Ein halbes Jahr wurde der Kia Sportage so manchem Test unterzogen. Das Kompakt-SUV meisterte die Ansprüche nicht nur, sondern wurde besonders für Langstrecken gern gewählt.
Es ist noch gar nicht lange her, da waren Kias zwar günstig, doch nur selten wirklich gut. Diese Zeiten sind vorbei, wie auch das Kompakt-SUV Sportage in einem sechsmonatigen Dauertest unter Beweis stellte.
Beeindruckt hat der Sportage dabei vor allem mit seiner gediegenen, verbindlichen Art. In der Klasse um 20.000 Euro Basispreis gibt es eine Reihe SUV, die mit zum Teil windigen Lösungen nerven. Der Sportage leistet sich in puncto Qualität hingegen keine Schwächen. Im Gegenteil.
Kia Sportage mit solider Machart
Bereits die mit sattem „Fffump“ schließenden Türen stimmen auf die solide Machart ein. Innen halten unter anderem der massiv wirkende Schalthebel der Automatik oder der aufgeräumte und sauber verarbeitete Cockpitbereich dieses Qualitätsversprechen aufrecht. Zwar verzichtet der Koreaner auf Premium-Chichi, doch dafür passt alles bestens zueinander und verspricht lang anhaltende Solidität. Unsere intensive Nutzung und über 15.000 gefahrene Kilometer haben an diesem Eindruck nichts geändert.
Diese verbindliche Art vermittelt auch das Fahrverhalten. Mit den mächtigen 19-Zoll-Rädern fährt es sich wie auf Schienen, was vor allem auf Autobahntouren entspanntes Kilometerfressen erlaubt. Beim etwas straffen Fahrwerk mag man in mancher Situation gewisse Nehmerqualitäten vermissen, doch im Gegenzug ist dem Kia auch jegliches Rumgeeiere, etwa in Kurven, fremd.
Zwei kleine Kritikpunkte
Mit elektronischen Helferlein ist das Kompakt-SUV eigentlich gut gerüstet, doch einen Abstandstempomaten gibt es, anders als etwa beim Mittelklasse-Modell Optima, nicht. Bei einem modernen Langstreckenfahrzeug sollte man dieses entlastende System eigentlich erwarten können.
Zwei kleinere Punkte fielen zudem noch negativ auf. Die hellen LED-Scheinwerfer leuchten die Fahrbahn sehr gut aus, doch blendeten dabei immer wieder andere Verkehrsteilnehmer. Fahrten bei Dunkelheit wurden jedenfalls häufiger von Lichthupenbeschwerden anderer Verkehrsteilnehmer begleitet, als wir es von anderen Fahrzeugen mit LED-Licht gewohnt sind. Der Assistent für das Fahren mit Dauerfernlicht reagierte hingegen sensibel auf andere Verkehrsteilnehmer und blendete stets rechtzeitig ab.
Und dann störte uns noch ein gewisses Eigenleben der elektrischen Heckklappe. Die öffnete sich in einigen Fällen von selbst, wenn man am nur Heck vorbeiging, ohne dass jemand den entsprechenden Knopf der Fernbedienung gedrückt hätte.
Ordentliches Platzangebot im Kia Sportage
Vor der Heckklappe ist das Platzangebot ordentlich. Wenn auch kein Raum- oder Variabilitätswunder, lässt sich der Alltag auch mit Kindern im gut 4,50 Meter langen Sportage bestens bewältigen. Aus dem rund 500 Liter fassenden Kofferraum wird mit zwei Handgriffen ein 1500 Liter großes Gepäckabteil mit Platz auch für große Gegenstände.
Dank eines flachen Kardantunnels taugt das SUV sogar als vollwertiger Fünfsitzer, allerdings kommt der Gurt für den mittleren Sitz umständlich aus dem Dachhimmel und nicht aus der Rückbanklehne.
Souveräner Dieselmotor
Überrascht hat uns der Sportage auch mit seinem 1,7-Liter-Diesel, der unerwartet souveränen Vortrieb bietet. Dank Turboaufladung mobilisiert der Vierzylinder ein starkes Drehmoment von 340 Newtonmeter, das zwischen 1750 und 2500 U/min anliegt. Zusätzlich sorgen 104 kW/141 PS sowie das zugkraftunterbrechungsfrei und geschmeidig arbeitende Doppelkupplungsgetriebe für sämigen Vortrieb, der laut Tacho übrigens nicht bei den nominell versprochenen 185 km/h endet, sondern gelegentlich auch Richtung 200 km/h tendierte.
Trotz Frontantrieb nervten die Vorderräder weder mit Scharren oder Lenkeinflüssen. Der Verzicht auf Allrad sollte eigentlich für einen Verbrauchswert von 4,8 Liter sorgen, doch praktisch waren es irgendwie immer sieben Liter. Trotz dieser nicht mehr ganz zeitgemäßen Trinksitten erfreute sich der Sportage in der Redaktion großer Beliebtheit, wenn es auf längere Touren gehen sollte.
Qualität hat ihren Preis
Die Qualität und Technik hat im Fall des Sportage ihren Preis. Als Kia Ende der 90er-Jahre in Deutschland startete, waren die Koreaner noch der Inbegriff von billig. Die Qualität war so lala, der Preis hingegen unschlagbar. Heute stimmt die Qualität, doch muss man dafür auch deutlich tiefer in die Tasche greifen. Geiz-ist-geil-Freunde könnte das abschrecken, wenngleich die 20.000 Euro Basispreis im Wettbewerbsvergleich noch moderat ausfällt und es immerhin ja auch sieben Jahre Garantie gibt.
Trotzdem: In der getesteten Version 1.7 CRDI DCT und mit GT-Ausstattung werden mindestens 35.000 Euro aufgerufen. Mit ein paar Extras sind leicht die 40.000 Euro überschritten. Auch hier hat Kia also inzwischen die deutschen Anbieter eingeholt. (SP-X)