Maserati hat dem gerade erst gelifteten Ghibli die Schürzen an der Front und dem Heck neu ausgerichtet. Zudem erhielt das Einstiegsmodell der italienischen Kultmarke diverse neue Fahrassistenzsysteme.
Man kommt schon sehr ins Grübeln, wenn man überlegt, wann man in Deutschland das letzte Mal einen Maserati gesehen hat. Zwar hat sich die Marke mit dem Dreizack dank des Levante auch einen kleinen Krümel vom SUV-Kuchen sichern können, die gesamten Verkäufe halten sich hierzulande trotzdem sehr in Grenzen. Dabei geben sich die Italiener große Mühe, ihre Modelle stets auf dem neuesten Stand zu halten.
Nicht nur der noch recht frische Levante erhielt kürzlich eine Frischzellenkur, auch der bereits letztes Jahr geliftete Ghibli musste nun erneut unters Messer. Zusammen mit dem neuen Chefdesigner Klaus Busse wurden die Schürzen an Front und Heck homöopathisch umgeformt. Das soll den Ghibli jung halten und dank einer harmonischeren Aerodynamik auch die Höchstgeschwindigkeit um 2 km/h anheben. Um die Unterschiede zu erkennen sind allerdings schon direkt nebeneinander gehaltene Fotos beider Versionen nötig.
Zwei Modellvarianten für den Maserati Ghibli
Das Ghibli-Portfolio verfeinern nun zwei neue Modell-Varianten: GranLusso und GranSport. Ersterer soll mit klassischen Lederausstattungen und Chrom-Elementen eine Käuferschicht ansprechen, die im Ghibli einen eleganten Begleiter zur Oper sieht. Der GranSport kommt mit einer Menge Carbon, Sportsitzen und einem dunklen Kühlergrill daher. Ob die Kohlefaser-Türgriffe bei einem edlen Gleiter wie dem Ghibli allerdings nötig sind, ist wohl Geschmackssache.
Auch die optisch ansprechenden Sitze verlieren bei der ersten sportlich angefahrenen Kurve ihren Reiz. Seitenhalt? Kaum vorhanden. Generell hat es der GranSport nicht so mit der Sportlichkeit. Oder einem vernünftigen Fahrgefühl im Generellen. Die neue elektrische Servolenkung vermittelt in keinem der beiden Fahrmodi ein gutes Feedback von der Straße und die Bremse fühlt sich an, als würde man auf einen mit Wasser gefüllten Luftballon treten.
Pluspunkte mit der Topversion
Auch das Fahrwerk tut sich in Sachen Federung mit dem Großteil der alltäglichen Fahrsituationen schwer. Bodenwellen spürt man einmal durch das komplette Auto – von vorne nach hinten. Positiv sind hingegen das Gewichtsverhältnis von 50:50 zwischen Vorder- und Hinterachse sowie der recht hecklastig ausgelegte Allradantrieb zu erwähnen. Beide Attribute verhelfen zu einer guten Chassis-Balance bei Kurvenfahrten.
Pluspunkte in der Emotions-Wertung kann der Ghibli außerdem mit dem in der Top-Version „S Q4“ (mit Allradantrieb) 316 kW/430 PS (15 kW/20 PS mehr als bisher) starken V6-Saugmotor sammeln. Zwar zieht der mit einer beim Anfahren recht ruppigen Achtgangautomatik gepaarte Benziner im Vergleich mit einem modernen Turbo-Triebwerk den Kürzeren, sympathisch ist das klangstarke Triebwerk, das von Ferrari mitentwickelt wurde, aber allemal. Die Höchstgeschwindigkeit des Q4 liegt bei 286 km/h, den 0-100-Sprint erledigt das Fahrzeug in 4,7 Sekunden.
Neue Fahrassistenten halten Einzug
Ebenfalls mit dem Facelift haben es diverse neue Fahrassistenten in den Ghibli geschafft, der nun „semiautonom“ unterwegs ist. Dazu zählt neben einem aktiven Totwinkel-Warner und einer Verkehrszeichenerkennung auch ein Autobahn- und Spurhalte-Assistent. Dieser war letztendlich der Grund für den Umstieg von einer hydraulischen auf eine elektrische Servolenkung und beschert dem Maserati nicht nur eine völlig gefühllose Lenkung sondern auch nervige und recht starke Eingriffe, sobald man sich auch nur im Mindesten einer Fahrbahnbegrenzung nähert. Das können andere Hersteller deutlich besser. Um den Assistenten abzuschalten, reicht übrigens kein einfacher Knopfdruck auf dem Lenkrad, sondern man muss umständlich in das Menü des Infotainment-Systems einsteigen. Das Harman-Kardon-Soundsystem ist übrigens ein idealer Gegenpol zum kernigen Klang des Sechszylinders.
Welche Kunden Maserati letztlich mit diesem Fahrzeug von einem süddeutschen Mitbewerber abluchsen möchte, erschließt sich uns nicht. Um die mindestens fälligen 94.900 Euro für einen Ghibli GranSport S Q4 statt nach München, Stuttgart oder Ingolstadt nach Modena zu überweisen muss man schon ein echter Tifosi sein – oder ein Faible für Dreizacks haben. (SP-X)