bedienung nicht immer logischen, fast 4.000 Euro teuren Command-System mit Navigation.

Für Normalfahrer und Leute mit aktueller Diesel-Allergie sind Benzinmotoren die naheliegende Alternative. Mercedes bietet im C 200 sogar einen neuer Ottomotor an, der aus nur 1,5-Litern Hubraum 184 PS und 280 Newtonmeter entwickelt. Er schöpft technisch aus dem Vollen und verfügt über einen riemengetriebenen Starter-Generator mit 48-Volt-System. Beim Beschleunigen können daher kurzzeitig 14 PS zusätzlich abgerufen werden. Auch ein sogenannter „Segelbetrieb“ mit ausgeschaltetem Motor – zum Beispiel beim Rollen eine rote Ampel – ist möglich. Zudem gibt es eine variable Ventilsteuerung (Camtronic), die den Ventilhub auf der Einlass-Seite in zwei Stufen verstellt. Auch ein Benzinpartikelfilter ist eingebaut.

Motor überzeugt mit Laufruhe

Solange man die Mercedes C-Klasse bestimmungsgemäß, also „vernünftig“, bewegt, überzeugt der Motor durch Laufruhe, geringes Geräuschniveau und guten Durchzug. Wenn man aber die Leistung schnell abrufen will, etwa auf der Autobahn oder der Landstraße zum Überholen, macht sich der geringe Hubraum negativ bemerkbar. Der Antrieb wirkt dann angestrengt und reagiert geradezu genervt auf die Forderungen des Fahrers. Umso überraschender ist der Blick auf die Fahrwerte: Hier gibt Mercedes 7,7 Sekunden für den Spurt auf Tempo 100 und 239 km/h Spitzengeschwindigkeit an.

Zaubern können allerdings auch die Ingenieure bei den Erfindern des Automobils nicht: Wer den Benziner mit Bedacht bewegt, schafft zwar nicht den angegebenen Normverbrauch von 6,6 Litern, wird aber mit knappen 8 Litern auskommen. Will man die Leistung jedoch auch nur näherungsweise auskosten, schnellt der Verbrauch leicht in den zweistelligen Bereich. Typisch für einen Benziner, typisch für einen kleinen Hubraum, der unter Last hohe Drehzahlen benötigt. Dafür überzeugt die in der C-Klasse neue Neungang-Automatik genauso wie das nahezu perfekt abgestimmte, sehr komfortable und dabei trotzdem nicht zu weiche Fahrwerk.

Auf dem Stand der Technik

Das Heck des T-Modells der Mercedes C-Klasse. Foto: Daimler

Von kleinen Schwächen wie der immer noch im Vergleich zu den Wettbewerbern nicht optimalen Bedienlogik einmal abgesehen, ist die C-Klasse nach der Überarbeitung nun wieder auf dem Stand der Technik. Wer nicht gerade beruflich bedingter Vielfahrer ist und die Autobahn an sich auch nicht als Jagdrevier ansieht, ist zudem mit dem neuen Motor gut bedient. Gut, der kleine Hubraum ist gewöhnungsbedürftig, aber ganz ehrlich: in 99 Prozent aller täglichen Fortbewegung spielt das keine Rolle.

Bleibt noch der Preis, der ist natürlich auch nach dem Facelift nicht geringer geworden. Wer einen C 200 mit all seinen technischen Möglichkeiten bei Assistenz, Licht und Innenraum haben will, kann problemlos auch 70.000 Euro ausgeben. Wir meinen: Alles über 50.000 Euro für das T-Modell mit diesem Motor sind reiner Luxus. Hier spätestens käme die Vernunft an ihre Grenzen. (SP-X)

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