Mercedes-AMG stellt den GLC dank 367 PS auf eine Stufe mit dem jüngsten Vertreter aus Zuffenhausen. Die Tuning-Tochter gibt dabei dem wirtschaftlichen Aspekt einmal mehr dem Vorzug vor den eigenen Ansprüchen.
Es ist ein bisschen wie David gegen Goliath – nur mit umgekehrten Vorzeichen. Denn eigentlich muss Mercedes auf den kleinen Nachbarn Porsche schauen, so ungleich wie die Stückzahlen verteilt sind. Und trotzdem haben sie von Sindelfingen aus immer ein wachsames Auge auf Zuffenhausen, und von Affalterbach erst recht. Schließlich ist AMG dann doch nicht ganz so groß wie Porsche und misst sich mit den schnellen Schwaben vor allem nicht nur beim Absatz, sondern eben auch beim Antritt – und hatte da oft genug das Nachsehen.
Doch in den letzten Jahren hat AMG deutlich aufgeholt. Der GT sägt spätestens seit dem Debüt des R-Modells am Thron des Elfers, und bei vielen Geländewagen liegen die Nachbarn mittlerweile gleichauf. Nur am unteren Ende der Palette klaffte bislang noch eine Lücke und es gab so recht keinen Grund, weshalb man statt des Macan einen GLC kaufen sollte – selbst wenn spätestens das Coupé ein mehr als ansehnliches Auto geworden ist. An die Fahrdynamik des Baby-Cayenne war einfach nicht heran zu kommen.
AMG schließt Lücke am Ende der Palette
Doch jetzt hat AMG diese Lücke geschlossen und die Modellreihe mit einem 65.391 Euro teuren GLC 43 Coupé gekrönt. Wo bislang beim Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum und 245 PS Schluss war, gibt es jetzt für runde 10.000 Euro Aufpreis einen ordentlichen Nachschlag: Sechs statt vier Zylinder, drei statt zwei Liter Hubraum und 367 PS machen lassen den GLC auf die meisten Porsche-Modelle pfeifen und bringen ein bisschen Spaß in den Ritt auf der SUV-Welle.
Vor allem im Sportmodus erhebt das Triebwerk frech seine Stimme, bellt und beißt wie ein wütender Wachhund wirft sich mit der ganzen Macht seiner 520 Nm nach vorn. Von 0 auf 100 braucht der GLC dann nur noch 4,9 Sekunden und die 250 Sachen hakt er ab wie eine lästige Formalität. Es kann keinen anderen Grund als die Familien-Hierarchie geben, dass hier schon wieder Schluss ist.
Zudem duckt er sich tiefer auf die Straße und hält besser die Spur, weil AMG das Fahrwerk neu abgestimmt hat. Zwar geht dabei ein bisschen was von der gelassenen Souveränität flöten, die man am SUV so schätzt. Doch dafür trotzt man jetzt länger der Trägheit der Masse, hält besser den Fliehkräften Stand und kann zur Not ja noch immer zurück in den Komfort-Modus schalten.
Fluch und Segen des 43er-Antriebs
So gut der GLC 43 fährt, so viel Spaß er macht und so viel Krawall man ihm entlocken kann, nagt er trotzdem ein wenig am Markenkern von AMG. Zwar treibt er auf der einen Seite wie alle 43er-Modelle die Stückzahlen in die Höhe und macht die so genannte Performance-Marke zugleich etwas nahbarer. Doch auf der anderen Seite ist er eben doch nur ein aufgebohrtes Serienmodell mit einem neuen Steuerchip und ein paar Bodybuilder-Planken, bei denen man schon zweimal hinschauen muss, um den Sportler im SUV zu erkennen. Damit steht er für genau jenes Werkstuning, von dem sich AMG mit seinen teuren Radikalumbauten und den solitären Sportwagen SLS oder GT emanzipieren wollte.
Doch wissen die schnellen Schwaben auf diese bohrende Frage sicher eine ganz einfache Antwort, die alle Zweifel an der Eigenständigkeit der AMG-Version des GLC Coupé mit einem Gasstoß ausräumt. Denn es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn das schneidige SUV nicht bald auch als 63er kommt. Schon weil man dann gar vollends auf Porsche pfeifen kann. (SP-X)