Jaguar XF: Auf Augenhöhe mit deutschen Platzhirschen

Britische Mittelklasse-Limousine

Jaguar XF: Auf Augenhöhe mit deutschen Platzhirschen
Der Jaguar XF hat den Rückstand zur deutschen Konkurrenz aufgeholt © Jaguar

Limousinen ohne deutschen Hintergrund haben es gerade im Premiumbereich in diesen Graden schwer. Der Jaguar XF hat in neuer Generation seine Chancen enorm gesteigert.

Gerade die Mittelklassen der Importeursmarken haben es schwer, sich auf dem deutschen Heimatmarkt durchzusetzen. Die neue Generation des Jaguar XF stellt nun nicht nur die vorige Generation in den Schatten, sondern entpuppt sich als gute Alternative zu den deutschen Platzhirschen in der oberen Mittelklasse.

Mit dem großen V6-Diesel mit 221 kW/300 PS ist die vielleicht optimale Kombination aus Kraft, Prestige und Sparsamkeit gewählt. Nur zur Info: Es gibt zwei weitere Selbstzünder im Angebot, Vierzylinder mit 163 und 180 PS – sparsam, aber für den fast fünf Meter langen Jaguar vielleicht doch ein wenig zu viel des Understatements. Zudem offerieren die Briten auch zwei Sechszylinder-Benziner, mit wahlweise 340 oder 380 PS. Für die würden angesichts wahrscheinlich recht rauer Trinksitten lediglich ein sanfterer Lauf und der gegen Aufpreis zur Verfügung stehende Allradantrieb sprechen.

Gelungene Diät des Jaguar XF

Der erst seit Herbst letzten Jahres in der neuen Generation erhältliche XF hat sich auf den ersten Blick optisch gar nicht so stark verändert. Und doch wirkt die Limousine deutlich dynamischer und versprüht mehr Leichtigkeit, als der etwas behäbigere Vorgänger. Die gestrafften Linien, der verkürzte vorderen Überhang, ein verlängerter Radstand – all das trägt zum Eindruck bei, dass man es mit einem Sportler im Maßanzug zu tun hat: Die Eleganz überwiegt, aber die Muskulatur schimmert an jeder Stelle durch den Stoff ergo die Blechhaut.

Das mit der Leichtigkeit ist übrigens nicht nur Optik: War der Vorgänger noch recht gewichtig, was sich auch in mangelnder Agilität auf der Straße bemerkbar machte, wirkt der Neue einfach frisch. Kein Wunder, sorgt die Diät doch laut Jaguar für bis zu 190 Kilogramm weniger Gewicht. Alleine die Leichtbau-Karosserie soll im Vergleich zu Wettbewerbern bis zu 80 Kilo einsparen.

Jaguar XF deutlich agiler als sein Vorgänger

Der Jaguar XF hat den Rückstand zur deutschen Konkurrenz aufgeholt
Im Cockpit des Jaguar XF lässt es sich gut aushalten Jaguar

Das macht sich in jeder Hinsicht positiv bemerkbar. Der große Diesel liegt dem XF deutlich weniger schwer auf der Vorderachse, als im Vorgänger. Geradeaus und lange Strecken konnte der Jaguar schon immer, jetzt kann er auch Kurven und Kehren. Auch dank der Achtgang-Automatik aus dem Hause ZF, die jederzeit Herr der Lage bleibt. 700 Newtonmeter Drehmoment liegen schon bei 2000 U/min an, den Sprint absolviert der Jag in 6,2 Sekunden. Bei 250 Stundenkilometern wird der Brite elektronisch eingefangen. Der Testverbrauch lag bei 7,2 Litern (Norm: 5,5 l), was angesichts der Leistung sehr akzeptabel ist.

Erfreut hat der Innenraum des XF, das schöne Leder, der überwiegend weiche Kunststoff, die saubere Verarbeitung. Fortschritte gibt es auch im Bereich Bedienlogik, Entertainment und Navigation zu vermelden. Allerdings ist speziell hier noch Raum für Verbesserungen. Als Beispiel sei das mit Tasten überladene Lenkrad genannt, die nicht immer klar Menüführung und das höchstens mittelschnelle Navi. Die Vielzahl der im Testwagen vorhandenen Assistenzsysteme ist mal mehr, mal weniger nützlich – gehört aber wohl für ein Fahrzeug dieser Klasse heute einfach dazu.

XF bester Jaguar im Sortiment

Der Jaguar XF hat den Rückstand zur deutschen Konkurrenz aufgeholt
Der Jaguar XF kann dynamisch ebenso wie gelassen Jaguar

Trotzdem und gerade deswegen ist es erfreulich, dass der XF ein Fahrerauto geblieben ist. Klar, hinten sitzt es sich auch sehr bequem auf den äußeren Plätzen. Aber wie es sich für einen Jaguar gehört, ist der schönste Platz vorne links (bzw. vorne rechts in seinem Heimatland). Dabei beherrscht der Brite passend zu seinem Outfit sowohl den sportlich-dynamischen Antritt wie den souverän-gelassenen Auftritt. Letzteres passt dann sogar noch ein wenig besser zu Antrieb, Getriebe und Lenkung. Und dies, obwohl der XF keinesfalls weich abgestimmt ist, er wirkt sogar eher straff und teilt das auf Querfugen auch recht deutlich mit. Macht aber nichts, denn insgesamt geht es im Innenraum sehr komfortabel und leise zu.

So lässt sich denn konstatieren: Der XF ist eine ganze (Auto-)Welt besser als sein Vorgänger und gleichzeitig der im Moment wohl beste Jaguar im Sortiment. Und er bewegt sich so nah an den deutschen Platzhirschen wie noch nie. Mehr noch: Er fährt erstmals in seiner Karriere praktisch sogar auf Augenhöhe. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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