Leistung kann man bekanntlich nie genug haben. Das sagt man sich auch bei Mercedes-AMG und bietet vom A45 auch eine S-Version an.
Doch braucht es so etwas wirklich? Wer sich das Datenblatt der Standardversion anschaut, für den dürfte die Antwort klar sein: Nicht wirklich. Schließlich leistet der Zweiliter-Vierzylinder bereits dort 387 PS. Reicht, sollte man meinen. Reicht nicht, sagt man sich bei der Performance-Tochter von Mercedes in Affalterbach und brachte vor nun fast zwei Jahren den A45 S auf den Markt. Der Anspruch war klar umrissen: der Kompaktsportler sollte die Spitze im Segment darstellen. Das ist gelungen. Mit 421 PS ließ man die Konkurrenz hinter sich.
Dass schöne am A45 S ist, dass er nicht wie auf Krawall gebürstet vorfährt. Klar, er sieht sportlich-dynamisch aus, doch man kann sich mit ihm auch optisch so im Alltag bewegen, dass man nicht in die vorpubertäre Raserecke gerückt wird. Sein Auftritt für einem kompakten Sportwagen ist stimmig.
Maximales Drehmoment von 500 Nm
Das trifft auch auf den Innenraum zu. Hier ist alles auf die Bedürfnisse des Fahrers ausgelegt. Natürlich nimmt man auf Sportsitzen Platz (aufgepasst: jedes über den Bodymaßindex hinausgehende Kilo macht sich hier an den Seitenwangen bemerkbar). Das aus Leder und Velours gefertigte Lenkrad liegt nicht nur gut in der Hand, sondern vom ihm aus lassen sich auch die wesentlichen Fahrprogramme ansteuern.
Selbstverständlich können die acht Gänge des Achtgang-Speedshift-Getriebes über die Schaltwippen angesteuert werden. Halt so, wie sich das die Fahrerin oder Fahrer eines solchen Modells wünscht. Da gibt es nichts zu meckern. Dass der Kofferraum nur ein Fassungsvermögen von 370 Litern bietet sei nur kurz erwähnt. Wer sich für einen A45 – sei es nun mit oder ohne S entscheidet – der hat anderes im Sinn als so etwas schnödes wie das Fassungsvermögen eines Kofferraums.
Was er will ist eines: Leistung. Und die bekommt er zur Genüge. Das merkt man bereits beim Losfahren. Das Drehmoment von 500 Nm (20 Nm mehr als bei der Standardversion) liegt zwischen 5000 und 5250 Umdrehungen an. Das hört sich nicht nur gut an, sondern fühlt sich noch besser an. Wer etwas zu forsch mit dem Gaspedal umgeht, wird vehement in die Sitze gedrückt.
Auf Sportlichkeit abgestimmtes Fahrwerk
Dass dieses Auto nichts für jugendliche Heißsporne ist, versteht sich von selbst, auch wenn einem die Realität da Lügen straft. Wer in Berlin beispielsweise über den Kurfürstendamm fährt, sieht doch gerade viele Mitzwanziger hinter dem Steuer eines AMG. Aber vielleicht ist das nur die verzerrte Perspektive einer Mitfünfzigers, der sich wünscht, dass der Verkauf eines solches Modells an die Teilnahme eines Fahrsicherheitstrainings geknüpft ist. Das sollte nämlich Voraussetzung sein. Denn der AMG 45 S will beherrscht sein, auch wenn er mit seinem sportlich abgestimmten Fahrwerk und dem Allradantrieb alles tut, um seinem Besitzer das Fahren so leicht wie möglich zu machen.
Apropos Fahrwerk: Es ist sportlich-straff abgestimmt, halt so, wie sich das Käufer eines solchen Autos wünschen. Doch wer mit ihm einmal über eine der vielen holprigen Straßen in Berlin gefahren ist, der wünscht sich doch etwas mehr Komfort. Ein Auto für den Alltag ist der A45 S nicht, zumindest für Leute in meiner Altersklasse.
Seine Stärken spielt er dort aus, wo hingehört. Auf der Rennstrecke oder – wo wir ihn ausprobiert haben – der Autobahn. Die Kraftentfaltung ist beindruckend. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt er in 3,9 Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit ist bei 270 km/h erreicht. Begleitet wird das von einem satten Motorsound. Mit diesem Auto kann man sich getrost Einreihen in die Riege der notorischen Linksfahrer, wenn man denn so etwas braucht. Und was macht der Verbrauch? Nun, die in Aussicht gestellten 8,4 Liter haben wir nicht erreicht. Bei uns stand eine zehn vor dem Komma, bei mehr oder minder bedachter Fahrweise. Doch wer für ein Auto wie den A45 S mindestens rund 64.000 Euro ausgibt, den interessiert der Verbrauch nicht wirklich.