Leapmotor T03: City-Flitzer zeigt sich überraschend erwachsen

Leapmotor T03: City-Flitzer zeigt sich überraschend erwachsen
Der Leapmotor T03 erweist sich beim Test als ausgesprochen effizient. © Leapmotor

Mit Leapmotor kommt der nächste chinesische Hersteller nach Europa. Zum Start ist das SUV C10 und der von uns getestete T03 im Angebot.

Ein bisschen schaut er aus wie ein Fiat 500 L, ein wenig erinnert er auch den Smart ForFour: der T03 von Leapmotor. Der chinesische Hersteller, der zu 51 Prozent zum Stellantis-Konzern gehört, bringt den sympathisch dreinschauenden Elektro-Kleinstwagen in diesen Tagen nach Europa. In Deutschland kostet das im A-Segment beheimatete Modell 18.900 Euro. Mit diesem Preis bringt der kleiner Stromer des chinesischen Autobauers alles mit, um die Elektromobilität einer breiten Masse zugänglich zu machen.

Damit reiht er sich ein in die Riege von Modellen wie dem Dacia Spring. Für den kleinen Stromer der Renault-Tochter – der auch in China produziert wird – werden für die Variante mit 45 PS 16.900 Euro aufgerufen. Für die leistungsstärkere 65 PS-Version des Spring werden ebenfalls 18.900 Euro fällig – also exakt genauso viel wie für den T03.Für diesen Preis fährt der Newcomer unter den elektrischen Kleinstwagen auf dem deutschen Markt allerdings mit einer besseren Leistung vor.

T03 mit Leistung von 95 PS

So liegt die Leistung des gerade einmal 3,62 Meter kurzen T03 bei 95 PS. Die Batteriekapazität (LFP-Akku) liegt bei 37,3 kWh (Spring 26,8 kWh). Damit soll eine Reichweite von 265 Kilometer (Spring 228 km) möglich sein. Das sind die reinen Daten. Zumeist haben diese Reichweiten- und Verbrauchswerte indes wenig mit der Realität gemein.

Das Cockpit des Leapmotor T03 hat zwar viel Plastik, ist aber anständig verarbeitet. Foto: Leapmotor

Beim T03 ist das anders – sofern man das nach den ersten Testfahrten in Mailand sagen kann. Hier unterbot der kleine Stadtflitzer den angegebenen WLTP-Wert von 16,3 kWh/100 km – und zwar deutlich. Bei der Fahrt von Mailand-Malpensa zum Lago Maggiore und zurück zeigte der Bordcomputer am Ende einen Wert von 11,4 kWh/100 km (auf dem Hinweg haben wir ihn sogar mit 10 kWh bewegt) an. Das ist erstaunlich effizient, wenngleich das Gros der Strecke abseits der Autobahn auf der Landstraße zurückgelegt wurde. Wie dem auch sei: Selbst mit hohem Autobahnanteil lässt sich der T03 unter dem angegebenen WLTP-Wert fahren – und im Stadtverkehr dürfte sogar die Marke von 400 Kilometer möglich sein.

Damit setzt der Fünftürer mit Blick auf die Effizienz ein Ausrufezeichen. „Für uns ist es wichtig zu hören, dass die von uns angegebene Reichweite von 265 Kilometer auch erreicht werden kann. Beim Kunden würde es eine Enttäuschung hervorrufen, wenn er nach dem Kauf feststellt, dass er mit dem T03 vielleicht nur 200 Kilometer oder weniger schafft“, sagte Leapmotor-Deutschlandchef Martin Resch.

Anständig abgestimmtes Fahrwerk

Mit dem Feedback, das Resch Mitte der Woche bei der Fahrpräsentation erhielt, kann der Manager zufrieden sein. Der Kleinstwagen hinterließ bei regnerischen Wetter und Temperaturen um die 16 Grad auch abseits der Verbrauchswerte einen positiven Eindruck. Wer vom T03 wie bei anderen chinesischen Autos ein zu weich abgestimmtes Fahrwerk erwartet hatte, wurde positiv überrascht. Das Fahrwerk ist gut abgestimmt, die Federung durchaus straff, allerdings nicht unkomfortabel.

Wer mit dem T03 die vielen Kreisverkehre auf dem Weg von Malpensa zum Lago Maggiore bei feuchter Fahrbahn auch mal schneller durchfährt, muss dies mit keinem mulmigen Gefühl tun. Der Wagen liegt mit seinem Radstand von 2,40 Meter gut auf der Straße, schiebt nicht über die Vorderachse, wie man es von Mitbewerbern kennt. Das wirkt alles  ausgereift. Dass der T03 in China bereits seit 2022 unterwegs ist, merkt man ihm an, Kinderkrankheiten wurden mittlerweile behoben.

Lenkung mit guter Rückmeldung

So stimmig das Fahrwerk für ein Auto in dieser Klasse ist, ist es auch die Lenkung. Je nach Einstellung – Standard, Comfort, Sport – bietet sie eine gute Rückmeldung zur Straße. Mit seinen 95 PS ist der T03 für einen City-Flitzer übrigens ausreichend gut motorisiert unterwegs. Der rund 1,2 Tonnen schwere T03 bietet ein maximales Drehmoment von 158 Nm und beschleunigt in 12,7 Sekunden auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei ausreichenden 130 km/h erreicht.

Auf dem Weg dorthin hält sich die Geräuschentwicklung in Grenzen, auch auf der Autobahn kann man sich mehr oder minder anständig unterhalten. Wenn es etwas gibt, was beim Fahren wirklich stört, ist es der vom Gesetzgeber bis Tempo 20 km/h für E-Autos vorgeschriebene Warnton (AVAS). Mit ihm sollen Fußgänger vor herannahendes E-Modellen gewarnt werden. Beim T03 hält dieser Warnton sogar bis Tempo 30 km/h an – und ist dabei leider besonders nervig ausgefallen. Hier sollte Leapmotor nachbessern.

Nervige Warntöne

Ohnehin nerven – wie bei vielen anderen chinesischen Herstellern – die vielen Warntöne. Sei es die Geschwindigkeitswarnung (vom Gesetzgeber vorgeschrieben, entsprechend auch bei anderen Neuwagen zu finden) oder beispielsweise die Fahrerüberwachung. Doch diese Warntöne lassen sich glücklicherweise über das Menü des 10 Zoll großen Touchscreens deaktivieren.

Und der Innenraum? Bietet er ausreichend Platz? Bietet er: vier Erwachsene finden hier ausreichend Platz, auch im Fond können zwei Personen mehr oder minder bequem sitzen. Der Kofferraum bietet Raum für 210 Liter Gepäck. Das der Innenraum viel Plastik am Armaturenbrett und in den Türverkleidungen aufweist, ist bei diesem Preis zu erwarten. Das die Rücklehne im Fond nicht teilbar ist, ist schade. Also bietet der T03 nur Magerkost? Keineswegs. Die Ausstattung ist anständig: So gibt es Parksensoren hinten, eine elektrische Park-Bremse, eine gut auflösende Rückfahrkamera und 15-Zoll-Leichtmetallräder. Das bezahlbare E-Mobilität keinen Verzicht bedeuten muss – und keine Einschränkungen bei der aktiven und passiven Sicherheit – dafür ist der T03 ein guter Beweis.

Wenn es denn noch etwas gibt, wo der T03 Kritik auf sich zieht, dann ist es seine Ladeleistung: sie liegt bei gerade einmal 48 kW. Damit muss man für die Ladung von 30 auf 80 Prozent rund 36 Minuten einplanen und an der heimischen Wallbox kann nur einphasig mit maximal 6,6 kWh geladen werden. Dann braucht man 3,5 Stunden für die Aufladung.

Attraktive Leasingkonditionen

Dass der Markteinstieg der ersten beiden Modelle von Leapmotor in eine Zeit fallen, in der die E-Mobilität in Deutschland eine Nachfrageschwäche erlebt, darüber ist sich Deutschland-Chef Resch bewusst. Aber er zeigt sich zuversichtlich, dass man mittelfristig mit dem T03 durchstarten kann. Dabei vertraut er auf die Synergien durch die Partnerschaft mit Stellantis und dessen Händlernetz. So wird Leapmotor zuum Start über 40 Händler in Deutschland verfügen. Diese Zahl soll nach und nach ausgebaut werden.

„Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass wir ihnen einen Service bieten, den sie auch von anderen Stellantis-Marken kennen“, so Resch. Mit Blick auf die Ersatzteilversorgung hat man beispielsweise 14 Auslieferungslager im Bundesgebiet geschaffen, die benötigte Teile innerhalb von 24 Stunden an den Händler liefern.

Der Leapmotor T03 ist ideal für die Stadt. Foto: Leapmotor

Damit die Überlegung, sich für einen T03 zu entscheiden, nicht am Preis scheitert, offerieren die Chinesen attraktive Leasingraten – und das ohne Anzahlung. Bei einer jährlichen Laufleistung von 5000 Kilometern und einer Laufzeit von 48 Monaten werden monatlich 169 Euro fällig. Bei 10.000 Euro sind es 179 Euro. Bei diesem Preis kann man nicht wirklich viel falsch machen.

Und, wie schauen die Absatzerwartungen aus. Dazu mag Resch nichts sagen. Für dieses Jahr sind zunächst gerade die ersten 250 T03 und 100 C10 mit dem Schiff aus China in Deutschland eingetroffen. Ab dem vierten Quartal wird der T03 übrigens auch im polnischen Stellantis-Werk in Tychy gebaut, umso möglichen Strafzahlungen zu begegnen, die die EU für E-Autos chinesischer Hersteller verhängt hat.

Die Marke selbst hat sich hohe Ziele gesetzt. Nachdem Leapmotor 2019 gerade einmal 1037 Fahrzeuge absetzen konnten, waren es 2023 schon mehr als 144.000. In diesem Jahr peilt Tianshu Xin, der CEO von Leapmotor International, 250.000 Einheiten an. Ob dieses Ziel in diesem Jahr erreicht wird, bleibt abzuwarten. Per August hat man erst 139.000 Einheiten absetzen können. Aber mit der Expansion nach Europa, Südamerika (Chile, Brasilien) und Asien/Pazifik hat man hohe Ambitionen. In 2030 sollen es schon 500.000 Einheiten sein. Auf dem Weg dorthin wird die Modellpalette ab schrittweise ausgeweitet. Es folgen der C10 mit Range Extender und mehrere weitere SUVs.

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