Wer sagt, dass ein Van für Gepäck und viele Leute gedacht ist? Der Lexus LM bietet stattdessen erlesenes Ambiente für zwei Fond-Passagiere.
Große Autokonzerne entwickeln oft für unterschiedliche Märkte spezielle Modelle. Toyotas Nobel-Tochter Lexus hat etwa für China und andere Länder Asiens den Luxus-Van LM aufgelegt. In diesem sollen sich betuchte Gäste chauffieren lassen und dabei im geräumigen Fond First-Class-Komfort genießen. Dennoch glaubt Lexus Europa, für den 5,13 Meter langen Raumriesen auch hierzulande eine Marktlücke entdeckt zu haben. Neben Business-Kunden soll der LM auch einige Privatiers mit gut gefülltem Geldbeutel locken.
Trotz reichlich Chromschmuck, filigraner Details und feschen Leuchten sieht der wie eine Trutzburg inszenierte LM auch wie ein Nutzwert-Van aus, bei dem man einen variablen Innenraum mit mehreren Sitzreihen erwarten würde. Tatsächlich bietet das Oberklasse-Mobil mit obszön großem Kühlergrill lediglich zwei Gäste im Fond Plätze der Extraklasse. Das mit feinem Leder bespannte Gestühl erinnert an Sitze, die normalerweise auf Langstreckenflügen in den hohen Buchungsklassen geboten werden.
48-Zoll-Bildschirm an der Trennwand
Die Polsterung ist maximal bequem, die Möglichkeiten zur Sitzverstellung sind enorm. In der Luxusversion lässt sich der auf Wunsch wärmende, kühlende oder massierende Komfort-Thron sogar flach machen. Grundsätzlich ist dies auch während der Fahrt möglich, wobei sich die Insassen dann rechtlich in eine Grauzone begeben.
Auf Knopfdruck lassen sich die Glaselemente im Dach und den Seiten abdunkeln und die Scheibe zum Fahrer hochfahren und blickdicht machen. Zudem gibt es Schuh- und andere Staufächer, einen Kühlschrank, variables Ambiente-Licht, Klimatisierungs-Modi, ein 3D-Soundsystem und einen mit 48 Zoll Diagonale besonders groß geratenen Entertainment-Screen.
Wer weniger Wert auf Privatsphäre legt und außerdem mehr Sitzmöglichkeiten wünscht, kann den LM alternativ als 6+1-Sitzer bekommen und dann mehr als 24.000 Euro sparen. Während der Luxury genannte Viersitzer rund 147.000 Euro kostet, werden für die Ausstattung Executive gut 123.000 Euro aufgerufen.
Rückbank lässt sich seitlich wegklappen
Die beiden Einzelsitze in Reihe zwei fallen ähnlich prächtig aus wie in der Viersitzer-Ausstattung Luxury, allerdings fehlt diesen eine Massagefunktion sowie die Option, sie zur Liege zu wandeln. Dafür lassen sich die Sitze nach vorne schieben, was einen recht komfortablen Zustieg zur Rückbank erlaubt. Die bietet zwei erwachsenen Gästen gute Platzverhältnisse. Zu den Seiten kann es allerdings eng werden, sollten hier drei Personen Platz nehmen. Die Rückbank lässt sich alternativ in zwei Teile seitlich wegklappen und an den Seitenwänden des Kofferraums fixieren, um Platz für Gepäck zu schaffen. Hinter der großen und selbstverständlich elektrisch öffnenden Hecklappe lassen sich im Executive rund 750 Liter Gepäck einladen, der Viersitzer bietet annähernd 1.200 Liter Stauraum.
In beiden Ausstattungsvarianten bietet der LM Oberklasse-Flair, was in nicht immer überzeugender Weise mit dem alternativlosen Vollhybridantrieb harmoniert. Es handelt sich um die aus anderen Lexus-Modellen her bekannte Ausbaustufe 350h mit Allradantrieb, bei dem ein 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 190 PS sowie zwei 134 kW (184 PS) sowie 40 kW (54 PS) starke E-Motoren zusammenwirken. Als Systemleistung geben die Japaner 250 PS an, was einen Sprint auf 100 km/h in 8,7 Sekunden sowie 190 km/h Topspeed erlaubt.
Bei flotter Fahrt dröhnt der Vierzylinder
Trotz der potenten Aggregate erzieht das Hybridsystem mit CVT-Getriebe zu einer gelassenen Gangart, die im Stadtverkehr häufig lautlos, weil elektrisch ist. Das geräuscharme Dahingleiten passt gut zum Komfort-Charakter. Will man etwas flotter auf Autobahnen oder Landstraße unterwegs sein, drängt sich hingegen immer wieder der Vierzylinder mit oft unfeinem Gedröhne akustisch in den Vordergrund. Vor allem bergauf schnellen die Drehzahlen des Benziners in die Höhe, was auch dem mit 2,3 Tonnen üppigen Fahrzeuggewicht geschuldet sein dürfte. Eine bei Oberklasse-Modellen oft übliche Vortriebs-Souveränität ist dem LM jedenfalls fremd. Mit rund sieben Litern auf 100 Kilometer bleibt dafür der Spritkonsum auf bescheidenem Niveau.
Angesichts der Fahrleistungen und des exotisch bis kurios anmutenden Designs dürfte der Käuferkreis überschaubar bleiben. Entsprechend bescheiden sind die Absatzpläne von Lexus in Europa. Dieses Jahr will man 250 LM unters Volk bringen, für 2024 sind 1.000 Exemplare geplant. Größter Absatzmarkt wird Polen sein. (SP-X)