Der Stecker ist weiterhin keine Option. Dafür kommt der Lexus 300h mit mehr Leistung und einem richtigen Motor an der Hinterachse.
Bei Lexus wissen sie ganz genau, was sie am UX haben. Bis zur Einführung des LBX war der 4,50 Meter lange Crossover so etwas wie der Türöffner in die noble Welt der Toyota-Tochter – und noch immer gilt er als eine Art Markenbotschafter. Besonders für diejenigen, die zwar zur solventen Klientel zählen, aber dennoch kein allzu ausladendes SUV brauchen. Oder wollen. Weil Kinder entweder noch gar nicht da sind oder schon wieder aus dem Haus. Oder aus hundert anderen Gründen.
Damit das so bleibt, haben sie den UX nach fast sechs Jahren Bauzeit ein bisschen aufgefrischt. Vor allem technisch. Dem hochverdichtenden Zwei-Liter-Sauger (152 PS) verhilft ein nun etwas stärkerer Motor mit Wicklung zu insgesamt 199 statt bisher 184 PS. Trotz des Umbaus von einem Nickel-Metallhydrid- auf einen Lithium-Ionen-Akku unter den Rücksitzen beschränkt sich die reine Elektro-Fahrt des Fronttrieblers jedoch auf nur wenige Kilometer. Für eine Stecker-Version wollen sie sich im Entwicklungszentrum Shimoyama nach wie vor nicht erwärmen. Dauerhaft Sprit gespart werde mit klassischen Hybriden, heißt es bei Lexus – nicht mit Plug-In-Technologie.
Hinterachs-Motor mit sechsfacher Leistung
Eine 4WD-Version war auch bislang schon im Angebot, allerdings sorgte der hintere E-Motor mit überschaubaren 5,3 kW (7 PS) gerade mal für Traktion beim Anfahren und Stabilität bei plötzlichem Ungemach. Zu dauerhafter Arbeit im Gelände war er weder gedacht noch fähig. Beim neuen UX e-Four liegen an der Hinterachse immerhin 30 kW (40 PS) an und rechtfertigen nun tatsächlich die Bezeichnung Allradantrieb. Zudem dient der Heckmotor als Generator für das regenerative Bremssystem. Auf der Verbrauchsanzeige stehen im Schnitt offizielle 5,7 Liter, der Frontler kommt mit einem halben Liter weniger aus.
Gepaart sind beide Modelle mit einem stufenlosen CVT-Getriebe, das wunderbar sanft sortiert, vom Spurten aber selbst im Sport-Modus eher wenig hält. Dann doch lieber die himmlische Ruhe genießen und bestens geschirmt gegen den Lärm der Straße dahingleiten. Behütet von diversen Assistenten. Bereits ab Werk bremst der 300h bei Gefahr, hält artig Spur, Tempo und Abstand, späht in Kreuzungen, erkennt Radfahrer am Tag – und Fußgänger sogar bei Nacht.
Präzise Lenkung, komfortables Fahrwerk
Mit etwas Anlauf kann der UX 300h aber auch zügig. Steifes Chassis, tiefer Schwerpunkt und eine klug austarierte Aufhängung erlauben die kleine Flottfahrt zwischendurch. Wenn’s sein muss, sogar rauf bis Tempo 177. Immerhin reicht es bei gut 1,6 Tonnen Leergewicht auch für Tempo 100 in 8,1 Sekunden, mit zwei getriebenen Achsen geht es zwei Zehntel schneller. Allerdings schätzen die Deutschland-Strategen den Verkaufsanteil der Allrad-Modelle nur auf etwa 15 Prozent.
Während die Lenkung höchst präzise reagiert, ist auch beim Fahrwerk Komfort der Maßstab. Steigt man nicht gerade voll in die Bremszangen, bemüht sich der UX sogar um einen gepflegten Nick-Ausgleich. Für Freunde der strafferen Abstimmung wiederum hält die Version „F Sport“ nicht nur optische Reize bereit, sondern auch variabel gedämpfte Federbeine samt 18-Zöllern.
Beim Design dominiert der Winkel
In der Außenansicht des UX 300h dominiert kaum verändert der Winkel. Und nach wie vor kommt einem der Helm eines Samurai in den Sinn. Offiziell jedoch soll dessen wie mit dem Schwert gezeichnete Front rein gar nicht an edle japanische Krieger erinnern, sondern für Diabolo stehen. Worunter man allerlei vermuten kann – bis hin zum Fürsten der Finsternis. Beelzebubs höllenfeuriger Dreizack jedenfalls könnte kaum teuflischer aussehen, was die Bezeichnung Grill um eine Dimension bereichern würde.
Am Heck geht’s ebenso kantig zu. Sogar die Rückleuchten tragen Finne – der Aerodynamik wegen. Ansonsten aber gibt sich der urbane Eroberer höchst unsatanisch. Vorne thront man wie der Tenno. Die Hände am gewärmten Kranz, den Rücken in schickem und auf Wunsch lederfreiem Gestühl – und umgeben von fernöstlichem Feinsinn. Auch hinten herrscht auskömmlich Raum, die Klima-Luft strömt geruchsfrei, und für satt ins Schloss fallende Türen bemühen sie bei Lexus kunsthandwerkliche Takumi-Meister. Warum sollte nicht auch im Auto gelten, was die Japaner Omotenashi nennen? Gastfreundschaft!
Kein Stecker-Wechsel beim E-Modell
Im Zentrum des auf die Fahrerposition zugezirkelten Cockpits findet sich für die Einstiegsversion ein überarbeitetes, sieben Zoll großes Display, das ab der Ausstattungslinie Executive Line auf 12,3 Zoll wächst. Die Touchscreens der Multimediasysteme gibt es in acht und ab F Sport Design mit 12,3 Zoll, dazu eine überarbeitete Sprachsteuerung und cloudbasierte Navigation. All diese kleinen Nettigkeiten hält Lexus übrigens auch für die Elektro-Modell UX 300e bereit. Nur vom ungeliebten CHAdeMO-Stecker wollen die Japaner partout nicht lassen. Zu komplex – und damit zu teuer – lautet die Begründung gegen den Wechsel.
Seit gestern steht der UX 300h im Schaufenster. Ab 43.700 Euro (oder 319 Euro monatlicher Leasingrate) sitz man drin, gepflegt ausgestattet kommt man der Fünf sehr nahe, und bei den Allrad-Ausführungen steht immerhin schon eine Sechs vorne. Kleines Zuckerl der Lexus-eigenen Versicherung: Wer häufig den Verbrenner stilllegt – und die notwendigen Daten freigibt – kann bis zu 15 Prozent Prämie sparen. So oder so bekommt man serienmäßig eine ordentliche Portion Exklusivität. Gerade mal 700 UX-Zulassungen verzeichnete Lexus Deutschland im vergangenen Jahr Die anderen müssen also nicht ständig das Gefühl haben, womöglich sei doch der Teufel hinter ihnen her.