Mazda bringt gleich zwei neue Modelle auf den Markt: den CX-5 und den 6er. Außen hat sich nur wenig geändert, dafür im Innenraum umso mehr. Was das Duo zu bieten hat, zeigt unser Test.
Der fremdartige Begriff "Jinba Ittai" klingt nach einem neuen Spiel für die Playstation, einem rabiat-eleganten Kampfsport oder einem seltenen pazifischen Fisch, der in Reis gebettet als Sushi das Zeitliche gesegnet hat. Kenichiro Saruwatari entlocken derart verwegene Deutungen ahnungsloser Europäer nur ein höfliches Schmunzeln. „Zu Zeiten der Samurai", erklärt der Mazda-Manager, „drückten diese Worte die Einheit zwischen Pferd und Reiter aus."
Ob dieses malerisch klingende Prinzip wohl das Erfolgsgeheimnis des Mazda6 und seines SUV-Bruders CX-5 ist? Jedenfalls wurde beider Innenleben nach der „Jinba-Ittai-Logik“ gestaltet. Fahrer und Auto verschmelzen sozusagen.
Technisch ähnliches Duo
Nach knapp drei Jahren Markt bekommt das technisch ähnliche Duo jetzt eine dezente Frischzellen-Kur. Äußerlich hat sich recht wenig getan. Kein Wunder, denn das Design der Mittelklasse-Limousine und des hochbeinigen Vielzweck-Autos wurde mit Preisen regelrecht überschüttet. 57 blankgeputzte Trophäen aus aller Welt füllen die Vitrinen in der Konzernzentrale. Ausgezeichnet wurde vor allem das mutige Design, bei dem ein anderes japanisches Wort ins Spiel kommt: Der CX-5 und kurz danach auch der „Sechser“ waren die ersten Modelle, die der Formensprache „Kodo“ folgten. „Das steht für die Seele der Bewegung, drückt in etwa die gespannte Haltung eines Läufers vor dem Start aus“, hilft Mazda-Ingenieur Saruwatari, der im europäischen Entwicklungscenter bei Frankfurt arbeitet.
Den bisherigen deutschen Kunden der beiden Modelle gefiel das Äußere offensichtlich so gut, dass allein vom CX-5 im letzten Jahr mehr als 18.000 Stück verkauft wurden. Die stark konturierten vorderen Radhäuser vermitteln Kraft, drei Karosseriefalze an den Seiten simulieren eben jenen gespannten Moment vor dem Lossprinten. Ein Blech gewordener Usain Bolt gewissermaßen. Keine „Kodo“-Änderung also bei den jetzt vorgestellten Neulingen. Auffallend aber das geliftete Gesicht dank hochmoderner LED-Scheinwerfern, die beiden einen Hauch Grimmigkeit verleihen, aber nicht in allen Versionen vom CX-5 und Mazda6 für Erleuchtung sorgen.
Neues Cockpit
Vor dem Start zur ersten Ausfahrt geht die Fahndung nach Neuem im Innenraum weiter. Mit Erfolg, denn das Cockpit sieht wirklich anders aus als bisher. Der Handbremshebel zwischen den Vordersitzen ist verschwunden, wurde von einem Knopf ersetzt, der die Blockade nunmehr elektrisch erledigt. So konnte das bereits aus dem Mazda3 bekannte Bediensystem mit Drehschalter für Navigation, Entertainment, Internetanbindung und andere Funktionen auch in den großen Japanern Einzug halten. Der 7 Zoll große Touchscreen-Farbmonitor ist zwar immer noch kleiner als bei manchen Rivalen, wanderte aber ein gutes Stück nach oben und liegt so besser im Blick. Dem Mazda6 bleibt allerdings das sogenannte Head-Up-Display vorbehalten, bei dem Tempo oder Navi-Anweisungen auf eine kleine Zusatzscheibe direkt ins Sichtfeld des Fahrers gespiegelt werden.
Auch bei der Anmutung hat Mazda zugelegt. Neue Materialien wie Vinylverkleidungen und Chromapplikationen kamen hinzu, sollen für Wohlfühl-Ambiente sorgen. „Wir klopfen an die Tür zur Premium-Klasse“, beschreibt Kenichiro Saruwatari die diesbezüglichen Anstrengungen. Zumindest beim Kapitel Assistenzsysteme haben die Japaner diese Tür schon aufgestoßen. Ob Abstandsradar, Spurhalte-Assistent oder Notbrems-Funktion im Stadtverkehr – die beiden Mazda-Gewinnbringer bieten je nach Geldbeutel des künftigen Eigners all diese Feinheiten.
Keine Überraschung dann bei den ersten Testfahrten – mit Diesel-Power natürlich. Denn diese Art des Antriebs wurde von gut zwei Dritteln aller bisherigen Nutzer eines der beiden Modelle gewählt. Das stärkste Stück unter der Haube ist das 129 kW/175-PS-Triebwerk mit seinen 2,2 Litern Hubraum, das sich nach Norm mit 5,2 Litern auf 100 Kilometer zufrieden gibt. Im SUV ist es immer mit Allradantrieb kombiniert. In der japanischen „Sechser“-Reihe ist der „4x4“ erstmals gegen Aufpreis zu haben. Allerdings nur für den Kombi, der aber ohnehin 80 Prozent aller Verkäufe des Mazda6 ausmacht
Genügsames Aggregat
Die überraschende Genügsamkeit des durchzugstarken Diesels wird vor allem durch die sogenannte „Skyactive“-Technik möglich. Erreicht wird dieser Wert unter anderem durch die niedrigste Verdichtung aller Dieselmotoren von 14:1. Dazu kommt eine zweistufige Turboaufladung. Und ein Start-Stopp-System, das so schnell wie kaum ein anderes den Motor wieder anspringen lässt.
Dem Fahrer kann´s egal sein, was da Rätselhaftes unter der Haube geschieht. Er registriert nur, dass auch der überarbeitete CX-5 sehr gut am Gas hängt, schon aus niedrigen Drehzahlen heraus recht kraftvoll antritt und bei alledem noch angenehm leise ist. In weniger als neun Sekunden passiert die Tachonadel der 1,55 Tonnen schweren Mischung aus Kombi und Geländewagen die 100er-Markierung. Fast 210 km/h auf der Autobahn sind für so ein Fahrzeug auch mehr als in Ordnung. Der Mazda6 Kombi kommt übrigens allen Disziplinen auf ähnliche Werte.
Auf Fahrgefühl, Fahrleistungen und Fahrverhalten haben die Neuerungen naturgemäß kaum Einfluss. Aber für die zweite Lebenshälfte sind beide Modelle jetzt auf der Höhe der Zeit. Deutschland-Chef Josef Schmid rechnet für 2015 mit gleichbleibenden Verkäufen – auch für den Bestseller CX-5. Dem aber droht familiäres Ungemach: Mitte des Jahres kommt dessen kleinerer Bruder CX 3. Und der startet mit ähnlichen Vorschusslorbeeren wie einst der Große. (SP-X)