Jeep hat den Grand Cherokee einer umfangreichen Überarbeitung unterzogen. Das hat dem Luxus-SUV gut getan. Er bietet nun dank einer neuen Achtgangautomatik bessere Alltagsfähigkeiten.
Von Frank Mertens
Ein Jeep ist nun einmal ein Jeep. Und mit einem Jeep assoziiert man insbesondere eines: eine souveräne Geländetauglichkeit. Das ist die DNA der Marke. Doch das Nutzungsverhalten der Kunden ändert sich. Für sie ist ein SUV mittlerweile ein Lifestyle-Vehikel, mit dem sich nur die wenigsten der Käufer ins Gelände verirren. Auf dieses veränderte Nutzungsverhalten muss sich auch ein Autobauer einstellen, der wie kaum ein anderer für Offroad-Kompetenz steht. Schließlich waren es die US-Amerikaner, die im Jahre 1992 mit dem Jeep Grand Cherokee das Premium-Segment bei den SUVs gründeten und seither weltweit 4,8 Millionen Einheiten dieses Modells absetzten.
Jeep setzt auf Onroad-Kompetenz
Damit dieser Erfolg weitergeht, hat Jeep der Neuauflage des Grand Cherokee nun noch mehr „Onroad-Kompetenz“ mitgegeben, wie Unternehmens-Sprecher Claus Witzeck bei der Vorstellung des neuen Modells in dieser Woche in Wörth am Main sagte. Ist das Ziel aufgegangen? Ja, es ist gelungen, wie erste Fahrtests mit dem SUV auf der Straße und im Gelände zeigten. Da ist zunächst einmal die neue von ZF konzipierte Achtgangautomatik, die die in die Jahre gekommene und noch aus der Zusammenarbeit mit Daimler stammende Fünfgangautomatik ablöst.
Sie sorgt im Zusammenspiel mit weiteren verbrauchsreduzierenden Maßnahmen beim 3.0 V6 Multijet mit 250 PS für eine Verbrauchsreduzierung von stattlichen zehn Prozent. Entsprechend wird ein Durchschnittsverbrauch von 7,5 Liter auf 100 Kilometer mit diesem immerhin 2,5 Tonnen schweren Gefährt in Aussicht gestellt. Doch zum Verbrauch später mehr.
Harmonischer Gangwechsel mit Achtgangautomatik
Bleiben wir zunächst bei der Achtgangautomatik: Sie sorgt nicht nur für eine bessere Effizienz, sondern offeriert dem Fahrer auch deutlich sanftere, harmonischere Gangwechsel. Durch die Erhöhung auf acht Gänge lässt es sich nunmehr auch in der Stadt, auf der Landstraße oder auf der Autobahn in niedrigeren Drehzahlen unterwegs sein. Das kommt neben der Fahrdynamik vor allem dem Fahrkomfort zu Gute. Entsprechend ist das Ziel der gesteigerten Onroad-Kompetenz aufgegangen und macht diesen Jeep zu einem idealen Langstreckengefährt.
Aber die neue Achtgangautomatik sorgt auch für Vorteile im Gelände, denn durch die niedrige Übersetzung des ersten Ganges wird ein besonders langsames Fahren bei schwierigen Offroad-Passagen ermöglicht, wie Klaus Schüle erzählt, der die Technik verantwortet.
Fünfstufige Höhenverstellung
Damit man im Gelände, so man denn dort einmal aus Versehen gelandet ist, auch problemlos bei besonders schwierigen Bedingungen unterwegs sein kann, verfügen die Ausstattungsvarianten Overland und Summit serienmäßig über die Luftfederung Quadra-Lift: sie gestattet es dem Fahrer , die Bodenfreiheit in fünf Stufen von 22 Zentimeter auf der Straße bis hin zu 28 Zentimeter im Gelände zu regulieren. Ohnehin zeigt die Fahrt im Gelände die besonderen Stärken dieses Autos. Hier zeigt er Leistungen, wo viele andere Geländewagen längst an ihre Grenzen gestoßen wären. Eine feine Sache ist der Eco Modus, der dafür sorgt, dass die Karosserie automatisch um 1,3 Zentimeter abgesenkt wird. Dadurch liegt der Gran Cherokee noch satter auf der Straße und bietet einen marginal verbesserten Luftwiderstand.
Auch wenn der Eco Modus es vermuten lässt, verfügt der Grand Cherokee leider über kein Start-Stopp-System. Warum dies so ist, bleibt ein Geheimnis der Jeep-Entwickler. Ein solches weiter spritsparendes System sollte in keinem neuen Auto mehr fehlen.
Sattes Drehmoment von 570 Nm
Doch kommen wir zu den Fahreigenschaften unserer 250 PS starken Jeep Grand Cherokee. Er ist ein Ausbund an Kraftentfaltung: dafür sorgt ein maximales Drehmoment von 570 Nm, das bereits bei 2000 Touren anliegt. Wer einmal vehement das Gaspedal in diesem Jeep durchtritt wird überrascht sein, wie dynamisch sich ein solches Trum von Auto nach vorn bewegen kann. In 8,2 Sekunden sind Tempo 100 erreicht, die Spitzengeschwindigkeit ist bei 202 km/h erreicht.
Doch diese sportlichen Leistungsdaten sollten einen nicht zum Trugschluss verleiten lassen, den Grand Cherokee wie einen Sportwagen bewegen zu wollen: denn er bleibt nun einmal ein hochbauender Geländewagen. Das merkt man in schnell gefahrenen Kurven, wo man sich dann doch nicht so richtig wohl fühlt. Die Sitze im Grand Cherokee bieten dann auch keinen allzu großen Seitenhalt. Ansonsten sind sie für die herkömmlichen Fahrsituationen aber komfortabel und geben keinen Anlass zur Kritik. Das trifft auch auf die Lenkung zu, die direkt abgestimmt ist und dem Fahrer eine gute Rückmeldung zur Straße vermittelt.
Doch kommen wir zurück zum in Aussicht gestellten Durchschnittsverbrauch von 7,5 Liter. Das hört sich vielversprechend an, ist aber kaum unter realen Alltagsbedingungen zu erzielen. Wenngleich sich der Grand Cherokee bei gemächlicher Gangart auf der Landstraße mit 7,3 Liter zufrieden gab, im Mix standen am Ende aber 9,9 Liter auf dem Bordcomputer, ein dennoch guter Wert für ein Auto dieser Größe und mit diesen Leistungsdaten.
Gute Qualitätsanmutung
Auch optisch hat sich etwas am Grand Cherokee getan. So erhielt er eine modifizierte Frontpartie mit Bi-Xenon-Scheinwerfern samt LED-Tagfahrlicht und flacherem Kühlergrill, Am Heck gibt es nun einen neuen Dachspoiler. Der Innenraum machte in der von uns gefahrenen Ausstattungsvariante Summit einen qualitativ guten Eindruck. Die Materialien sehen nicht nur gut aus, sondern fassen sich auch so an. Doch so etwas muss man von einem Fahrzeug auch erwarten, dass als V6-Diesel mit 250 PS und mit dieser Ausstattung mit 65.500 Euro in der Preisliste steht. Der Einstieg in die Welt des Jeep Grand Cherokee beginnt übrigens bei 45.500 Euro für den 3.0 Liter Diesel mit 190 PS.
Angesichts der Stärken des neuen Jeep Grand Cherokee zeigen sich die Verantwortlichen auch ausgesprochen selbstbewusst. Man sieht seine Mitbewerber beim Audi Q5, BMW X5 und dem Mercedes ML und rechnet mit einer Eroberungsrate von 70 bis 75 Prozent. Bei den Kunden jedenfalls kommt der Jeep Grand Cherokee offensichtlich sehr gut an. Wurde in Deutschland von ihm im Jahr 2010 gerade einmal 800 Einheiten verkauft, waren es 2012 bereits 3100 Einheiten. Und der Verkauf des neuen Modells laufe besser an als beim Vorgängermodell. Verkaufte man von ihm damals nur 15 Einheiten pro Tag, seien es nun 20 Fahrzeuge pro Tag.