Lexus verkauft sich in Deutschland derzeit höchstens suboptimal. Wie vor drei Jahren mit dem CT 200h kommt nun auf das neue Modell NX eine ähnliche Aufgabe zu.
Von Thomas Flehmer
Vor drei Jahren war der Lexus CT 200h als der große Retter der Edel-Marke von Toyota auserkoren worden, was der erste Hybride im Kompaktsegment zumindest im ersten Verkaufsjahr auch recht gut erfüllte. Drei Jahre später kommt auf den Lexus NX eine ähnliche Rolle zu. Während der CT 200 h damals die Hälfte aller Verkäufe ausmachen sollte, soll das neue Kompakt-SUV als kommender Besteller von Lexus lediglich ein Drittel der im kommenden Jahr angepeilten 1800 Einheiten erbringen. Zwar kommt Lexus mit dem NX sehr spät im Segment der Kompakt-SUV an, doch setzt der 4,63 Meter lange NX auch wieder eigene Akzente.
Lexus NX wird am 18. Oktober eingeführt
Dass der ab dem 18. Oktober in den Showrooms stehende NX als Hybrid kommen wird, wird die wenigsten überraschen. Die Kombination aus einem 2,5 Liter großen Benziner mit 114 kW/155 PS sowie einem 105 kW/143 PS starken Elektromotor, die zusammen auf eine Systemleistung von 145 kW/197 PS kommen, drückt den Verbrauch auf fünf bis 5,2 Liter, was einen Spitzenwert im Segment darstellt. Auch wenn der NX als Allradler geordert wird und dann mit einem weiteren 55 kW/68 PS starken Elektromotor an der Hinterachse arbeitet, hebt sich der Verbrauch nur um einen zehntel Liter an.
Ebenfalls nicht überraschend klingt der Motor bei der Beschleunigung mit dem stufenlosen Planetengetriebe, das elektronisch gesteuert wird. Der NX klingt - im Eco-Modus mehr als im Sport-Modus - genauso angestrengt wie seine Hybrid-Brüder von Lexus und Toyota, bis dann endlich die gewünschte Geschwindigkeit erreicht ist – jedenfalls außerhalb der Stadt. Im innerstädtischen Betrieb sind die 50 km/h recht schnell erreicht.
Lexus NX bis zu zwei Kilometer rein elektrisch
Wer dann das nötige Fußspitzengefühl besitzt, pilotiert das kompakte SUV rein elektrisch durch die Stadt. Bis zu zwei Kilometer sind drin mit der Nickel-Metalhydrid-Batterie, ehe sich der Verbrenner wieder zuschaltet. Doch kommt der Motor meistens früher zum Vorschein, wenn etwas schneller beschleunigt wird und der E-Motor dann bei der Beschleunigung aushilft.
Auf jeden Fall kann der NX recht entspannt gefahren werden, sodass die Aufmerksamkeit der anderen Verkehrsteilnehmer ebenso bemerkt wird. Denn neben dem Hybridantrieb als Merkmal fällt auch die kantige Form des Lexus sofort auf, die Lexus als "Striking Angle" (Auffallende Kante) bezeichnet. Während die Mitbewerber ihre Modelle abgerundet haben, setzt Lexus gerade auf Kante. Besonders der voluminöse Kühlergrill, der – je nach Ausstattungsvariante – Potenz vermittelt, die durch die Bumerang-artig gestalteten Tagfahrlichter sowie den schmal geschnittenen Scheinwerfern verstärkt wird. Von der Seite dagegen erinnert der Lexus ein wenig an den Mazda CX-5, die Rückseite fällt dann wegen der von vorn nach hinten transportierten Designsprache wieder eigenständig aus.
Lexus NX mit teilautonomen Fahrerassistenten
Ebenso eigenständig ist die Innenraumgestaltung ausgefallen. In den höchsten Versionen F-Sport und Luxury Line veredeln Leder-Applikationen das Cockpit rund um die Instrumententafel und die Mittelkonsole, die fast terrassenförmig aufgebaut ist. Mit den zahlreichen Knöpfen und Schaltern auch auf dem Multifunktionslenkrad hat man schnell Frieden geschlossen, das Touchpad neben dem Schalthebel lässt sich ein wenig fummelig bedienen – vor allem während der Fahrt, die ansonsten genossen werden kann. Denn das adaptive Fahrwerk bügelt zwar nicht alle Wankbewegungen des immerhin über 1,7 Tonnen schweren Wagens aus, arbeitet aber sehr souverän.
Auch im Innenraum kann die Fahrt auf gut konturierten Sitzen und mit viel Platz vorne wie hinten genossen werden. Sind dann noch die zahlreichen Assistenzsysteme an Bord wie der Spurhalte-Assi, der autonom das Fahrzeug in der Spur hält bis das System den Fahrer auffordert, die Hände wieder ans Steuer zu nehmen.
Lexus NX ab 39.800 Euro
Wie bei allen Herstellern sind diese Systeme erst in den höheren Varianten zu finden, sodass der Einstiegspreis von 39.800 Euro selten bezahlt werden wird. Bei Lexus wird damit gerechnet, dass die meisten der rund 600 erwarteten Kunden bei der Executive Line ab 46.000 Euro zugreifen, die dann schon sehr viel an Bord hat. Aber auch die beiden höchsten Varianten F-Sport und Luxury Line, die es nur mit Allradantrieb gibt, sollen nach den Wünschen der Verantwortlichen ähnlich begehrt werden. Dann werden allerdings schon 52.800 Euro für den F-Sport und 56.600 Euro für die Luxury Line fällig.
Doch die Preise sind laut Lexus immer noch günstiger als bei den vergleichbaren Mitbewerbern von BMW oder Audi. Lexus hofft deshalb darauf, dass bedingt durch Hybridantrieb und dem eigenständigen Design mehr als 80 Prozent neue Kunden zur Marke kommen.