Kia Venga: Der Vernunft verpflichtet

Mini-Van mit 90 PS

Kia Venga: Der Vernunft verpflichtet
Der Kia Venga ist ein reines Vernunftsauto. © AG/Carl Mertens

Der Kia Venga spricht auch nach seinem Facelift nicht die Emotionen an. Der Mini-Van ist der Vernunft verpflichtet, vor allem als 1.4 Liter-Benziner mit 90 PS.

Von Frank Mertens

Seit Anfang des Jahres ist die überarbeitete Version des Kia Venga auf dem Markt. Doch man muss schon genau hinschauen, um größere Veränderungen an diesem Mini-Van festzustellen. Da ist der Kühlergrill zwar etwas größer geworden, die Lufteinlässe etwas breiter und am Heck gibt es nun eine Chromleiste zwischen den Rückleuchten, aber das war es auch schon an Modifikationen am Außendesign.

Schade, dass den Designern hier nicht mehr eingefallen ist. Etwas Mut hätte dem mittlerweile doch etwas bieder daher kommenden Venga gut zu Gesicht gestanden – und das trifft auch auf den Innenraum zu. Hier erblickt man zwar auf eine neu gestaltete Zentralkonsole mit Alu-Applikationen. Und auch das war es schon.

Kia Venga kein Verkaufshit

Um sich gegen die starke Konkurrent beispielsweise eines Opel Meriva oder eines Ford B-Max zu behaupten, reicht so etwas bei einer Modellüberarbeitung nicht aus. Das spiegeln auch die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) für die ersten vier Monate des Jahres wider. Gerade einmal 1488 Neuzulassungen sind hier für den Venga verzeichnet. Der Meriva kommt im Vergleich dazu auf 4784 Neuzulassungen, der B-Max immerhin noch auf 3877.

Kia Venga
Die Sitze im Kia Venga sind straff gepolstert Kia

Dabei ist der Venga beileibe kein schlechtes Auto, bringt einen aber leider nicht wirklich in Gefühlswallungen. Vor allem dann nicht, wenn man wie wir mit dem 1.4 CVVT unterwegs war. Der Vierzylinder-Benziner ist mit seinen 90 PS dann auch kein Ausbund an Agilität – und kein Vertreter eines kraftvollen Antritts: das maximale Drehmoment liegt bei 137 Nm, das bei 4000 Umdrehungen anliegt. Damit muss der Venga also schon etwas länger Luft holen, um auf Touren zu kommen. Das zeigt sich auch beim Sprint von 0 auf Tempo 100, für den man 12,8 Sekunden braucht – gefühlt eine Ewigkeit. Aber als Alternative gibt es ja auch noch einen 1.6 Liter-Benziner mit 125 PS und den 1.6 Liter Diesel mit 128 PS. Vor allem Letzterer ist mit Blick auf den Verbrauch die bessere Wahl.

Recht präsenter Vierzylinder

Denn unser Testwagen erwies sich nicht nur jenseits von Tempo 120 auf der Autobahn als recht präsent, sondern im Drittelmix auch als recht durstig. Am Ende der Testfahrten standen 7,8 Liter auf dem Bordcomputer – das sind 1,8 Liter mehr als nach dem NEFZ in Aussicht gestellt. Für ein Auto dieser Klasse ist das schon eine Ansage. Leider sucht man nach einem Start-Stopp-System vergeblich. Gleiches trifft auch auf Fahrassistenzsysteme zu: so gibt es weder einen Notbremsassistenten, einen Spurwechselassistenten oder einen Totwinkelwarner. Auch optional steht so etwas nicht zur Verfügung.

Kia Venga
Die Seitenlinie des Korea Mini-Vans AG/Carl Mertens

Wer beispielsweise Parksensoren wünscht, die aufgrund der schlechten Sicht nach hinten dringend zu empfehlen sind, bekommt diese nur für die Ausstattungsvariante Spirit (18.990 Euro). Für die von uns gefahrene Ausstattungsvariante Edition 7 (ab 16.290 Euro) ist dieses Feature ebenso wenig verfügbar wie eine Rückfahrkamera – auch sie bleibt der Sprit-Variante vorenthalten. Aus Sicht eines Importeurs mag so etwas aus Kostengründen Sinn machen, aus Sicht des Endkunden leider nicht.

Doch wie fährt sich der Venga nun abseits der reinen Leistungsdaten und Verzicht auf einen Hauch von Sportlichkeit? Anständig, keine Frage. Mit ihm kommt man unaufgeregt von A nach B. Sein Fahrwerk ist dabei straff, aber nicht unkomfortabel, was auch auf die Sitze zutrifft. Die Lenkung ist direkt, gibt eine gute Rückmeldung zur Straße.

Ausreichend Platz - auch im Fond

Kia Venga
Das Heck des Kia Venga AG/Carl Mertens

Für ausreichend Platz ist im 4,08 Meter langen, 1,77 Meter breiten und 1,60 Meter hohen Venga gesorgt. Durch den 2,62 Meter langen Radstand können auch großgewachsene Mitreisende im Fond sehr komfortabel reisen. Das Gepäckraumvolumen liegt bei 314 Litern, lässt sich aber bis auf 1486 Liter steigern. Dank einer verschiebbaren Rückbank und eines verstellbaren Gepäckraumbodens erweist sich der Venga als sehr variabler Begleiter.

Wer Interesse am Venga hat, der wird seine Emotionen mit diesem Auto nicht wirklich in Wallungen bringen. Auch muss er sich angesichts des eingeschränkten Angebots an Zusatzausstattungen in Verzicht üben. Mit dem Mini-Van entscheidet er sich für ein Vernunftsauto. Das wird auch durch die Siebenjahresgarantie des Herstellers unterstrichen.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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