Lexus RX 400h: Sprung in die Zukunft

Der Hybrid-Geländewagen Lexus RX 400h ist für die Luxusmarke von Toyota ein Verkaufsschlager. Über die kleinen Abstriche bei Fahrkomfort lässt sich locker hinwegsehen.

Stefan Grundhoff

Ist Lexus nun der große Wurf gelungen, oder will man in der SUV-Klasse nur über fehlende Dieselalternativen hinwegtäuschen? Der Lexus RX 400h bringt die Klasse der Edel-SUV in Wallung. Keine Spur von Ökoimage; stattdessen sportliche Fahrleistungen und vernünftige Verbräuche. Klingt zu schön, um wahr zu sein.

Spätestens nach der zweiten Prius-Generation stand fest, dass der Hybridantrieb im Toyota-Konzern mehr ist als eine imageträchtige Spielerei. Bis zum Jahr 2010 will Lexus jedes Modell auch mit einem Hybrid anbieten. Der Lexus RX 400h ist der saubere Bruder des bekannten RX 300. In den USA ein Renner, dreht sich in Europa kaum jemand nach der Silhouette des Lifestyle-Allradlers um. Optisch ist der RX 400h von seinem Benzinbruder nicht zu unterscheiden. Doch unter der Hülle steckt ein Hightechmobil von morgen, das bereits heute zu kaufen ist.

Drei Motoren

Im Lexus RX 400h werkeln gleich drei Motoren. Foto: Press-Inform

Ein Dreh am Zündschlüssel und es passiert - zunächst rein gar nichts. Ein kurzes Klicken und der Motor läuft ohne jede Regung. Die grüne Leuchtanzeige zeigt «Ready». Es kann losgehen: Der vordere Elektromotor wartet auf Impulskräfte vom Gaspedal. Beim leichten Beschleunigen ist nur ein leichtes Surren zu vernehmen. Erst bei Volllast springt das Benzinaggregat in die Bresche und katapultiert den Allradler nach vorn. Der RX 400h bietet Piloten und Passagieren drei Antriebe. Da sind die beiden Elektroantriebe mit 167 PS Leistung. Dazu ein Standardsechszylinder mit 3,3 Litern Hubraum und 211 PS. Maximal stehen dem knapp 2,1 Tonnen schweren Asiaten somit 200 kW/272 PS zur Verfügung.

Eindrucksvolle Fahrleistungen

Statt des Drehzahlmessers gibt es links im Armaturenträger eine Anzeige, wie viel Leistung gerade benötigt wird. Die Fahrleistungen des RX 400h klingen beeindruckender als sie sich real erfahren lassen. So stehen vom Start weg mehr als 800 Nm zur Verfügung. Der Spurt 0 auf Tempo 100 rennt in 7,6 Sekunden an einem vorbei. Kaum spürbar, aber eindrucksvoll.

Dazu verspricht Lexus einen Durchschnittsverbrauch von 8,1 Litern auf 100 Kilometer. Das werden bei normaler Fahrweise zwar gerne einmal zehn, aber für einen schweren SUV-Benziner mit 3,3-Liter-Aggregat allemal ein guter Wert. Möglich macht dies das durchdachte Antriebskonzept. Je nach Bedarf teilen sich die drei Kraftmeier schiedlich friedlich die Arbeit, den dynamischen Lexus bei Laune zu halten. Angefahren wird per Elektrofluss. Im leichten Galopp arbeiten vorderer Elektromotor und Benzinaggregat gekonnt zusammen. Beim starken Beschleunigen blasen alle Stakkato ins gleiche Horn. Bergab holt sich der Allradler einen Teil der Energie ebenso zurück wie beim Bremsen.

Gut gekühlte Steuereinheit

Das Infodisplay zeigt die Antriebsströme auf. Foto: Press-Inform

Informationen darüber gibt das aus dem Prius bekannte Infodisplay im etwas unübersichtlichen Armaturenbrett. Bunte Kraftströme verraten, was im Innern von Motor und Antrieb passiert. Spürbar ist rein gar nichts. Die Steuereinheit und der 69 Kilogramm schwere Latentspeicher liegen gut gekühlt unter der Rücksitzbank. Daher mussten Kofferraum und hintere Sitzfläche fünf Zentimeter nach oben gedrückt werden. Fondpassagiere über 1,85 Meter bekommen es am Scheitel zu spüren. Der Rest freut sich über die angenehm große Beinfreiheit. Wie beim RX 300 lässt sich die Rückbank in Längsrichtung verschieben.

Einschränkungen in Sachen Komfort

Wie fährt sich nun der Hybrid-SUV? Die Kraftentfaltung ist souverän, aber von einem Allradfahrzeug wünscht man sich etwas mehr. Nur 50 kW der elektrischen Leistung können an die Hinterachse gebracht werden. Es gibt keine Kardanwelle zum Benzin- oder dem vorderen Elektroaggregat. Das merkt der Fahrer beim Beschleunigen besonders in Kurven. Hier zerrt die Motorleistung klassenunüblich am Lenkrad. Das elektronische Stabilitätsprogramm greift deutlich stärker in die Antriebsregelungen ein. Eine komplette Vernetzung der Aggregate macht es möglich. Die Federung des Lexus wirkt bei schlechten Straßen alles andere als lässig. Auf der Hinterachse poltert es schon einmal unangenehm. Zudem stören die starken Wankbewegungen in schnellen Kurven. Die elektrische Servolenkung wird mit 42-Volt versorgt, könnte jedoch im mittleren Bereich direkter sein.

Deutsches Kontingent fast ausverkauft

Die Nachfrage nach dem sauberen Lexus RX 400h ist nicht nur in den USA groß. Die deutschen Kontingente sind für dieses Jahr ebenfalls nahezu ausverkauft. Ab 2006 sollen mindestens 60 Prozent der RX-Modelle mit Hybridantrieb unterwegs sein.

Was kostet nun der Sprung in die Zukunft? Es geht los bei 49.750 Euro, 6200 Euro mehr als ein Benziner. Doch für eine standesgemäße Ausstattung mit elektrischen Ledersitzen und Navigationssystem wackelt die 60.000-Euro-Marke. In einigen Ländern wird der Kauf von Hybridmobilen unterstützt. In Norwegen sind es 3000 Euro, in den Niederlanden mehr als 7500 Euro.

Vorheriger ArtikelAde, Baby-Benz
Nächster ArtikelMercedes treibt es auf die Spitze

Keine Beiträge vorhanden