Jeep Grand Cherokee: Solider Weggefährte

Die Wetterfrau schwört Stein und Bein, dass es über 1.500 Metern schneit. Grund genug, mit dem Jeep Grand Cherokee Kühtai, ein Hochplateau in den Tiroler Alpen, zu erklimmen. Dort kann der Allradler zeigen, was in ihm steckt.

Von Stefan Grundhoff

Auch wenn sich die amerikanischen Allradspezialisten mit volumenstarken Modellen wie Compass, Patriot und Co ihr waschechtes Kletterimage zunehmend verwässern, ist der Grand Cherokee noch immer das Rückrat der einst so urwüchsigen Modellpalette. Die organischen Formen von früher sind mit der aktuellen Ausgabe des Grand Cherokee verschwunden. Das Topmodell ist optisch und technisch ein wahrhafter Jeep.

Ab aufs Eis

Die endlosen Bindfäden verwandeln sich bereits kurz nach dem Grenzübergang zwischen Mittenwald und Seefeld in Schneeregen - in höheren Lagen könnte es spaßig werden. Eigentlich geht es nur nach Sölden und der Tamtam-Wintersportort am Ende des Ötztals lässt sich über Autobahn und Öztaler Bundesstraße bestens erreichen. Doch wer weiß, ob es hier schneit. Daher muss der Grand Cherokee im vermeintlichen Schneeloch Kühtai zeigen, was er auf Schnee und Eis kann. Der Pass, der kein solcher ist, gehört zu den höchsten und schneesichersten Skiorten Österreichs. Die Strecken nach oben sind Paradiese für Autofans.

Leistungsstarker Allradantrieb

Jeep Grand Cherokee Foto: press-inform

Bereits ein paar Kilometer nach dem Abzweig Axams wird der Schnee dichter und die ersten Schilder weisen auf die sinnvolle Verwendung von Ketten hin. Doch der 2,2 Tonnen schwere US-Allradler mit Mercedes-Herz soll ohne jegliche Kletterhilfen zeigen, was er kann. Der Allradantrieb Quadra-Drive-II gehört bekanntermaßen zu den Besten und kann die Kraft je nach Untergrund variabel auf einzelne Achsen und Räder verteilen. Das System arbeitet bei der zunehmend rutschiger werdenden Bergstraße einwandfrei und reagiert in Sekundenbruchteilen.

Für den Gelände-Trip hat der Overland nicht nur das Jeep-eigene Allradsystem mit elektronisch gesteuertem Verteilergetriebe, elektronischer Differenzialsperre und Traktionskontrolle, sondern auch eine zuschaltbare Geländeuntersetzung in der Hinterhand. Die Kontrollleuchte der Anti-Schlupf-Regelung zuckt bei der zügigen Bergfahrt nur dann und wann auf und unterstreicht den fahrdynamischen Eindruck an der präzisen Lenkung.

Commonrail-Diesel von Mercedes

Jepp Grand Cherokee Foto: press-inform

Hatte die allzu laute Hinterachse bei der Autobahnpassage aus München noch mächtig genervt, so ist angesichts des geringeren Tempos bei der Bergfahrt nur ein leichtes Mahlen zu vernehmen. Die Servounterstützung ist angenehm direkt und so lässt sich das leichte Untersteuern bei schneller Kurveneinfahrt problemlos korrigieren. Der drei Liter große Commonrail-Diesel aus dem Hause Mercedes-Benz verrichtet ebenso eindrucksvoll wie der Allradantrieb seinen Job. 160 kW / 218 PS und 510 Nm pressen den Indianer eindrucksvoll nach oben in Richtung Kühtai.

Das Getriebe ist gut - man kennt es seit Jahren. Da Konzernmarken wie Dodge, Chrysler oder Jeep auf die aktuelle Siebengang-Automatik aus dem Hause DaimlerChrysler verzichten müssen, arbeitet zwischen den Vordersitzen die bekannte Fünfstufenversion. Der Jeep beschleunigt in kaum mehr als neun Sekunden auf 100 und erreicht über 200 Km/h. Einen ordentlichen, aber im Klassenvergleich erträglichen, Schluck genehmigt sich der Diesel an der Tankstelle: Durchschnittlich 10,2 Liter auf 100 Kilometer. Euro4 ist Serie.

Wenig Detailliebe

Innenansicht Jeep Grand Cherokee Foto: press-inform

Nachdem vom Start weg der Innenraum des Jeep Grand Cherokee wegen seiner preiswert anmutenden Materialien kritisiert worden war, hat Jeep nachgelegt. Der edle Overland ist die Topversion mit Alcantara-Sitzen, Holzblenden und einigen optischen Annehmlichkeiten an der Karosserie. Veredelt wird bei Magna-Steyr in Graz und nicht in der Grand-Cherokee-Heimat USA. Trotzdem steht der Grand-Cherokee-Innenraum weniger wertig als bei der Konkurrenz da. Viel Kunststoff, wenig Design und lieblose Oberflächen lassen den Abstand zu X5, ML oder XC90 der neuesten Generationen größer denn je erscheinen.

Das Navigationssystem kann ebenfalls nur eingeschränkt überzeugen und die heute nicht anwesenden Fondpassagiere bekommen nicht einmal gegen Aufpreis eine Sitzheizung. Ansonsten ist die Serienausstattung weitgehend komplett. Das Xenonlicht, das gerade bei diesem Wetter sinnvoll wäre, ist nicht einmal gegen Aufpreis zu bekommen. Und das ist in dieser Klasse doppelt bitter. Erst bei der wohl im nächsten Jahr anstehenden Modellpflege soll Abhilfe geschaffen werden. Nicht mal eine im Winter besonders wichtige Scheinwerferwaschanlage ist zu haben.

Enorme Stärke am Hang

Jeep Grand Cherokee Foto: press-inform

Das Platzangebot ist vorne und hinten angenehm, jedoch sind die Rücksitze viel zu weich und die Kopfstützen lassen sich nur unzureichend verstellen. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Liebe zum Detail nach wie vor nicht die starke Seite der amerikanischen Autobauer ist. Das Schneegestöber draußen kümmert sich darum wenig. Es schneit mittlerweile wie aus Eimern; so als wollte Frau Holle den bitterwarmen und schneelosen Winter 2006 / 2007 an einem Abend vergessen machen will. Trotz Schnee und vereister Fahrbahn ist der Grand Cherokee schnell unterwegs.

Die Ortschaften liegen längst hinter einem und bis auf das Kühtaier Hochplateau sind es nach dem Navigationsschaubild noch fünf Kilometer. Als man am Ortseingang das Schild - Kühtai, 2020 Meter - passiert steht fest, was sich angedeutet hatte. Der Jeep Grand Cherokee ist bei widrigen Witterungs- und Straßenbedingungen eine feste Größe und in den Bergen eine Glanzbesetzung. Er lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen gibt dem Fahrer einfach ein sicheres Gefühl. Genug für heute - jetzt ein Zwischenstopp auf der Alm und dann ab ins Hotel. Erst morgen früh geht es auf der anderen Seite runter ins Ötztal.

Preise ab 54.790 Euro

Jeep Grand Cherokee Foto: press-inform

Für den Basispreis von 54.790 Euro bekommt man mit dem Jeep Grand Cherokee Overland 3.0 CRD einen prächtigen Wegbegleiter für den nächsten Winterurlaub. Doch günstiger als bei der prestigeträchtigen Konkurrenz ist man dabei kaum unterwegs. Bei dem kraftvollen Commonrail-Triebwerk gibt es keinen Grund, zum 326 PS starken Achtzylinder zu schielen. Der bringt kaum bessere Fahrleistungen verbraucht in flotter Fahrt nahezu das Doppelte. Serien- und Sicherheitsausstattungen sind abgesehen von ein paar kleinen Makeln überzeugend. Der Jeep ist gerade wegen der gelungenen Mischung aus Antriebseinheit und Fahrwerk eine ernste Alternative zu Audi, BMW oder Mercedes. Wenn Jeep nur endlich etwas mehr Liebe zum Detail zeigen würde, wäre noch mehr drin.

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