Jeep Wrangler Rubicon: Ihm ist nichts zu schwer

Jeep Wrangler Rubicon: Ihm ist nichts zu schwer
Wo andere nicht mehr weiterkommen, fängt es für den Jeep Wrangler Rubicon erst an. © Specht/SP-X

Autohersteller lehnen sich bisweilen weit aus dem Fenster, wenn es um die Qualitäten ihrer Produkte gehört. Das trifft auch auf den Jeep Wrangler Rubicon zu.

Ihn bewirbt Jeep damit, dass es das einzige Serienfahrzeug der Welt sei, das den legendären Rubicon Trail auch wirklich bezwingen kann, seinen Zusatznamen also zu Recht trägt. Der Rubicon Trail ist ein felsiger Geländepfad, der sich nahe des Lake Tahoe im US-Bundesstaat Kalifornien gut 30 Kilometer durchs Gebirge zieht. In der Offroad-Szene gilt diese Passage als eine der schwierigsten überhaupt.

Was liegt da näher, als einfach mal auszuprobieren, ob der neue Wrangler Rubicon diese Tortur tatsächlich übersteht – ohne ernsthafte Schäden davonzutragen. Und warum kann nur er das, während diverse andere Geländewagen das Handtuch werfen müssen?

Jeep Wrangler Rubicon – das Auto für Offroad-Freaks

Letzteres beantwortet sich fast von selbst, sobald die ersten medizinballgroßen Steine im Weg liegen und es nur wenige Zentimeter an Felskanten und Bäumen vorbeigeht. Doch damit nicht genug. Der Rubicon Trail enthält Passagen, die man kaum zu Fuß bewältigen kann. Man stelle sich einen Gebirgsbach vor – nur ohne Wasser. Jeder normale Mensch würde spätestens jetzt sagen: „Danke, nicht mit mir, kein Auto dieser Welt kommt da hoch!“

Mit dem Jeep Wrangler Rubicon ein Flussbett hinauf. Foto: Specht/SP-X

Für wahre Offroad-Freaks aber beginnt genau an diesem Punkt die Herausforderung, gilt es doch, sich an die Grenzen der Physik heranzutasten. Einer von ihnen ist John Blomdal. Der 59-jährige kennt den Trail wie seine Westentasche, ist unzählige Male rauf- und runtergefahren. Jetzt wartet er mit seinen Kumpels und einer Reihe umgebauter Spezial-Jeeps an einer Ausbuchtung, um uns vorbeizulassen. Eine gute Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen und sich ein paar Tipps zu holen. Wie diesen, zum Beispiel: Niemals alleine fahren, immer zu mehreren. Sehr oft braucht es einen Einweiser, der vorausgeht und dem Fahrer exakt die richtige Spur zeigt. Ansonsten besteht durch die oft hohen Verwerfungen die Gefahr mit dem Auto aufzusetzen. Der „worst case“ im Gelände. Die Räder hängen in der Luft, das Wagengewicht drückt auf die Steine, es geht es weder vor noch zurück.

Türen vorsichtshalber ausgehängt

Vorsichtshalber haben wir die Türen am Jeep Wrangler ausgehängt. Nachteil: Der aufgewühlte Staub legt sich wie Puderzucker auf Kleidung, Sitze und Armaturenbrett. Es ist der Preis für die enorm verbesserte, seitliche Sicht zum Boden und in dieser unwirtlichen Umgebung ein deutlicher Sicherheitsgewinn. Zentimeterweise kraxelt der Wrangler Rubicon den steilen Hang hinauf, versuchen die grobstolligen Reifen Halt zu finden. Man kann manchmal nur erstaunt mit dem Kopf schütteln, zu was dieses Auto im Stande ist – und selbst dem ungeübten Fahrer fast akrobatische Übungen erlaubt.

Die Jeep-Ingenieure haben ihrer Allrad-Ikone dafür eine Reihe technischer Voraussetzungen mit auf den Weg gegeben. Der Rubicon ist der einzige Serien-Geländewagen mit einer Untersetzungsreduktion von 4:1. Dieser Kriechgang erlaubt es, hohe Drehmomente zu übertragen und sehr langsam zu fahren. Zudem lassen sich Vorder- und Hinterachse zu jeweils 100 Prozent sperren, was auf dem Trail diverse Male zwingend notwendig ist. Und um dem Wagen mehr Verschränkung zu ermöglichen, kann über einen Schalter am Armaturenbrett elektronisch der vordere Stabilisator entkoppelt werden.

Der Weg ist das Ziel

Aufwärts, immer aufwärts: der Jeep Wrangler Rubicon. Foto: Specht/SP-X

Doch nützt all dies recht wenig, wenn das Grundkonzept nicht stimmt. Fatal wären zu wenig Luft unter dem Wagenboden und zu lange Karosserieüberhänge. Letztere bestimmen den sogenannten vorderen und hinteren Böschungswinkel. Ist dieser zu klein, kratzt zuerst der Stoßfänger gegen die Schräge. Zudem besitzt der Jeep Wrangler keine seitlichen Blechschweller, was neben den 25 Zentimetern an Bodenfreiheit weiteren Freiraum bei diffizilen Situationen schafft.

Der Weg ist das Ziel. Dies gilt im Besonderen für den Rubicon Trail. Zehn bis zwölf Stunden sollten für eine komplette Durchfahrt vorsichtshalber eingeplant werden. Der anspruchsvolle Geländepfad entstand vor mehr als 150 Jahren während des kalifornischen Goldrausches und ist heute öffentlich zugänglich. An Wochenenden kann es daher schon mal zu Staus kommen, so beliebt ist der Trail bei den Hard-Core-Offroadern. Wie John Blomdal, der einfach nicht glauben will, dass es in Deutschland nicht etwas Ähnliches gibt – und fragt, warum sich die Leute dann einen Wrangler Rubicon kaufen. (SP-X)

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