Mercedes-AMG E43 T-Modell: Nicht nur etwas für sportliche Papis

V6-Biturbo mit 401 PS

Mercedes-AMG E43 T-Modell: Nicht nur etwas für sportliche Papis
Der Mercedes-AMG kommt recht dezent daher. © AG/Mertens

Die Sportwagentochter AMG von Mercedes eilt von Erfolg zu Erfolg. Doch warum nur? Lesen Sie unseren Fahrbericht des E 43, den wir als Kombi getestet haben. Er gibt die Antwort.

Von Frank Mertens

Mercedes-AMG hat einen Lauf. Die Fahrzeuge aus Affalterbach sind ein Erfolgsmodell. Im Vorjahr konnte die Sportwagenmarke ihren Absatz auf 99.235 Fahrzeuge steigern. Im Vergleich zu 2015 ist dies ein Zuwachs von beachtlichen 44,1 Prozent. Damit hat sich der Absatz des von Tobias Moers geführten Unternehmens in den zurückliegenden drei Jahren mehr als verdreifacht. Ein Ende dieser Erfolgsstory ist nicht in Sicht.

Weshalb die Marke derart beim Kunden ankommt, kann man sehr gut am Mercedes-AMG E43 ablesen, den wir als T-Modell getestet haben. Mit seinem V6-Biturbo und seinen 401 PS bietet er zuvorderst erst einmal das, was man sich von einem AMG erwartet: ausreichend Leistung. Doch das allein ist es nicht, was den Erfolg der Marke ausmacht.

Dezenter Auftritt als Stärke

Klar, die Kunden erwarten von AMG zunächst einmal diese Power, eine hervorragende Fahrdynamik und ein die Emotionen ansprechendes Design. Doch der Erfolg von AMG liegt auch darin begründet, dass die Marke seinen Kunden - wenn man einmal von der GT-Baureihe absieht - ein gänzlich alltagstaugliches Auto anbietet Das trifft ganz besonders auf die T-Modelle der C- und der von uns gefahrenen E-Klasse zu.

Sie kommt auf den ersten flüchtigen Blick als normaler Kombi daher. Erst auf den zweiten Blick erkennt man beim Blick aufs Heck mit der dezenten Aufschrifft AMG und dem am Kotflügel angebrachten V6-Biturbo Schriftzug, dass hier eine E-Klasse aus der Sportwagenschmiede von AMG vor einem steht. Dieses Understatement ist es, was den E43 auszeichnet: er sieht mehr oder minder dezent aus, aber wenn man will, dann ist Schluss mit Zurückhaltung.

Dann zeigt dieser Kombi, dass man in einem AMG sitzt. Ein kleiner Druck auf die Sportpedalerie reicht, schon wird man in gut konturierten Sportsitze gedrückt. 401 PS und ein maximales Drehmoment von satten 520 Newtonmetern sind eine spürbare Ansage. Sie sorgen nicht nur für einen ausgesprochen kraftvollen Antritt in Kombination mit der tadellos abgestimmten 9-G-Tronic, sondern auch für einen Sprint von 0 auf 100 km/h in 4,7 Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit ist bei elektronisch abgeregelten 250 km/h erreicht. Das sind bereits auf dem Papier beeindruckende Zahlen, doch noch beeindruckender ist es, sie zu erleben.

Souveräne Leistungsentfaltung

Mercedes-AMG E43 T-Modell neu AG/Mertens
Der V6-Biturbo im E 43 AG/Mertens

Wer auf einer wenig befahrenen Autobahn ohne Geschwindigkeitsbegrenzung mal probiert, den E43 bis zum Topspeed zu treiben, wird anerkennend den Kopf nicken über eine derart überzeugende Leistungsentfaltung. Da ist kein Luftholen, kein Moment des Einbruchs zu spüren: der V6 unter der langen Kühlerhaube schiebt dieses 4,93 Meter lange und 1,9 Tonnen schwere Auto km/h für km/h bis Tempo 250 nach vorn und lässt einen Fahrer zurück, der höchst zufrieden mit seiner Entscheidung ist, sich für dieses Modell aus Affalterbach entschieden zu haben. Doch so faszinierend und souverän dieser AMG seine Arbeit auch auf der Autobahn verrichtet, umso attraktiver ist es, mit ihm auf kurvigen Landstraßen unterwegs zu sein. Hier zeigt dieses Fahrzeug erst so richtig, was in ihm steckt und wie mühelos er sich dank Allradantriebes durch die Kurven manövrieren lässt.

Das Fahrwerk gibt sich keine Blöße, die Lenkung spricht direkt an, so macht Autofahren Spaß. Dass am Ende nicht der auf dem Datenblatt in Aussicht gestellte Durchschnittsverbrauch von 8,6 Litern erreicht wird, dürfte dann wenig überraschen. Unser Bordcomputer zeigte am Ende 10,7 Liter an. Doch wer mindestens 77.875 Euro für diesen E43 ausgibt, dem dürfte es bei der Fahrt an die Tankstelle auch nicht so wichtig an, ob es nun ein oder zwei Liter mehr sind.

Alltagstauglicher Sportwagen

Mercedes-AMG E43 T-Modell neu AG/Mertens
Das Heck des E 43 AG/Mertens

Dass dieser AMG seinen Fahrer im Innenraum alles an Annehmlichkeiten zu bieten hat, versteht sich von selbst. Die Nappa-Ledersitze mit roten Ziernähten bieten einen guten Seitenhalt, die Materialien sehen wertig aus und fühlen sich auch so an. Und auch auf den hinteren Sitzplätze ist genügend Platz auch für Großgewachsene. Das Kofferraumvolumen liegt auch bei für Familien guten 640 Litern.

Natürlich ist dieser AMG optional noch reichlich aufzuhübschen, natürlich gegen Aufpreis. Das reicht von der mit dem Fuß zu öffenden Heckklappe (Aufpreis 952 Euro) bis hin zu den sicherheitsrelevanten Fahrassistenzsystemen. Wer noch 2865 Euro übrig hat, der bekommt dafür das Fahrassistenz-Paket Plus, in dem alles enthalten ist, was Mercedes in diesem Bereich zu bieten hat. Das reicht vom Totwinkel-, dem Spurwechselassisten bis hin zum Drive Pilot mit seinen teilautonomen Fahrfunktionen wie einem Staupiloten und einer Distronic, die automatisch den Abstand zum Vordermann hält und auch autonom für den Fall der Fälle Notbremsungen einleitet. Das alles entlastet den Fahrer gerade bei längeren Autobahnfahrten merklich. Das man mit diesen und einigen anderen Nettigkeiten schnell bei 100.000 Euro angelangt ist - die zahlungskräftige AMG-Klientel dürfte es nicht interessieren. Sie haben halt einen besonderen Geschmack - und den lassen sie sich etwas kosten. Nach Testfahrten mit dem E43 kann man das verstehen.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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