Mercedes C 300: Souverän auch mit Vierzylinder

Mercedes C 300: Souverän auch mit Vierzylinder
Die Mercedes C-Klasse fährt auch mit Vierzylinder souverän. © Daimler

Die Mercedes C-Klasse gehört zu den Bestsellern bei den Stuttgartern. In der neuen Generation verzichtet sie auf Sechszylindermotoren. Kann das gut gehen?

Man könnte befürchten, dass dabei traditionelle Markentugenden der Marke mit dem Stern über Bord gehen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Schon nach den ersten Kilometern hinterm Steuer des Mercedes C 300 4Matic ist klar: Fehlen tut hier nichts.

Die zurzeit stärkste Benziner-Variante im Angebot wird von einem 2,0 Liter großen Vierzylinder mit 258 PS angetrieben, der dank 20 PS elektrischer Zusatzleistung schon beim Anfahren eine in sich ruhende Souveränität entwickelt, die man sonst von deutlich größeren Motoren kennt. Es geht druckvoll, aber gleichmäßig und ohne jede Hektik voran, unterstützt von der flinken und immer aufmerksamen Neungangautomatik.

Sparsamer Vierzylinder

Während des zweiwöchigen Tests kam der Antriebsstrang nicht ein einziges Mal in Verlegenheit: kein Rucken beim Übersetzungswechsel, kein unangenehmes Aufheulen des Motors, kein hektisches Hin- und Her-Wechseln der Gänge. Dass Geräusch- und Vibrationsdämmung auch sonst auf hohem Niveau liegen, versteht sich. Selbst der seidigste Sechszylinder kann das nicht viel besser. Dafür ist der Viertopf-Motor deutlich sparsamer: Gute achteinhalb Liter genehmigt sich die Mittelklasselimousine im Schnitt, wer betont entspannt fährt, hält langfristig auch eine 7 vor dem Komma.

Das Cockpit der Mercedes C-Klasse ist edel und wertig verarbeitet. Foto: Daimler

Ähnlich gleichmütig kann man als Fahrer über den Verzicht auf ein wohl zu teures Luftfeder-Fahrwerk hinwegschauen. Denn die Stahlfedern leisten einen durchaus vergleichbaren Dienst: Kleine und große Hindernisse werden sowohl bei Schleichfahrt als auch bei vollem Autobahntempo zuverlässig weggebügelt und ausgeschaukelt. Trotz der nur langsam ausschwingenden Karosseriebewegungen wirkt der Mercedes jederzeit verbindlich und satt auf der Straße liegend. Wer es noch ein wenig straffer haben will, wählt den Sport-Fahrmodus, der trotzdem noch mehr Rest-Bequemlichkeit bietet als viele Konkurrenten auf der Komfort-Einstellung.

Geschmeidiger Motor

Die souveräne Geschmeidigkeit von Motor und Federung fügen sich stimmig in den Gesamtcharakter während der Fahrt ein. Die Lenkung ist leichtgängig, aber präzise, das Pedalgefühl sanft, aber mit klar definiertem Druckpunkt. Loben muss man in diesem Zusammenhang auch die Hinterachs-Lenkung, die die Limousine beim Rangieren und Wenden einen halben Meter kürzer wirken lässt.

Die C-Klasse punktet aber nicht nur in den traditionellen Disziplinen, sondern auch bei Infotainment und Vernetzung. Das MBUX-System mit Konnektivitäts-Funktionen und leistungsfähiger Sprachsteuerung hat sich bereits in anderen Modellen der Marke bewährt, fährt hier aber noch einmal besonders groß auf. Vor allem in Gestalt eines riesigen, hochformatigen Monitors in der Mittelkonsole, der nicht nur in angenehmer Tatsch-Reichweite positioniert ist, sondern auch mit einer übersichtlichen und leicht nachvollziehbaren Menüstruktur überzeugt.

Selbst ausgeprägte Digital-Skeptiker müssen da keine Angst vor Überforderung haben. Vor allem, weil das System angenehm zurückhaltend und service-orientiert arbeitet, sich weder optisch noch akustisch aufdrängt. Wer will, findet aber ein paar nette und ungewöhnliche Handreichungen der Technik; etwa den Ampel-Assistenten, der ein Kamerabild der Lichtzeichenanlage zeigt. Praktisch, wenn man das hoch hängende Original vom Fahrersitz aus nur durch unangenehme Verrenkungen erkennen könnte.

Bediensystem mit Schwächen

Die C-Klasse von Mercedes kann effizient bewegt werden. Foto: Mercedes

Ganz kritikfrei kommt das – übrigens grafisch und in Sachen Prozessor-Geschwindigkeit ebenfalls überzeugende – Bediensystem jedoch nicht davon. So sind die berührungsempfindlichen Flächen auf dem Lenkrad gegenüber den traditionellen Rändel-Rädchen sowohl funktional als auch optisch und haptisch ein deutlicher Rückschritt. Und auch die Drück-Leiste unterhalb des großen Bildschirms wirkt klapperiger, als man es in einem Mercedes erwarten würde.

Am Ende sind das aber nur kleine Schwächen. Dafür trübt ein Blick auf die Neuwagen-Rechnung die Laune. Schon die Basisvariante des C 300 kostet mit Hinterradantrieb knapp 48.000 Euro, als Allradmodell 50.300 Euro. Selbst wer bei der Wahl der Zusatz-Ausstattung genügsam ist, erreicht ziemlich schnell die 60.000-Euro-Grenze. Nach oben hin ist dann noch viel Platz, vor allem Design-und Komfort-Extras schlagen teuer zu Buche.

Wenn es das persönliche Portemonnaie oder das Dienstwagen-Budget hergibt, ist der Mittelklasse-Mercedes aber ein Auto, das kaum Wünsche offenlässt. Material- und Verarbeitungsqualität liegen auf hohem Premium-Niveau, Fahrverhalten und Antrieb passen sich fugenlos ein. Und selbst die Infotainment-Software muss sich weder innerhalb noch außerhalb der Branche verstecken. (SP-X)

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