Wer mit dem Kauf eines Hybridautos liebäugelt, der sollte sich den Kia Optima Hybrid anschauen. Die Mittelklasselimousine bietet nicht nur viel Platz, sondern auch einen kultivierten Antrieb.
Hybridautos haben mittlerweile auch in Deutschland ihren Exoten-Status überwunden. Wie ausgereift die Technik ist, zeigt seit kurzem der Kia Optima Hybrid. Und die üppig dimensionierte Mittelklasselimousine macht dabei erfreulich wenig Aufhebens um ihren Hightech-Antrieb. Berührungsängste muss bei dem mindestens 29.990 Euro teuren Koreaner also niemand haben.
Schon äußerlich deutet bis auf das Hybrid-Typenschild am Kofferraumdeckel nichts auf die Elektro-Unterstützung unter der Haube hin. Wie auch die konventionellen Varianten präsentiert sich der Hybrid als dynamische, durchaus selbstbewusste und vor allem richtig große Limousine. Mit 4,85 Metern Länge fährt der Optima in der gleichen Liga wie eine Mercedes-E-Klasse oder ein BMW 5er.
Überzeugender Innenraum
Der Vergleich ist natürlich etwas hoch gegriffen. Trotzdem beeindruckt das Tempo, mit dem sich die einstige graue Maus der Branche in Bereiche vorarbeitet, die bislang den deutschen Herstellern vorbehalten schienen. Denn auch im Innenraum überzeugen Material und Verarbeitung sowie Bedien-Ergonomie und Sitzkomfort. In Sachen Antrieb konnten die Koreaner sogar ein kleines Plus herausfahren. Denn bei Markteinführung Anfang des Jahres war man Benzin-Hybrid-Pionier in der Mittelklasse. Mittlerweile haben andere nachgezogen.
Wo aber vor allem die deutsche Konkurrenz mit viel Power, zahlreichen Zusatzfunktionen und aufwändigen Spritsparhelfern wuchert, ist der Kia erfrischend unaufgeregt. Hier merkt man dem Optima seine Ursprünge auf dem US-Markt an: er ist nur ein Auto, kein Ingenieurs-Mobil. Gäbe es nicht tief in den Untermenüs des Bordcomputers zumindest ein paar Hybrid-typische Verbrauchs-Grafiken, könnte man fast vergessen, welche Technik die Limousine in Fahrt setzt. Selbst der bei Konkurrent Toyota immer heftig beworbene Elektro-Fahrt-Knopf fehlt. Technik-Freaks und Early Adopters könnten aufgrund des fehlenden spielerischen Potentials enttäuscht sein.
Kultivierter Antrieb
Nüchtern gepolte Autofahrer dürften aber eher beeindruckt sein. Denn die Antriebskombination aus einem 110 kW/150 PS starken 2,0-Liter-Benziner und einem 30 kW/40 PS starken E-Motor (Systemleistung: 140 kW/190 PS) arbeitet so kultiviert, reibungslos und unauffällig arbeitsteilig zusammen, dass man sich die meiste Zeit fühlt, als sein man mit einem konventionellen Ottomotor unterwegs. Klar, der Optima fährt rein elektrisch an und kann sogar bis maximal Tempo 100 ausschließlich mit Strom bewegt werden.
Aber selbst wenn sich der Verbrenner zuschaltet – entweder beim starken Beschleunigen oder wenn nach maximal 1,5 Kilometern die Akkus des E-Motors leer sind – ändert sich an der Geräuschkulisse nur wenig. Auch die Vibrationen sind nur ganz leicht im Gasfuß zu spüren.
Das gilt zumindest, solange man das Pedal nicht komplett durchdrückt. Dann muss der Antrieb zunächst die Kräfte von E- und Verbrennungsmotor kurz sortieren, um letzteren dann mit Hilfe der Sechsgangautomatik doch leicht dröhnend hochzudrehen. Auch wer auf der Autobahn jenseits der 130-Marke fährt, bekommt den Vierzylinder plötzlich deutlicher zu hören, aber kaum noch in Form von Beschleunigung zu spüren. Amerikaner und Koreaner stört so etwas dank geschwindigkeitsbegrenzter Straßen wenig. Auch auf deutschem Boden erzieht einen der Kia so mit der Zeit zu entspanntem Fahren.
Das dankt dann auch der Geldbeutel; denn mit gemäßigtem Tempo bekommt man den Kia problemlos unter die Sechs-Liter-Grenze, zumindest wenn man in der Stadt oder auf der Landstraße unterwegs ist, wo die Bremskraft-Rückgewinnung ihre Vorteile ausspielen kann. Auf der Autobahn klappt das natürlich weniger; hier fließen selbst bei gemäßigtem Tempo eher knapp acht Liter durch die Leitungen.
Geschrumpfter Kofferraum
Womit wir bei den Nachteilen des Optima angekommen wären. Gegen den europäischen Diesel hat der Hybrid auf Langstrecken immer noch das Nachsehen. Vor allem in einem so großen und schweren Auto wie der Optima eines ist. Auch beim zweiten Standard-Kritikpunkt für Hybrid-Pkw hat der Koreaner keine Lösung parat: Aufgrund des Platzbedarfs der Lithium-Polymer-Batterie für den Elektromotor schrumpft das Gepäckabteil auf maue 381 Liter. Zudem sind die Lehnen der Rücksitze nicht mehr umklappbar – und das als Ersatz angebotene schmale Durchladefach wird von der Akku-Verkabelung teilweise verdeckt.
Unterm Strich bleibt der Kia Optima Hybrid aber ein überzeugendes Auto – halt nur nicht unbedingt für den deutschen Markt, wo in dieser Klasse der Diesel-Kombi das Maß der Dinge ist. Pluspunkte wie der sehr harmonische Antrieb, der unaufgeregte Auftritt und der für einen Nicht-Selbstzünder ordentliche Verbrauch sowie das augenscheinlich hohe Qualitätsniveau inklusive siebenjähriger Garantie dürften nur eine Nischen-Kundschaft locken. Für Kia geht das allerdings in Ordnung – der Hybrid-Optima ist für Deutschland halt mehr ein Image-Mobil als ein Umsatzbringer. (SP-X)